Geheimcode Makaze
paar Monaten waren sie vor der Navidad-Bank beinahe umgekommen, als ihr Unterwasserlabor von einem mörderischen Hurrikan in eine Korallenschlucht gestürzt worden war. Buchstäblich im letzten Moment waren ihr Vater und Al Giordino gekommen und hatten sie vor einem qualvollen Erstickungstod gerettet. Aber diesmal waren ihr Vater und Giordino tausend Meilen weit weg.
In der Düsternis draußen meinte sie leise Stimmen zu hören. Die tote Besatzung der
I-411
schien ihnen zuzuflüstern, dass sie ihnen Gesellschaft leisten sollten in ihrem kalten, nassen Grab dreihundert Meter unter der Wasseroberfläche. Das versunkene schwarze U-Boot hatte etwas Grusliges an sich, und Summer lief es eiskalt über den Rücken.
Auch als sich das aufgewühlte Wasser wieder beruhigte und sie in den Hangar blicken konnte, wurde sie den Gedanken nicht los, dass sie mit Dutzenden tapferer kaiserlicher Seeleute in einer eisernen Gruft festsaßen. Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, die düsteren Gedanken zu verdrängen und sich wieder darauf zu konzentrieren, wie sie aus dieser Klemme herauskommen könnten.
»Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte sie mit bangem Unterton.
Dirk blickte auf eine Reihe von Anzeigen neben seinem Sitz.
»Solange die Batterien noch Saft haben, kann uns nichts passieren. Aber in etwa drei Stunden gehen die Lichter aus, danach haben wir noch rund eine Stunde Luft. Wir sollten uns lieber bei der
Sea Rover
melden.« Er sprach leise, aber nüchtern und sachlich.
Summer schaltete die Funkanlage ein und rief Ryan auf der
Sea Rover
, erhielt aber keine Antwort. Nach etlichen weiteren Versuchen drang ein Knistern aus ihren Kopfhörern.
»
Starfish
, hier
Sea Rover
. Wir verstehen euch nicht, bitte wiederholen, over«, meldete sich Ryan mit leiser, verzerrter Stimme.
»Unsere Funksignale werden offenbar durch die Stahlwand des U-Boots gedämpft«, sagte Dirk. »Wir können sie hören, aber sie hören uns nicht.«
»Ich versuch’s weiter. Vielleicht empfangen sie irgendwann doch ein Signal.«
Zehn Minuten lang rief Summer ein ums andere Mal die
Sea Rover
, sprach mit lauter, deutlicher Stimme, erhielt aber immer nur die gleiche frustrierende Antwort von Ryan.
»Das bringt nichts. Sie können uns nicht verstehen. Wir müssen allein klarkommen«, stellte Summer schließlich fest.
Dirk legte etliche Schalter an der Konsole um und stellte sämtliche nicht lebensnotwendigen elektronischen Geräte ab, um Batteriestrom zu sparen. Er griff zur Steuerung von
Snoopy
, zögerte dann.
»Was dagegen, wenn wir
Snoopy
kurz Gassi gehen lassen?«
»Wir sind hier, weil wir den Hangar erkunden wollten, also können wir die Sache auch zu Ende bringen. Wir müssen immer noch feststellen, ob die biologischen Waffen an Bord sind oder ob es irgendwelche Hinweise gibt, dass sie entfernt wurden.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Dirk und aktivierte das ROV. Dann steuerte er den Tauchroboter aus seiner Halterung, über den Propeller hinweg, und ließ ihn dann auf Augenhöhe steigen. Vor ihnen erstreckte sich die lange, dunkle Röhre des Hangars in Richtung Kommandoturm. Er betätigte die Strahlruder des ROV und ließ
Snoopy
in die Düsternis vorstoßen.
Als sich
Snoopy
vom Tauchboot entfernte, wandten sie den Blick von dem beleuchteten ROV ab und beobachteten die Bilder der Videokamera auf dem Farbmonitor. Zunächst sah es so aus, als wäre der Hangar leer, doch als sich
Snoopy
vorwärts bewegte, tauchten von Schlick überzogene Gegenstände auf. Die Kameralinse erfasste ein großes, mit allerlei Bewuchs verkrustetes Objekt, das auf einer Art Podest an der einen Seitenwand lag. Dahinter ragten Schränke aus der Hangarwand.
»Ein Flugzeugmotor«, stellte Dirk fest, als er
Snoopys
elektronisches Auge auf den langen Metallblock richtete.
»Da drin sind bestimmt noch andere Ersatzteile und Werkzeuge verstaut«, sagte Summer und deutete auf die Schränke.
»Irgendwo ist garantiert auch eine Hebevorrichtung«, warf Dirk ein, der genau wusste, dass sie keine Chance hatten, an irgendwelche Werkzeuge zu kommen, mit denen sie sich befreien konnten.
Langsam lotste er
Snoopy
durch den höhlenartigen Hangar und hätte ihn fast in eine Reihe dünner, senkrecht herabhängender Metallplatten gesteuert. Als Dirk das ROV ein Stück zurücksetzte, erkannte er, dass es sich um das Heck eines Flugzeugs handelte, dessen Seitenflosse ebenso wie die beiden Höhenflossen nach unten geklappt waren. Dann lenkte er
Snoopy
seitlich daran vorbei, worauf sie
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