Geheimcode Makaze
anschließenden Explosionen zerfetzten die Kabine, die in einer Wolke aus Holz- und Glassplittern zerbarst. Dann stieg ein gewaltiger Feuerball auf, und das Heck wurde aus dem Wasser gehoben, als die Innentanks hochgingen und ein klaffendes Loch in den Rumpf rissen, durch das sofort Wasser eindrang. In einer Wolke aus Rauch und Dampf ging das Boot unter und zog die Leichen von Tongju, Kim und dem zweiten Kämpfer mit auf den Meeresgrund.
Giordino hatte sofort von dem explodierenden Boot abgedreht, aber das Luftschiff wurde trotzdem von umherfliegenden Trümmern getroffen, die ein paar weitere Löcher in den Tragkörper schlugen. Die Hülle der
Icarus
war mit gut hundert Rissen, Schlitzen und Einschusslöchern übersät, durch die Helium entwich, doch das Luftschiff hielt sich trotz aller Schäden in der Luft, wie ein Boxer, der zwar angeschlagen, aber noch lange nicht k.o. ist.
Die Männer in der Gondel sahen sich um. Über ihnen hing noch immer eine dichte weiße Rauchwolke am Himmel, wo die Zenit auseinander gebrochen war. In Richtung Nordwesten sahen sie eine Fregatte und einen Zerstörer der Navy, die auf die
Koguryo
zuhielten, über der die Kampfjets kreisten. Und unter ihnen trieben brennende Holzstücke im Wasser und markierten die Stelle, an der Tongju ein nasses Grab gefunden hatte.
»Ich glaube, wir haben deinem Freund ganz schön eingeheizt«, sagte Giordino zu Dirk, als er den Kopf durch die Cockpittür steckte.
»Ich hoffe, er wird in der Hölle schmoren.«
»Ist bei dir und Jack alles in Ordnung?«
»Nur ein paar Kratzer. Wir sind einfach um die fliegenden Kugeln rumgetanzt.«
»Aber schau dir an, was sie meinem Luftschiff angetan haben«, grummelte Giordino mit gespieltem Schmerz und deutete in die Kabine.
»Wenigstens sind alle wichtigen Teile heil geblieben. Trotz der Einschusslöcher in der Hülle hält der Heliumdruck, und wir haben noch zweihundert Liter Sprit, mit denen wir locker zur Küste kommen«, versetzte Pitt mit einem Blick auf die Instrumente und stellte dann den beschädigten Motor ab. »Bring uns heim, irrer Al.«
»Wie Ihr wünscht«, erwiderte Giordino und zog die
Icarus
in Richtung Osten. Während er das ramponierte Luftschiff mit einem Motor langsam zum Festland steuerte, wandte er sich an Pitt und sagte: »Tja, was die Zigarren angeht …«
63
Beim bloßen Anblick der Fregatte und des Zerstörers der US-Navy warf die führerlose Besatzung der
Koguryo
das Handtuch. Als immer mehr Kampfjets am Himmel auftauchten, wurde allen klar, dass jeder weitere Fluchtversuch zur Vernichtung des Schiffes führen würde. Zumal sie mit dem beschädigten Rumpf niemanden abhängen konnten. Als die Navy-Schiffe nahten, meldete sich der Erste Offizier über Funk und ergab sich. Innerhalb weniger Minuten traf ein Enterkommando des Zerstörers USS
Benfold
ein und übernahm das Schiff. Ein Reparaturtrupp wurde an Bord geschickt, um beim Abdichten des Rumpfes zu helfen, und danach wurde das unter japanischer Flagge fahrende Schiff nach San Diego gebracht.
Bei der Ankunft am nächsten Morgen spielten die Medien verrückt. Als sich herumsprach, dass ein Raketenanschlag auf Los Angeles in letzter Sekunde vereitelt worden war, kurvten zahllose kleine Boote mit Reportern und Kamerateams im Hafen herum und versuchten einen genaueren Blick auf das Terroristenschiff und seine Besatzung zu werfen. Die Seeleute und Techniker an Bord der
Koguryo
wiederum blickten teils verständnislos, teils belustigt auf die umherschwärmende Pressemeute. Weniger angenehm war der Empfang in der San Diego Naval Station, wo sie von einem Trupp Sicherheits- und Nachrichtendienstoffiziere in schwer bewachte Busse geschafft und zur eingehenden Vernehmung an einen geheimen Ort gebracht wurden.
Unterdessen durchkämmten Ermittler das ganze Schiff, nahmen die Startkontrolldaten in Beschlag und sicherten die Flugabwehr- und Boden-Boden-Raketensysteme. Schiffsbauingenieure untersuchten die Schäden am Rumpf und stellten fest, dass sie mit Sicherheit durch innen angebrachte Sprengladungen verursacht worden waren. Es sollte noch einige Tage dauern, bis Nachrichtendienstanalytiker herausfanden, dass sämtliche Daten, die sich auf die Flugbahn und die Nutzlast der Rakete bezogen, vor dem Aufbringen des Schiffes systematisch vernichtet worden waren.
Auch die Vernehmung der Besatzung erwies sich als wenig ergiebig. Ein Großteil der Matrosen und Raketentechniker hatte gemeint, dass sie tatsächlich einen Fernsehsatelliten in die
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