Geheimcode Makaze
»Sie sind vor der Vernehmung durch die Geheimdienstler ausgebüchst und zum Surfen an den Manhattan Beach gefahren.«
Pitt lachte kurz, dann blickte er versonnen auf die dunkle See hinaus. Nein, dachte er, dafür war jetzt keine Zeit.
64
Dirk saß auf dem engen Sitz eines regierungseigenen Jets, der in 12000 Meter Höhe über dem Pazifik flog, und versuchte zu schlafen. Aber er war noch immer so überdreht, dass er kein Auge zutun konnte, während sich die Maschine Südkorea näherte. Erst vor wenigen Stunden waren er und Summer von Bord der
Deep Endeavor
zitiert worden, um dem FBI und Geheimdienstvertretern des Verteidigungsministeriums über ihre Begegnung mit Kang zu berichten und dessen befestigtes Anwesen in allen Einzelheiten zu beschreiben.
Sie erfuhren, dass Sandecker den Präsidenten letztlich überzeugt hatte, worauf das Weiße Haus den Befehl erteilte, Kang umgehend dingfest zu machen, ohne die südkoreanische Regierung zu verständigen. Daraufhin waren Pläne für einen Angriff auf mehrere Niederlassungen von Kang ausgearbeitet worden, darunter auch auf die Werft in Inchon. Da bislang nur wenige Ausländer in Kangs Refugium eingeladen worden waren, war Dirks und Summers Ortskenntnis wichtig.
»Wir können Ihnen einen Lageplan mit allen Zugängen und Wegen liefern, dazu die Position der Überwachungstechnologie und die Stellen, wo die Wachmannschaften postiert sind«, bot Dirk den begeisterten Geheimagenten an. »Aber ich erwarte auch von Ihrer Seite ein Entgegenkommen«, fügte er hinzu. »Und zwar möchte ich dabei sein.«
Dirk lächelte, als er sah, wie alle kreidebleich wurden. Nach einer Reihe von Einwänden und mehreren Anrufen in Washington ließ man ihm seinen Willen. Außerdem waren sich alle darüber im Klaren, dass es durchaus nützlich sein konnte, wenn er den Sturmtrupp begleitete. Summer hingegen hielt ihn für verrückt.
»Du willst wirklich in dieses Horrorkabinett zurück?«, fragte sie ungläubig, als die Agenten den Raum verlassen hatten.
»Na klar«, erwiderte er. »Ich will in der ersten Reihe sitzen, wenn sie Kang die Schlinge um den Hals legen.«
»Mir hat schon das erste Mal gereicht. Sei bitte vorsichtig, Dirk. Überlass den Profis den Angriff. Ich hätte heute beinahe dich und Dad verloren«, sagte sie besorgt.
»Keine Angst. Ich werde mich schön zurückhalten und den Kopf einziehen«, versprach er.
Nach einer zweistündigen, gründlichen Einweisung wurde er zum Flughafen von Los Angeles gebracht und nach Korea geflogen. Unmittelbar nach der Landung auf der Osan Air Base nahm er an einer Einsatzbesprechung mit den Eliteeinheiten teil, die den Sturmangriff durchführen sollten. Dirk beschrieb ihnen Kangs Refugium in allen Einzelheiten, an die er sich noch erinnern konnte. Dann lehnte er sich zurück und hörte aufmerksam zu, als der Angriffsplan vorgetragen wurde. Zwei Special-Operations-Teams der Army sollten in Kangs Werft und das nahe gelegene Telekommunikationszentrum in Inchon eindringen, während ein Trupp Navy-SEALs sein Anwesen stürmen würde. Die Einsätze sollten gleichzeitig erfolgen und von Reserveeinheiten unterstützt werden, die bei weiteren Unterschlupfmöglichkeiten in Stellung gingen, falls sich Kang nicht an einem der drei Hauptangriffsziele aufhielt. Nach der Besprechung wandte sich ein Captain der Navy, der für die Angriffsplanung der SEALs zuständig war, an Dirk.
»Sie können sich fünf Stunden ausruhen, bevor wir uns sammeln. Sie sind Commander Gutierrez’ Trupp zugeteilt. Ich sorge dafür, dass Paul Sie rechtzeitig ausrüstet. Eine Schusswaffe können wir Ihnen leider nicht geben. Befehl von oben.«
»Ist mir klar. Ich bin schon dankbar, dass ich überhaupt dabei sein darf.«
Dirk aß rasch etwas, legte sich in den Offiziersunterkünften kurz aufs Ohr und traf sich dann mit dem SEAL-Team, wo man ihm einen schwarzen Kampfanzug, eine kugelsichere Weste und ein Nachtsichtgerät aushändigte. Nach einer abschließenden Besprechung stiegen die Männer in zwei Kastenwagen, die sie zu einem kleinen Kai in Inchon brachten. Im Schutz der Dunkelheit begab sich das vierundzwanzigköpfige SEAL-Team an Bord einer unscheinbaren Barkasse, mit der sie durch das Gelbe Meer in Richtung Norden fuhren, zur Insel Kyodongdo. Während das Boot über die offene See raste, überprüften die hervorragend ausgebildeten Einzelkämpfer in der abgedunkelten Kabine ein letztes Mal ihre Waffen. Commander Gutierrez, ein kleiner, aber kräftiger Mann mit einem dünnen
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