Geheime Versuchung
leises Schnurren, und sie hielt den Atem an, ihr Herz schlug schneller.
»Deinen Ruf hast du nicht umsonst, nicht wahr?« Heiser.
Er tippte an ihre Unterlippe. »Spiel mit mir, dann bringe ich dir viele böse Dinge bei … aber du darfst sie nur mit mir tun.«
Nun war sie ernsthaft in Schwierigkeiten. In gefährlich erotischen Schwierigkeiten.
5
Cooper hatte Grace in strömendem Regen nach Hause gefahren, unerwartet zog eine Sturmfront über die Berge. Er hatte damit gerechnet, sich die ganze Nacht im Bett herumwälzen zu müssen, weil die unbefriedigte Begierde noch stärker geworden war, und hätte nichts gegen heiße Träume gehabt, in denen seine Lieblingsingenieurin die Hauptrolle spielte. Doch war es nicht Lust, die ihn im Schlaf überfiel.
Zuerst hörte er nur den Regen.
Er saß unter einem Felsvorsprung außerhalb der Höhle, abgeschirmt von den kalten Tropfen lauschte er dem Konzert. Er hatte Regen immer gemocht, bis zu jener Nacht. Ab und zu scheuchte er eine selbstmörderische Krähe auf, nach der er nicht schnappen wollte.
Dann stand er in menschlicher Gestalt auf einer rutschigen Straße und sah zwei große Lichter auf sich zukommen. Er hatte keine Angst, denn er wusste, wer es war, und dass der Wagen anhalten würde.
Sie hielten.
Er öffnete die Tür und stieg auf den Rücksitz, als wäre es etwas ganz Normales, mitten auf der Straße aufgelesen zu werden. Seine Mutter wandte sich um und lachte über etwas, was der Vater gesagt hatte. Als sie die Hand nach Cooper ausstreckte, blitzten die Ohrringe, die sie so liebte, im Feuerschein auf.
Doch da hätte eigentlich gar kein Feuer sein dürfen. Sie waren doch ganz allein auf einer dunklen, sich dahinschlängelnden Straße.
Nun stand er neben dem Wagen und schrie, sie sollten anhalten, doch sie lachten weiter in den schönen Kleidern, in denen sie zu einer Hochzeit wollten. Sie hörten ihn nicht und sahen ihn auch nicht.
Feuer. Er war im Wagen gefangen, die Flammen fraßen an seiner Haut. Er schrie, streckte die Hände nach seinen Eltern aus … doch sie waren nur noch schwarze, verbrannte Knochen. »Nein! Nein!«, schrie er, als auch seine Haut verbrannte.
Cooper wachte von dem Schrei auf, das Echo hing noch in der Luft. Schaudernd fuhr er sich mit den Händen durch die schweißnassen Haare und überprüfte den Audioschild des Zimmers. Gott sei Dank zeigte der Hebel in die richtige Richtung. Niemand in der Höhle sollte hören, dass er, ihr Offizier, wie ein kleines Kind schrie.
Er schob die Decke fort, die sich um seine Beine gewickelt hatte, und ging duschen. Brühheißes Wasser brauchte er jetzt, um den Eisklumpen zu schmelzen, zu dem sein Herz gefroren war. Immer war ihm eiskalt bis auf die Knochen, wenn er aus diesem Albtraum erwachte. Er hatte nie verstanden, warum das so war, denn Feuer war doch so heiß.
Er blieb unter der Dusche, bis der Raum so mit Dampf gefüllt war, dass er die Hände nicht mehr sehen konnte, mit denen er sich an der Wand abstützte. Dann stellte er das Wasser ab, rieb sich trocken und starrte in den Spiegel, das Handtuch um die Hüften geschlungen. Dunkle Bartschatten am Kinn, darauf konzentrierte er sich, nahm den Rasierapparat. Es dauerte aber nur ein paar Minuten, dann hielt nichts mehr die Erinnerungen an den Albtraum zurück. Diesmal war es noch schlimmer gewesen, weil er überhaupt nicht damit gerechnet hatte und so unvorbereitet auf den Schrecken getroffen war. Es war so lange her, seit er in dem Phantomwagen gesessen und gebrannt hatte. Gebrannt und gebrannt und gebrannt.
»Genug.« Ein leiser Befehl.
Er verließ das Bad, zog Unterwäsche, Jeans und ein schwarzes T-Shirt an, dazu Socken und Stiefel.
In der Höhle war es still, nichts Ungewöhnliches für fünf Uhr morgens. Fast wäre er zu Grace gegangen, wünschte sich verzweifelt, von ihr im Arm gehalten zu werden – nur das, nichts weiter. Doch noch hatte er nicht das Recht, solche Privilegien von ihr zu fordern, deshalb ging er in sein Büro und sah die Bilanzen durch, die Jem geschickt hatte.
Die Offizierin behielt Los Angeles und die umliegenden Gebiete im Auge, sie war die Erste, die Sebastian aus San Diego kontaktierte, wenn er ein Problem hatte. Cooper hingegen beobachtete die Grenze zu Arizona, den Joshua-Tree-Nationalpark und die Mojave-Wüste. Sie gehörten zu seinem Mandat.
Da Jem und er relativ nahe beieinander lebten, hätten sie sich auch persönlich treffen können, doch das meiste erledigten sie per Telekommunikation. Da sie beide
Weitere Kostenlose Bücher