Geheimcode Makaze
er das Bild. Jeder der beiden Schwimmer ruhte auf einer viereckigen Holzpalette, die rund einen halben Meter hoch war.
Dirk steuerte das ROV um die Unterseite der Schwimmer herum und lotste sie dann neben die Palette. Anschließend drehte er das ROV und ließ die Strahlruder mit voller Kraft laufen, um Ablagerungen, Schlick und Bewuchs wegzublasen. Danach brachte er das ROV wieder in Position und wartete, bis sich die Wolke verzogen hatte. Durch das trübe Wasser konnten sie einen bloßgelegten Teil der Palette sehen. Allem Anschein nach handelte es sich um eine Holzkiste, die aus Mahagoni gezimmert war. Dirk musterte sie genau.
»Mein Gott, das müssen sie sein.«
»Bist du dir sicher?«, fragte Summer.
»Na ja, ich kann nicht reinschauen, aber von außen sehen sie genauso aus wie die aufgesprungenen Bombenkisten, die ich in der
I-403
gefunden habe.«
Dirk untersuchte die Kiste von allen Seiten, dann überzeugte er sich davon, dass ihr genaues Gegenstück unter den zweiten Schwimmer geschoben war. Summer machte sich eine Notiz zu der Videoaufzeichnung und vermerkte die Stelle, an der sie die Kisten gefunden hatten. Dirk stellte fest, dass die Kisten offenbar durch das Gewicht der Schwimmer festgehalten wurden, die ihrerseits mit einem halben Dutzend Stahlseilen am Boden verzurrt waren.
»Gutes Auge, Summer. Dafür hast du ein Bier gut.«
»Eine Flasche Martin Ray Chardonnay wäre mir lieber«, erwiderte sie mit einem leichten Lächeln. »Jetzt wissen wir wenigstens, wo sie sind.«
»Aber irgendjemand muss sie da rausholen, und das wird nicht so einfach.«
»Uns übrigens auch«, erwiderte Summer geknickt.
Dirk überlegte nach wie vor fieberhaft, wie sie sich befreien könnten, während er das ROV zurück zum Tauchboot steuerte. Er passte einen Moment lang nicht auf; plötzlich leuchteten
Snoopys
helle Unterwasserlampen gleißend hell ins Cockpit und blendeten ihn. Unwillkürlich steuerte er das ROV nach unten, in Richtung Hangarboden. Aber kurz vor dem Tauchboot blieb das ROV plötzlich hängen und rührte sich nicht mehr von der Stelle.
»Dirk,
Snoopys
Nabelschnur hat sich irgendwo verheddert«, rief Summer und deutete durch die Acrylscheibe nach vorn.
Dirk spähte durch das trübe Wasser und sah, dass sich das Kabel des ROV rund fünf Meter weiter vorn an irgendwelchen Trümmern verhakt hatte, die am Boden des Hangars lagen.
»Ich wundere mich, dass wir bei diesem Hindernisparcours überhaupt so weit gekommen sind«, erwiderte er.
Er setzte das ROV zurück, bis sich das Kabel löste, das sich allem Anschein nach an einem kleinen Motor verheddert hatte, der auf einem knapp anderthalb Meter hohen, röhrenartigen Gehäuse saß.
»Ein benzinbetriebener Kompressor«, sagte er, als er die beiden vom Salzwasser zerfressenen Schläuche bemerkte, die hinten an den Motor angeschlossen waren.
»Wozu ist der große Griff da?«, fragte Summer, während sie einen langen Metallstab mit einem runden, schaufelartigen Griff musterte, der seitlich aus dem Gehäuse ragte.
»Er hat einen alten mechanischen Anlasser. So ähnlich wie das Starterseil an einem Rasenmäher, nur dass man hier kurbeln muss, bis der Motor anspringt. Ich habe mal auf einem Taucherboot einen Schweizer Kompressor gesehen, der genauso funktionierte.« Dirk starrte einen Moment lang auf den Griff, ohne das ROV von der Stelle zu bewegen.
»Willst du
Snoopy
nicht heimholen?«, fragte Summer schließlich.
»Doch«, erwiderte er, dann strahlte er mit einem Mal. »Aber erst muss er uns hier raushelfen.«
Bange Vorahnungen beschlichen unterdessen den Kapitän und die Besatzung der
Sea Rover
. Seit neunzig Minuten hatten sie keinerlei Funkspruch von der
Starfish
empfangen, und allmählich musste sich Morgan auf eine Notrettung vorbereiten. Die
Sea Rover
hatte kein zweites Tauchboot an Bord, und bis die NUMA eines hergeschafft hatte, würden mindestens zwölf Stunden vergehen.
»Ryan, setzen Sie sich mit der Deep Submergence Unit der Navy in Verbindung. Schildern Sie die Lage und fordern Sie ein Tiefseerettungsboot an«, befahl er, auch wenn ihm beim bloßen Gedanken daran graute.
Ihm war klar, dass es um Minuten ging, nicht um Stunden, wenn Dirk und Summer ernsthaft in der Klemme steckten. Eigentlich konnte sie keiner mehr retten.
25
»Okay, Summer, stell die Kabelwinde ab.«
Dirk hatte
Snoopy
etwa anderthalb Meter hinter dem Kompressor dicht unter die Hangardecke gesteuert, als er Summer Bescheid gab. Mit einem Knopfdruck an der Konsole stoppte
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