Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
eigentliche Bedeutung kennt» . (Jan Assmann). Damals wie heute.
Archäologisch belegt und schon bei Homer erwähnt sind die Mysterien im Heiligtum von Eleusis (nahe Athen) ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. Sie werden bei der Gründung der Illuminaten eine wichtige Rolle spielen. Bei Todesstrafe war es verboten, die Opferhandlungen zu Ehren der Göttinnen Demeter und ihrer Tochter Persephone und die Initiationsriten zu verraten. Die Zeremonien, denen sich der Einzelne unterziehen musste, um Eintritt in die Kultgemeinschaft zu erlangen, unterlagen einem strikten Schweigegebot. Die Kenntnis der Geheimnisse verbindet die Geweihten und schmiedet den Bund zusammen, so wie heute die Freimaurer (s. S. 129), die Mitglieder von Skull and Bones (s. S. 33) und schon in der Antike die Mithras-Anhänger (s. S. 267). Deren Kult galt einst als Konkurrent des ähnlich ausgerichteten und etwa zeitgleich entstandenen Christenkults. Auch zu dessen Ritualen wie Taufe und Abendmahl wurden ursprünglich nur Eingeweihte zugelassen.
Der antike Mensch konnte sich in mehreren Mysterien einweihen lassen. Nur das Christentum duldete keinen anderen Gott und bestand auf seinem Alleinstellungsmerkmal – vielleicht ein Grund für seinen Siegeszug über zwei Jahrtausende. Mit seinem Triumph über die «Heiden» im 4. Jahrhundert wurden die tausend Jahre bestehenden antiken Mysterienkulte durch Verfolgung und Zerstörung ihrer Tempel beendet.
Wie der Mithras-Kult ist auch der ursprünglich ägyptische Isis-Kult bis ins 4. Jahrhundert im heutigen Deutschland nachweisbar. Das ägyptische Götterpaar Isis und Osiris gelangte hellenisiert im Imperium Romanum zu großer Verehrung, in Pompeji wurde der Isis-Kult gar zum Stadtkult.
Die Mysterien der Isis
Der Kult der «Göttin der 1000 Namen» gehörte zusammen mit dem Mithras-Kult zu den einflussreichsten Mysterienkulten im römischen Imperium. Von der Themse (London) bis zum Nil (Philae) stieß man auf ihre Heiligtümer. Auch in Köln und in Mainz – hier beim Bau der Einkaufsgalerie «Römerpassage», die Überreste sind im Untergeschoss zu besichtigen – wurden Isis-Tempel ausgegraben. In Pompeji hat sich ihr großes Heiligtum aus der Zeit vor dem Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. beinahe unbeschädigt erhalten. Mozart besuchte es vierzehnjährig mit seinem Vater und soll hier die ersten Anregungen zu seiner «Zauberflöte» bekommen haben. In Herculaneum sah er die wunderbaren Wandmalereien mit den Darstellungen der Isis-Mysterien, denen wir in der «Zauberflöte» begegnen, das Ritual der Einweihung, den «Weg von der Täuschung zur Erkenntnis, von der Illusion zur Klarsicht, vom Aberglauben zur Wahrheit» . (Jan Assmann).
Ihren Beinamen erhielt Isis, weil sie alle Eigenschaften von mütterlichen Gottheiten vereinigte: Herrin des Lebens, Königin und Helferin der Toten, warmherzige Retterin, zärtliche Mutter und innig Liebende. Die volkstümliche Universalgöttin, an die sich vor allem Frauen und weniger Begüterte wandten, gab auch durch Zauberei und Magie göttlich-mütterlichen Schutz. Anders als die fernen, abstrakten römischen Götter verkörperte sie die schützende Muttergöttin, die auch über den Tod hinaus den Menschen nicht allein lässt. Isis sprach nicht kalten Verstand und sachlichen Intellekt an, sondern bediente mit spirituellem, orientalischem Zauber Emotionen, Sinne und die Seelenbedürfnisse der Menschen.
Die heimlichen, nächtlichen Zusammenkünfte, die exotische Sinnlichkeit, die Prozessionen mit Musik und Tanz und erregenden Düften brachten dem Kult den Vorwurf der Unmoral und Sittenverderbnis ein und führten nicht selten zu einem Skandal bei den entzückten, hingebungsvollen Damen der höheren Schichten. Auch die römischen Hetären outeten sich als Isis-Dienerinnen. So wurde er bald als Halbweltkult verschrien. Doch Plutarch nannte die Allgöttin Isis die Wissende, die nach Wahrheit und Erkenntnis sucht. Sie stand für die Weisheit des Orients statt griechisch-römischer, kühler Ratio. Sie war für alle da, nahm alle Menschen an ihre mütterliche Brust, versprach Wärme, Nahrung und Geborgenheit. Die Darstellung der Göttin mit dem auf ihrem Schoß sitzenden Horuskind war besonders beliebt. Den Christen fehlte eine solche Muttergottheit, fehlte das Weibliche in ihrer Religion. Dieses Vakuum füllte man auf dem Konzil von Ephesos 431 n. Chr. mit der «Gottesgebärerin», der Muttergottes und Jungfrau Maria. Nach dem Sieg des Christentums
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