Geheimcode Makaze
sie die Winde, die das Kabel des ROV automatisch aufspulte. Dann lotste Dirk das ROV vorsichtig zu dem Kompressor, bis das schlaffe Kabel unter dem Griff durchhing. Er ließ den Tauchroboter ein paar Mal über dem Kompressor kreisen, wie eine Anakonda, die zum tödlichen Würgegriff ansetzt. Sobald er fünf lockere Schlingen um den Griff gelegt hatte, steuerte er das ROV nach oben und zog das Kabel straff.
»Okay, du schaltest die Winde ein, und ich ziehe mit
Snoopy
.«
»Der Kompressor wiegt mindestens drei Zentner. Den kannst du nicht mal unter Wasser von der Stelle bewegen«, erwiderte Summer, die sich fragte, ob ihr Bruder noch bei Sinnen war.
»Mir geht’s nicht um den Kompressor, sondern um den Griff.«
Er richtete
Snoopy
auf das Tauchboot aus und gab ihm volle Schubkraft. Das ROV schoss nach vorn, bis sich das um den Griff geschlungene Kabel straffte. Die Strahlruder verwirbelten das Wasser, liefen auf vollen Touren, aber sie brachten nicht genügend Kraft auf. Jetzt griff Summer ein, die mit der automatischen Winde den hinteren Teil des Kabels einholte, bis es sich unmittelbar neben dem Gehäuse stramm um die Kurbelstange legte. Und mit einem Mal klappte es. Die Stange glitt aus den Zähnen des Schwungrads, worauf sich der ganze Griff vom Kompressor löste und auf die
Starfish
zuschwebte. Dirk brachte ihn geschickt in die Horizontale, damit er nicht aus dem Kabel rutschte und zog ihn behutsam auf das Tauchboot zu.
»Ich glaube, Ryan wäre alles andere als begeistert, wenn er wüsste, was du mit seinem ROV anstellst«, sagte Summer.
»Ich kauf ihm ein neues, wenn das hier hinhaut.«
»Und was genau hast du vor?«, fragte Summer, der noch immer nicht ganz klar war, worauf ihr Bruder hinauswollte.
»Ach, bloß ein bisschen Hebelkraft einsetzen, Schwesterherz. Wenn du so freundlich wärst, mein Brecheisen mit dem linken Arm zu ergreifen, wirst du schon sehen, was ich meine.«
Dirk steuerte das ROV mitsamt dem Griff zur linken Seite der
Starfish
. Dann fuhr Summer den linken Arm aus, öffnete die Greifhand und führte sie vorsichtig auf die Eisenstange zu, bis sie den Griff zu fassen bekam. Dirk lotste das ROV langsam zurück, bis sich das mehrmals um den Griff geschlungene Kabel löste. Sobald es freikam, schaltete er die Winde ein und holte
Snoopy
zur
Starfish
zurück.
»Für einen Beagle kann
Snoopy
ziemlich gut apportieren«, sagte Summer.
»Mal sehen, ob sich unser mechanischer Arm als Wagenheber eignet«, erwiderte Dirk.
Er musterte eine Reihe von Amperemetern am Armaturenbrett des Tauchboots. Sie hatten das ROV über eine Stunde lang eingesetzt und nurmehr dreißig Prozent ihrer ursprünglichen Batterieleistung übrig. Die Zeit wurde allmählich knapp, wenn sie es aus eigener Kraft nach oben schaffen wollten.
»Lass uns noch einen Versuch unternehmen. Tanks leeren«, sagte er, betätigte zwei Knöpfe und pumpte das Wasser aus den Ballasttanks, damit sie mehr Auftrieb hatten. Anschließend schaltete er die Hauptstrahlruder des Tauchboots ein. Summer, die den mechanischen Arm der
Starfish
mittlerweile auf volle Länge ausgefahren hatte, betrachtete den Propeller. Er musste ein Stück angehoben und nach vorn geschoben werden, damit sie freikamen, aber sie hatte nur wenig Platz, um den Griff anzusetzen. Nachdem sie ihn an eine der Kufen gelehnt und kürzer gefasst hatte, konnte sie die Eisenstange rund zwanzig Zentimeter unter den Propeller schieben.
»Fertig«, sagte sie zögernd und wischte sich die schweißnasse Hand am Hosenbein ab. Auch Dirk schwitzte, denn mittlerweile war es im Cockpit ziemlich heiß geworden, seit er die Klimaanlage ausgeschaltet hatte, um Strom zu sparen.
»Hebel uns raus«, sagte er und legte die Hand an die Strahlruderregler. Vorsichtig bewegte Summer die Steuerung des mechanischen Arms. Mit der hydraulischen Kraft allein hätte sich der Arm nicht heben lassen, doch mithilfe der Hebelwirkung durch die am Boden verkeilte Griffstange bewegte er sich. Langsam hob sich der Propeller, erst zwei Zentimeter, dann fünf und schließlich zehn. Dirk spürte, wie sich das Heck des Tauchboots durch den Auftrieb leicht hob. Als Summer das Propellerblatt in Höhe der Kufenspitzen gestemmt hatte, schob er die Regler der Strahlruder auf vollen Rückschub.
Die
Starfish
beschleunigte nicht etwa wie eine Rakete, sondern ruckte lediglich leicht zurück. Dann glitten die Kufen des Tauchboots unter dem Propellerblatt hervor, worauf es vom Kompressorgriff rutschte und nur Zentimeter vor
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