Geheimcode Makaze
weit verstreut wird. Wie Sie sehen, muss es eine ziemlich schwache Sprengladung gewesen sein. Gerade so stark, dass das Porzellan zerbricht, aber der Inhalt nicht durch zu viel Hitze- oder Druckentwicklung zerstört wird.«
Dirk deutete auf die zigarrenförmigen Kammern im Inneren, die sich bis zu den Schwanzflossen zogen.
»Mir ist nicht ganz klar, wie die einzelnen Stoffe beim Flug oder nach der Explosion miteinander vermischt wurden. Aber offenbar enthielt die Bombe mehrere Verbindungen. Es könnte sich um einen oder mehrere biologische Kampfstoffe mit einem Booster oder auch um eine Mischung aus biologischen und chemischen Kampfstoffen gehandelt haben. Im Labor konnte man lediglich in einer Kammer dieser Bombe Chemikalienspuren finden.«
»Zyanid?«, fragte Gunn.
»Ganz genau«, erwiderte Dirk.
»Aber warum verwendete man mehr als einen Stoff?«, hakte Webster nach.
»Um ein ganzes Gebiet in eine Todeszone zu verwandeln, und vielleicht auch zur Ablenkung. Sagen wir mal, man hat Zyanid in Verbindung mit einem biologischen Kampfstoff verwendet. Das Zyanidgas wirkt nur in einem begrenzten Umkreis absolut tödlich, während der biologische Kampfstoff nach und nach ein größeres Gebiet verseucht hätte. Außerdem verfliegt Zyanidgas rasch, folglich könnten Überlebende die Abwurfzone betreten, ohne etwas von der zweiten Gefahr zu ahnen. Aber das ist reine Spekulation. Möglicherweise diente die Bombe auch einem anderen Zweck, zum Beispiel für einen Angriff mit einem Gemisch aus mehreren Chemikalien oder mit biologischen Kampfstoffen, die eine tödlichere Wirkung entfalten, wenn sie sich verbinden.«
»Und welche weiteren Stoffe waren in dieser Bombe enthalten?«, fragte Gunn.
Dirk schüttelte langsam den Kopf. »Das wissen wir nicht. Die Wissenschaftler konnten in den anderen Kammern keine Spuren finden. Wir wissen, dass Porzellanbomben für den Einsatz von biologischen Kampfstoffen hergestellt wurden, aber die Japaner haben mit allerlei Erregern experimentiert, folglich könnte es sich um alles Mögliche gehandelt haben, von der Beulenpest bis zum Gelbfieber.«
»Beziehungsweise Pocken?«, fragte Gunn.
»Beziehungsweise Pocken«, bestätigte Dirk.
Josts Gesicht war rot angelaufen. »Das ist doch pure Fantasie«, knurrte er. »Die historischen Ausführungen sind interessant, aber unerheblich. Eine moderne Terrorgruppe soll sich Waffen von einem im Zweiten Weltkrieg gesunkenen U-Boot beschaffen? Eine hübsche Geschichte, aber wie sollen Ihre biologischen Kampfstoffe sechzig Jahre lang unter Wasser überlebt haben, Mr. Pitt? Wir kennen die Japanische Rote Armee. Es ist eine kleine, verschworene Gemeinschaft mit begrenztem technischem Spielraum. Politische Morde und Sprengstoffanschläge liegen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Mikrobiologie und Tiefseebergung nicht.«
»Ich muss Rob beipflichten«, wandte Webster ein. »Die Zyanidspuren in der Bombe deuten zwar darauf hin, dass ein Zusammenhang mit den Vorfällen auf Yunaska bestehen könnte, andererseits aber ist Zyanid ein Stoff, den man sich jederzeit aus zahlreichen Quellen beschaffen kann. Sie haben ja eingeräumt, dass man keine Hinweise auf den Pockenerreger gefunden hat. Außerdem wissen wir nicht genau, ob die fehlende Bombe in dem U-Boot nicht anderweitig verloren ging, wenn sie sich überhaupt an Bord befand.«
Dirk griff nach seinem Seesack, öffnete eine Seitentasche und holte den noch immer blinkenden Timer heraus, den er im Torpedoraum gefunden hatte. »Vielleicht können Sie wenigstens feststellen, woher der stammt«, sagte er und reichte ihn Webster.
»Den könnte ein Sporttaucher zurückgelassen haben«, stellte Jost fest.
»Ein Sporttaucher, der offenbar eine ausgesprochen besitzergreifende Art hat«, bemerkte Dirk trocken. »Man hat mittlerweile zweimal auf mich geschossen. Ich weiß nicht, wer diese Typen sind, aber die meinen es ernst.«
»Ich versichere Ihnen, dass wir umfassende Ermittlungen in die Wege geleitet haben«, sagte Webster. »Ich werde die Bombe von unserem Labor in Quantico noch einmal untersuchen lassen und mir den Timer vornehmen. Wir werden die Täter finden, die für den Tod von zwei Männern der Küstenwache verantwortlich sind.« Es sollte entschlossen klingen, doch sein Tonfall verriet, dass er nicht allzu zuversichtlich war.
»Wir können Ihnen eine sichere Bleibe anbieten, Mr. Pitt, bis wir die Schuldigen dingfest gemacht haben«, fügte er hinzu.
»Nein, danke. Wenn es sich tatsächlich um die Leute
Weitere Kostenlose Bücher