Geheimcode Makaze
zahlreichen Löchern übersät, durch die man in die verrottenden Eingeweide des U-Boots blicken konnte. Langsam steuerte Dirk die
Starfish
tiefer, bis er an der vorderen Kante des Loches ein Stück Oberdeck sah, das groß und stabil genug war, um das Tauchboot zu tragen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er den rechts von ihnen hängenden Flugzeugpropeller, der ihm vorhin schon aufgefallen war. Behutsam setzte er die
Starfish
auf das Deck.
Als er die Strahlruder der
Starfish
ausschaltete, kehrte einen Moment lang Stille ein. Gemeinsam spähten sie in den engen Hangar, der sich wie ein endloser Tunnel vor ihnen erstreckte. Dann hallte ein dumpfes Scheppern im Wasser wider.
»Dirk, der Propeller!«, lief Summer und deutete durch die Kanzelverglasung nach rechts.
Die Halterung, an der der dreiblättrige Ersatzpropeller des Seiran-Bombers aufgehängt war, war im Salzwasser längst verrostet, hatte aber wie durch ein Wunder sechzig Jahre lang gehalten. Erst durch die leichte Erschütterung und das von der
Starfish
aufgewühlte Wasser zerbröselte sie und gab nach. Im nächsten Moment krachte der Propeller herab und landete mit einem lauten Scheppern auf den Spitzen der beiden unteren Blätter.
Aber das war noch nicht alles. Ohnmächtig mussten sie zusehen, als der Propeller wie in Zeitlupe vornüber kippte und das obere Blatt haarscharf am Acrylfenster der
Starfish
vorbeischrammte, nur Zentimeter von Summers Gesicht entfernt. Dann hallte ein zweites lautes Scheppern durch das Wasser, als der Propeller aufschlug, über den rechten Roboterarm des Tauchboots rutschte und auf den Vorderkufen landete. Eine Wolke aus braunen Ablagerungen stieg auf und raubte ihnen die Sicht. Dann, als das Wasser wieder klarer wurde, bemerkte Summer einen dünnen Faden aus dunkler Flüssigkeit, der vor ihnen aufstieg, so als würde die
Starfish
bluten.
»Wir sitzen fest«, stieß Summer mit einem Blick auf den schweren Propeller aus, der quer über den Vorderkufen lag.
»Versuch, den Arm zu bewegen. Sieh zu, ob du ihn anheben kannst, während ich zurücksetze«, rief Dirk ihr zu und aktivierte die Strahlruder.
Summer ergriff den Joystick und betätigte den Kippschalter, um den Arm zu heben. Das stählerne Anhängsel bewegte sich ein Stück, dann sank es schlaff nach unten. Ein ums andere Mal zog sie den Joystick vor und zurück, doch der Arm reagierte nicht.
»Geht nicht«, sagte sie ruhig. »Das Propellerblatt hat offenbar die Hydraulik beschädigt. Der rechte Arm ist so gut wie amputiert.«
»Daher die Flüssigkeit, die wir gesehen haben. Probier’s mit dem linken Arm«, erwiderte Dirk.
Summer ergriff einen zweiten Joystick und aktivierte den linken Arm des Tauchboots. Dann versuchte sie, ihn an dem Fenster vorbei zu dem herabgestürzten Propeller zu dirigieren. Da der linke Arm kürzer und weniger gelenkig war, ließ er sich auch nicht so leicht bedienen. Nachdem sie ihn mehrere Minuten lang gebeugt und hin und her gedreht hatte, bekam sie mit der Klaue endlich die Kante eines Propellerblatts zu fassen.
»Ich habe ihn, aber der Winkel ist ungünstig. Ich glaube nicht, dass ich genügend Druck aufbieten kann«, sagte sie.
Als sie die Steuerung betätigte, zeigte sich, dass sie Recht hatte. Der Arm versuchte den Propeller wegzuziehen, doch der rührte sich nicht von der Stelle. Sie versuchte es noch ein paar Mal, aber es lief immer auf das Gleiche hinaus.
»Ich glaube, wir müssen uns mit roher Gewalt nach draußen kämpfen«, erwiderte Dirk und biss die Zähne zusammen.
Dann gab er mit den Strahlrudern vollen Schub, versuchte die
Starfish
anzuheben und von dem herabgestürzten Propeller wegzugleiten. Die elektronischen Strahlruder summten und vibrierten, als sie ihre ganze Kraft aufboten, doch der Propeller war einfach zu schwer. Das Tauchboot wirbelte nur eine dichte Wolke aus Schlick auf, rührte sich aber nicht von der Stelle. Dirk ließ die Strahlruder vorwärts und rückwärts laufen, versuchte sie herauszuschaukeln, doch es nützte nichts. Nach mehreren vergeblichen Anläufen schaltete er die Strahlruder ab und wartete, bis sich die braune Wolke verzogen hatte.
»Wir verbrauchen lediglich unseren Saft, wenn wir so weitermachen«, sagte er missmutig. »Wir haben einfach nicht genug Schubkraft, um uns von dem Propeller zu befreien.«
Summer sah, dass ihr Bruder fieberhaft nachdachte. Es war nicht das erste Mal, dass sie mit Dirk unter Wasser festsaß, und normalerweise fand sie es beruhigend, wenn er bei ihr war. Erst vor ein
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