Geheimcode Makaze
gefunden?«, hakte Gunn schließlich nach.
»Genau genommen war es Max«, erwiderte Yeager stolz.
»Nachdem das Nationalarchiv nichts mehr hergab, habe ich sie die öffentlich zugänglichen Datenbanken in den USA und Japan durchforsten lassen. In einer genealogischen Datenbank in Japan wurde sie fündig. Dort stieß sie auf ein bislang unbekanntes Tagebuch eines Matrosen, der im Krieg auf der
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diente.« Er holte einen Ausdruck heraus und fuhr fort. »Mechaniker Hiroshi Sakora vom kaiserlichen Marinefliegercorps war ein Glückspilz. Er bekam eine Blinddarmentzündung, während das U-Boot im Dezember 1944 zur amerikanischen Westküste unterwegs war, und wurde beim Nachtanken auf den Aleuten aufs Versorgungsschiff gebracht. Alle seine Bordkameraden kamen natürlich um, als das U-Boot vor der Küste von Washington versenkt wurde.«
»Und er hat sich über den Einsatz der
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ausgelassen?«, fragte Dirk.
»In allen Einzelheiten. Wie sich herausstellte, war der junge Mr. Sakora nicht nur Flugzeugmechaniker, sondern auch verantwortlich für die Munitionierung der Flugzeuge des U-Boots. Er schrieb, dass damals kurz vor dem Auslaufen ein Armeeoffizier namens Tanaka ungewöhnliche Bomben habe verladen lassen, die bei dieser Feindfahrt eingesetzt werden sollten. Die Moral an Bord sei augenblicklich gestiegen, fügte er hinzu, als die Besatzung erfuhr, dass sie einen Angriff auf die Vereinigten Staaten durchführen sollten. Aber um diese unbekannten Waffen habe es allerhand Rätselraten und Mutmaßungen gegeben.«
»Hat er erfahren, worum es sich handelte?«, hakte Gunn nach.
»Er hat’s versucht, aber die Zusammenarbeit mit diesem Tanaka gestaltete sich schwierig. ›Ein finsterer, hoffärtiger und halsstarriger Leuteschinder‹, schrieb er über den Offizier. Der übliche Zwist zwischen Armee und Marine, nehme ich an. Außerdem passte es den U-Bootfahrern nicht, dass er im letzten Moment zur Besatzung stieß. Jedenfalls wollte er Tanaka ein paar Auskünfte entlocken, doch vergebens. Zu guter Letzt aber konnte er, kurz bevor er krank wurde und auf den Aleuten vom U-Boot auf die Milchkuh gebracht wurde, einem der Piloten etwas aus der Nase ziehen. Der Pilot, so schreibt er, hatte mit Tanaka ein paar Sake gekippt, worauf der ihm anvertraut hatte, was die Bomben enthielten. Es waren Pockenerreger.«
»Guter Gott, dann stimmt es also?«, rief Gunn.
»Offenbar schon. Er schrieb, dass es sich bei der Ladung um gefriergetrocknete Viren handelte, die bei der Explosion der Bombe in großer Höhe über den jeweiligen Städten verstreut werden sollten. Man rechnete damit, dass innerhalb von zwei Wochen an der ganzen Westküste eine Pockenepidemie ausbrechen würde. Bei einer Sterblichkeitsrate von dreißig Prozent hätte es massenhaft Tote gegeben. Die Japaner dachten, dass daraufhin eine allgemeine Panik ausbräche, die es ihnen ermöglichen würde, einen Friedensvertrag zu ihren Bedingungen auszuhandeln.«
»Gut möglich, dass sich viele Leute, die fest entschlossen waren, den Krieg zu einem guten Ende zu bringen, hätten umstimmen lassen, wenn die Gefahr weiterer Bombenangriffe mit Pockenerregern bestanden hätte«, sagte Gunn versonnen.
Beim Gedanken daran, dass die Geschichte einen ganz anderen Verlauf hätte nehmen können, wenn die
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ihren Einsatz erfolgreich durchgeführt hätte, wurde den drei Männern mehr als mulmig zumute. Dann aber wandten sie sich wieder der aktuellen Gefahr zu.
»Du hast gesagt, die Viren waren gefriergetrocknet. Dann konnte man sie also lange Zeit lagern und danach wiederbeleben?«, warf Dirk ein.
»Für eine lange Seefahrt war das auch notwendig«, fuhr Yeager fort. »Nach Aussage von Max taten sich die Japaner schwer, die Viren in ihrer Munition über längere Zeit am Leben zu erhalten. Dann beherrschten sie schließlich das Gefriertrocknen, wodurch sich die Viren leichter handhaben und länger lagern ließen, bis man sie für den Einsatz wieder aktivieren musste. Man gebe ein bisschen H2O zu, und schon sind sie wieder frisch und munter.«
»Die Erreger könnten also nach wie vor gefährlich sein, auch wenn sie seit sechzig Jahren am Meeresgrund liegen«, warf Gunn ein. »Ich glaube, damit ist Josts Frage beantwortet.«
»In gefriergetrocknetem Zustand hätten die Pockenerreger selbstverständlich überleben können, wenn die Bomben beim Untergang des U-Boots nicht zerbrochen wären. Porzellangefäße halten sich unter Wasser jahrhundertelang«, sagte Dirk.
»Das erklärt
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