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Geheimcode Schreckenstein

Geheimcode Schreckenstein

Titel: Geheimcode Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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klappte, kletterte der Pirat vor zum Bug. Mit seiner spitzen Kapuze sah er zum Fürchten aus. Im großen Boot lagen drei Gestalten auf dem Achterdeck. Eine zog am Seil der Nußschale. Der Pirat, ganz in sein schändliches Tun versunken, merkte es nicht gleich, schon packte eine der kauernden Gestalten das Ruder, riß es an sich und mit ihm den Piraten, der es nicht losließ. Für einen Augenblick schien er zu straucheln, landete aber auf dem Achterdeck. Ein kurzer Kampf, ein Schmerzenslaut, die drei Gestalten hatten ihn überwältigt, und nur das Surren des Elektromotors war noch zu hören.
    Der Steuermann hatte das linke Boot ohne Berührung umfahren; der Ruderer im rechten hielt noch immer die Nußschale, doch sie hing nicht mehr an dem großen Boot fest, das gerade im nächsten Nebelschwaden verschwand. Der Spuk war vorbei.

    „Hinterher!“ flüsterte einer der Ruderer.
    Mit erhöhter Schlagzahl verschwanden auch die beiden Ruderboote. Nur die Nußschale schaukelte herrenlos auf dem Wasser.
     
    Schloß Rosenfels auf dem Hochufer des Kappellsees schlummerte im Mondschein. Am Rande des Waldes vor dem Westflügel, dort, wo der steile Weg vom Hafen heraufführt, traten sechs Gestalten, eng um eine siebte gedrängt, unter den Zweigen hervor ins Licht. Sie hatten es offenbar eilig und verschwanden durch das Hauptportal. In einem am Waldsaum stehenden Busch klickte ein Schalter.
    „Liebling!“ flüsterte eine Stimme. „Die Gähner büffeln. Sie stinken nicht allein. Siebzig!“
    „Schmuse. Gänseblümchen“, quakte es zurück.
    Knapp fünf Minuten später knackten Zweige, raschelte
    Laub. Vier Gestalten traten an der gleichen Stelle aus dem Wald und huschten zum Portal, wo auch sie verschwanden.
    Wieder klickte es im Busch.
    „Liebling! Da stinken noch vierzig und rülpsen.“
    „Vierzig?“ quakte es vom anderen Ende der drahtlosen
    Leitung zurück. „Dann meckert einer. Das heizt Ofen. Meier.“
    Das letzte Wort war neu, in dieser Nacht eigens für den Sprechfunkverkehr erfunden worden. Es hatte sich als nötig erwiesen, ein Gespräch abbrechen zu können, falls die Lage es erforderte. Meier bedeutete Ende. Und die Lage im Schloß machte es nötig.
    Hatten die vorgeschobenen Beobachter drüben auf der Burg das seltsame Gestell einfach vom Speicher geholt, um sich dahinter zu verstecken, mußten sie auf Rosenfels eine Lösung, die dort nicht auffiel, gewissermaßen aus dem Ärmel schütteln.
    Sie bot sich von selber an. Im oberen Korridor, auf der Seite zum See, wo Sonja Waldmann und Fräulein Böcklmeier wohnten, wurde gerade ein Zimmer frisch gestrichen. Einrichtungsgegenstände standen auf dem Korridor, darunter ein Schrank, eine Kommode. Das Zimmer war leer und roch nach Farbe. Gleich um die Ecke lag das Blümchenparadies von Fräulein Doktor Horn.
    Drunten im Innenhof hatte ein Knall die Nachtruhe zerrissen. War es ein Schuß gewesen? Weitere Detonationen folgten, gut ein Dutzend, wenn nicht mehr. Ja, es hörte sich an wie Gewehrfeuer.
    Überall im Schloß flammten Lichter auf, Türen schlugen, erregte Stimmen wurden laut.
    „Sicher diese Idiotenritter!“
    „Haha! Sehr witzig!“
    „Raus mit der Bande. Die kriegen wir!“
    Gepolter auf der Treppe.
    Das dicke Fräulein Böcklmeier kam in vorhangartigem Umhang mit offenem Haar aus ihrem Zimmer gestürmt, von nebenan folgte eine ziemlich verschlafene Sonja im Anorak über dem Schlafanzug, und schließlich mit einer weißen Strickmütze auf dem Kopf, im bodenlangen geblümten Seidenmantel, Fräulein Doktor Horn.
    „Wer knallt denn da?“ schrie sie und klapperte mit harten Schlappen zur Treppe. „Ruhe! Oder ich rufe die Polizei.“ Stimmen riefen durcheinander, und das Gepolter auf der Treppe hörte sich an, als galoppiere eine Herde Elefanten davon. Im Innenhof krachten weitere Schüsse. Das war kein Streich mehr!
    „Steht nicht herum. Alles raus. Zum Hauptportal. Bringt euch in Sicherheit!“ tönte die Leiterin von irgendwo.
    Da gingen schlagartig alle Lichter aus. Vielstimmiges Geschrei erhob sich, ein wahrer Kanonenschlag ließ die Scheiben klirren, dann bleierne Stille. Was war geschehen?
    Die Explosion mußte draußen erfolgt sein, unmittelbar vor dem Portal.
    „Alle zurück!“ rief die Leiterin. „In eure Betten. Ich kontrolliere!“
    Das schrille Gewirr setzte wieder ein, die Elefantenherde nahm erneut die Treppe, über alle Korridore huschten Schatten im fahlen Mondlicht.
    „Wo sind wir?“ flüsterte einer im oberen Korridor. „Egal.

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