Geheimcode Makaze
Fischerboote dieses Bautyps. Wir nehmen allerdings an, dass es sich nicht um ein von dort stammendes Boot handelte, und arbeiten jetzt mit den japanischen Behörden zusammen, da es Hinweise gibt, dass es aus ihrem Land stammen könnte.«
»Sie glauben also, dass es eine Verbindung zu Japan gibt. Irgendeine Ahnung, weshalb jemand einen Giftangriff auf eine abgelegene Wetterstation auf den Aleuten unternehmen sollte.«
»Mr. Pitt«, mischte sich Jost ein. »Kannten Sie die Männer, die Sie in Seattle töten wollten?«
»Ich habe sie noch nie gesehen. Meiner Ansicht nach waren das nicht nur gedungene Ganoven, sondern Halbprofessionelle.«
Webster schlug einen Aktenordner auf, der vor ihm lag, und schob ihm ein knapp postkartengroßes, zerknittertes Foto zu. Schweigend betrachtete Dirk die Schwarzweißaufnahme einer verbittert wirkenden Japanerin, die mit wütendem Blick in die Kamera schaute.
»Eine Ansichtskarte von Fusako Shigenobu, ehemals Revolutionsführerin der JRA«, fuhr Webster fort. »Wir haben es in der Brieftasche eines der Möchtegernattentäter gefunden, nachdem wir sie aus dem Sund gefischt haben.«
»Was ist die JRA?«, fragte Dirk.
»Die Japanische Rote Armee. Eine internationale Terrorgruppe, die in den siebziger Jahren gegründet wurde. Man meinte, sie wäre nach der Festnahme von Shigenobu im Jahr 2000 zerschlagen, aber offenbar hat sie ihr mörderisches Treiben wieder aufgenommen.«
»Ich habe gelesen, die anhaltenden wirtschaftlichen Probleme würden dazu führen, dass sich die japanische Jugend neuerdings wieder radikalen Randgruppen zuwendet«, warf Gunn ein.
»Die JRA hat nicht nur ein paar gelangweilte Jugendliche angelockt. Sie hat sich zu den Morden an unserem Botschafter in Japan und seinem Stellvertreter bekannt, und sie hat auch die Verantwortung für die Explosion der SemCon-Fabrik in Tschiba übernommen. Das waren Anschläge, die von Profis durchgeführt wurden. Die allgemeine Empörung darüber belastet, wie Ihnen sicherlich bewusst ist, unsere Beziehungen zu Japan.«
»Wir vermuten, dass die JRA möglicherweise auch hinter dem Zyanidanschlag auf Yunaska steckt. Möglicherweise ist das nur das Vorspiel zu einem weitaus tödlicheren Schlag in einem städtischen Ballungsgebiet«, fügte Jost hinzu.
»Und auch hinter der Pockeninfektion, die sich ein Wissenschaftler namens Irv Fowler vermutlich auf Yunaska zugezogen hat«, stellte Dirk fest.
»Diese Verbindung konnten wir bislang nicht nachweisen«, entgegnete Webster. »Unsere Analytiker nehmen an, dass sich der Wissenschaftler die Krankheit möglicherweise auf Unalaska zugezogen hat, von einem Einheimischen. Die japanischen Behörden glauben nicht, dass die JRA in der Lage ist, Pockenviren in ihren Besitz zu bringen und für Anschläge einzusetzen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, warnte Dirk.
»Mr. Pitt, wir sind nicht hier, um Verschwörungstheorien auszutauschen«, bemerkte Jost herablassend. »Wir wollen herausfinden, was zwei Mitglieder der JRA in diesem Land gemacht haben und weshalb sie einen Taucher der NUMA töten wollten.«
»Einen Direktor für Spezialprojekte«, berichtigte ihn Dirk, während er seinen Seesack auf den Konferenztisch wuchtete. Dann versetzte er ihm einen kräftigen Schubs, sodass er auf Jost zukippte. Der hochnäsige Direktor von der Verkehrssicherheitsbehörde brachte schleunigst seine Kaffeetasse in Sicherheit, bevor ihm der Sack an die Brust prallte.
»Die Lösung steckt da drin«, sagte Dirk in barschem Tonfall.
Jost und Gunn schauten gespannt zu, als Webster aufstand und den Seesack öffnete. Er holte ein großes, sorgfältig in Schaumgummi eingewickeltes Bruchstück der Bombe heraus, die Dirk aus der
I-403
geborgen hatte. Die silberne Porzellanhülle war aufgesprungen, sodass der in mehrere leere Kammern unterteilte Innenraum zu sehen war.
»Was ist das?«, fragte Gunn.
»Eine sechzig Jahre alte schmutzige Bombe«, erwiderte Dirk. Dann erzählte er ihnen vom Angriff auf Fort Stevens im Zweiten Weltkrieg, von der Entdeckung des U-Boots und der Bergung der Bombe.
»Eine raffinierte Waffe«, fuhr Dirk fort. »Ich habe sie im Labor der Gesundheitsbehörde des Staates Washington auf Spurenelemente untersuchen lassen, um festzustellen, womit sie bestückt war.«
»Sie ist aus Porzellan«, stellte Webster fest.
»Für den Einsatz von biologischen Kampfstoffen. In der Spitze befand sich ein simpler Zeitzünder, der in einer vorgegebenen Höhe explodieren sollte, damit der Inhalt
Weitere Kostenlose Bücher