Geheimcode Makaze
deutlich sehen konnten, dass dies der Rumpf eines Wasserflugzeugs vom Typ Aichi M6A1 Seiran war.
»Wow«, murmelte Summer, die sowohl von der Größe als auch vom Zustand des zweisitzigen Bombers beeindruckt war.
»Kaum zu glauben, dass sie ein Flugzeug zusammenklappen und hier reinschieben konnten.«
Dirk steuerte
Snoopy
am Rumpf entlang, damit sie sich die Maschine von der Seite ansehen konnten. Die Kamera zeigte, dass die Tragflächen ebenfalls vorhanden waren, allerdings zurückgeklappt wie die Flügel einer Ente. Sogar die verblichenen und von Schlick bedeckten roten japanischen Hoheitszeichen waren noch zu erkennen.
»Ich staune nach wie vor, dass sie auf einem U-Boot Flugzeuge verstauen, starten und anschließend wieder bergen konnten«, sagte Summer versonnen.
»Sie mussten sie lediglich aufs Vordeck schieben, Höhen- und Seitenflossen hochklappen, Tragflächen und Schwimmer anbringen und sie per Katapult starten. Ein gut ausgebildeter, vierköpfiger Mechanikertrupp konnte eine Maschine in knapp einer halben Stunde startklar machen.«
»Vermutlich war es gut, dass diese großen Sen-Toku-Boote erst gegen Kriegsende in Dienst gestellt wurden«, erwiderte Summer.
Als Dirk
Snoopy
weiter in den Hangar vordringen ließ, erfasste die Kamera hinter dem Rumpf die beiden riesigen Schwimmer der Maschine, die auf eine hölzerne Palette geschnallt waren.
Die Strahlruder des ROV wirbelten den abgelagerten Schlick auf, unter dem der Anstrich zum Vorschein kam – oben laubgrün, unten haifischgrau. Rumpf und Tragflächen waren vermutlich in den gleichen Tarnfarben bemalt.
Das ROV ließ die Schwimmer hinter sich und drang durch eine abgeteilte leere Kammer weiter vor. Wie sein Namensvetter, der berühmte Beagle, untersuchte
Snoopy
auf Dirks Fingerdruck hin jeden Quadratmeter Boden und »beschnüffelte« allerlei mit Schlick überzogene Gegenstände und Trümmer. Dann tauchten zu beiden Seiten des Hangars zwei niedrige Regale auf, in denen, wie Dirk sofort erkannte, jeweils vier Torpedos gelagert waren. Diese hier waren für den Flugzeugeinsatz gedacht und erheblich kleiner als die schweren Aale im Unterdeck, die vom U-Boot abgefeuert wurden.
Dirk und Summer starrten auf den Monitor und hielten Ausschau nach weiteren Waffen. Aber nirgendwo waren welche zu erkennen. Dirk drehte sich um und sah, dass Summer auf die Uhr blickte, um festzustellen, wie viel Zeit ihnen noch blieb.
»Lass uns weitermachen. Hier drin müsste mindestens noch ein Flugzeug sein«, sagte er, um sie von ihren düsteren Gedanken abzulenken. Wieder bewegte sich das ROV durch eine leere Kammer, bevor es in den nächsten Hangarbereich vorstieß. Kurz darauf kamen Heck und Rumpf eines zweiten Seiran-Bombers in Sicht, samt der zurückgeklappten Tragflächen. Unmittelbar dahinter lagerten zwei weitere Schwimmer, die mit Stahlseilen am Boden verzurrt waren. Anschließend erfasste die Kamera etliche an der Wand angebrachte Werkzeugschränke, und danach kam ein etwa fünf Meter langer leerer Raum. Schließlich stieß
Snoopy
auf das riesige runde Tor, das zum Vorderdeck des U-Boots führte.
»Tja, das war’s«, sagte Dirk. »Wir haben den ganzen Hangar abgesucht, aber nirgendwo sind irgendwelche Bomben zu sehen.«
Summer schwieg einen Moment lang und biss sich bedrückt auf die Unterlippe. »Tja … nichts deutet darauf hin, dass jemand gewaltsam hier eingedrungen ist. Auch der Schlick ist in letzter Zeit nicht aufgewühlt worden. Vielleicht wurden sie bei der Explosion der Torpedos zerstört.«
»Schon möglich. Aber hinter uns ist noch ein kleines Stück Hangar, das wir uns anschauen könnten.«
Dirk steuerte
Snoopy
, der sein Verbindungskabel automatisch einrollte, zum Tauchboot zurück. Im Cockpit kehrte Stille ein, als Bruder und Schwester über ihre Lage nachdachten. Dirk verfluchte sich insgeheim, weil er sie in diese Klemme gebracht und die Bomben nicht gefunden hatte. Als das ROV den Rumpf des zweiten Flugzeugs passierte und sich den Schwimmern der ersten Maschine näherte, blickte Summer verdutzt auf.
»Dirk, warte mal einen Moment«, sagte sie leise und wandte sich dann wieder dem Monitor zu.
»Was ist?«, fragte er, während er das ROV anhielt.
»Schau dir die Schwimmer an. Fällt dir irgendwas auf?«
Dirk betrachtete einen Moment lang das Bild am Monitor, dann schüttelte er den Kopf.
»Die beiden anderen, am Ende des Hangars, waren am Boden festgezurrt«, sagte Summer. »Aber die hier stehen auf Paletten.«
Stirnrunzelnd musterte
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