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Geheime Versuchung

Geheime Versuchung

Titel: Geheime Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Grace weg.«
    »Die Techniker haben alles im Griff«, sagte Cooper und zeigte auf einen Pfosten, an dem sie das stabilisierende Material befestigen wollten. Es war nicht die beste Lösung, doch es zog immer noch mehr Regen heran, und sie mussten sich etwas einfallen lassen, das wenigstens ein paar Tage hielt. »Wie kriegen wir den rein, ohne dass die Vibrationen das Gelände weiter destabilisieren?«
    »Ich habe schon eine Idee. Todd meint auch, es könnte funktionieren.«
    Die zwei gingen an die Arbeit, und Cooper dachte erneut an Grace. So aufmerksam und intelligent war seine Ingenieurin, dass sie sah, was niemand sonst sah, etwas, von dem er annahm, es erfolgreich verborgen zu haben. Ein Teil von ihm wollte gar nicht, dass sie es sah, doch ein anderer wiederum freute sich und sah darin das Versprechen einer Verbindung, durch die sie ganz die Seine werden würde.

6
    Grace hatte den Rest des Nachmittags in Sektor 4B verbracht und machte sich etwa um sechs auf den Heimweg. Sie wollte den Schmutz von sich abwaschen, den das Herumkriechen in den Fluren und engen Tunneln mit sich gebracht hatte, die eigentlich erst zwei Wochen zuvor gründlich gereinigt worden waren.
    Doch zwei Spinnen hatten nur einen Tag gebraucht, um ein klebriges Haus mit vielen Räumen und Vorratskammern zu schaffen. Grace lief ein Schauer über den Rücken, als sie an die gefangenen Käfer dachte. Sie war zwar Gestaltwandlerin und jagte auch, wenn die Wölfin es brauchte, doch irgendwie hatte es etwas Unheimliches an sich, die Nahrung einfach so in der Gegend herumhängen zu lassen.
    Die Kommunikationskonsole läutete, als sie aus der Dusche kam. Sie erkannte die Nummer des Anrufers, wickelte sich in ein Handtuch, rieb sich mit einem anderen das Haar trocken und nahm den Anruf lächelnd an. »Hallo, Mom.« Als Kind hatte sie entschieden, Milena und James Mom und Dad zu nennen. So erhielten sie den liebevollen Platz, der ihnen zustand, unterschieden sich aber von den verlorenen Eltern, ihrer Mama und ihrem Papa.
    »Hallo, Knirps.« Milena strahlte auf dem Bildschirm. Der natürliche Honigton ihres Gesichtes war ein wenig dunkler, sie musste viele Stunden in der Sonne verbracht haben. »Wie war dein Tag?«
    »Großartig.« Grace konnte nicht widerstehen und gab ein wenig damit an, dass ihr Team vor dem Zeitplan lag. Dann fragte sie nach dem Rest der Familie.
    »Ich weiß ja, dass du auch regelmäßig mit Pia und Revel sprichst«, sagte Milena, nachdem sie das Neueste mitgeteilt hatte. »Aber noch länger kann ich weder die beiden noch deinen Vater davon abhalten, bei dir nach dem Rechten zu sehen.«
    »Wenn sie hier auftauchen, schmeiße ich sie sofort raus.« Grace liebte ihre Familie, aber sie hielten sie immer noch für die stumme Siebenjährige, die sie nach den katastrophalen Geschehnissen in der Haupthöhle der Sierra Nevada bei sich aufgenommen hatten.
    Viele Kinder waren Waisen geworden, aber alle hatten Beistand erfahren, hatten eine neue Familie gefunden. Bei Grace waren es Milena und James sowie die Teenager Pia und Revel gewesen. Die beiden waren alt genug, sie nicht als Eindringling zu betrachten, hatten sich schützend vor Grace gestellt, was kein Wunder war, denn sowohl Pia als auch Revel waren dominante Wölfe, die inzwischen als erfahrene Soldaten Dienst taten.
    Als schwer traumatisiertes Kind hatte sie den Trost der Beschützer, den Käfig gebraucht, hatte sich in Wolfsgestalt in ihrer Mitte zum Schlafen gelegt. Ihre Welt war in tausend Stücke zersprungen, sie hatte nicht gewusst, wie sie mit dem Schmerz überleben sollte, und hatte die Sicherheit gebraucht.
    Aber Grace war schon lange nicht mehr sieben.
    »Ich werde es weitergeben«, sagte Milena und seufzte, »aber du weißt ja, wie stur sie sind.« Dann lachte sie, und die haselgrünen Augen glitzerten. »Und mit wem spreche ich gerade? Mit einem ebensolchen Sturkopf. Ich weiß noch, wie ich einmal versucht habe, dein Schnuffeltuch zu waschen. Du hast weder geschrien noch geweint, hast nicht die Krallen ausgefahren oder geknurrt, aber du hast es auch nicht losgelassen. Nein. Ich musste es dir ein paar Tage später heimlich wegnehmen, als du endlich einmal schliefst, ohne es mit deiner kleinen Faust festzuhalten.«
    Es war die Lieblingsgeschichte ihrer Mutter, aber sie brachte Grace immer noch zum Lachen. Sie griff nach dem flauschigen orangefarbenen Teddybär, den Milena aus den Fetzen des Tuchs genäht hatte, nachdem es endgültig auseinandergefallen war. Er hatte ihre

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