Geheime Versuchung
Mann, dem sie je begegnet war – ein einziger Blick von ihm genügte, und ihre Knie wurden weich wie gekochte Spaghetti.
Bei der Vorstellung, mit ihm zusammen alt zu werden, wurde ihr ganz warm, ihre dunkle Haut glühte geradezu. Sie platzte beinahe vor Glück, küsste Walker und spürte, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. »Ich wusste doch, dass du wach bist.« Die Wölfin in ihr tollte spielerisch umher.
Walker streichelte ihr den Rücken. »Müssen wir aufstehen?«
Die Zeit hätte Lara nicht geschert, wenn es nur um sie beide gegangen wäre, doch es gab Junge, die unter Walkers Schutz standen … und nun auch unter ihrem. Marlee und Toby gehörten zur Familie. Marlee war Walkers Tochter, Toby sein Neffe, doch er war beiden ein Vater geworden, hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt auf die vage Möglichkeit hin, dass die Kinder Schutz bei den SnowDancer-Wölfen fänden.
»Nein«, sagte sie, nachdem sie sich mit einem kurzen Blick auf die Kommunikationseinheit auf dem Nachttisch vergewissert hatte. »Eine knappe Stunde haben wir noch.« Eine Stunde des Friedens, denn die Schlacht war gewonnen, der Feind so gründlich besiegt, dass es dumm von ihm gewesen wäre, noch einmal zurückzukehren.
Walker schlug die Augen auf, und helles Grün strahlte sie an. Es war kein weicher Blick. Walker würde nie weich sein. Doch er war … so offen, wie er noch nie gewesen war. Einladend.
Sengende Wärme ging von ihm aus. Sie fuhr ihm durchs Haar und fragte: »Ist mit den Kindern alles in Ordnung?«
Er streichelte sie weiter, die Schwielen an seiner Hand waren erotisierend.
So lange hatte sie auf seine Berührung warten müssen.
Als er ihr gesagt hatte, er könne es niemals tun, da sein Herz durch die eisige Kälte von Silentium zu sehr verletzt sei, war der Schmerz in ihr übermächtig gewesen.
Doch nun wusste sie, dass die Konditionierung ihm die Gefühle nie ganz auszutreiben vermocht hatte, denn sein Herz war so stark, dass er selbst im mitleidlosen Medialnet noch geliebt hatte.
Seine Tochter.
Seine Nichte und seinen Neffen.
Seine dahingegangene Schwester.
Seinen Bruder.
Sie waren damals eine Familie gewesen und waren es auch jetzt noch, weil es Walker gab, der sich geweigert hatte, die Bande zerreißen zu lassen, und nie einen von ihnen aufgegeben hatte, ob es sich um einen kalten Auftragskiller oder ein gebrochenes Kind gehandelt hatte.
»Ja, es geht ihnen gut«, beantwortete er ihre Frage, seine Züge verrieten nicht, dass er mit den Kindern telepathisch kommunizierte. »Toby und seine Freunde spielen mit Drew Basketball, und Marlee ist bei Ava.«
»Ava ist eine gute Freundin.« Klatsch verbreitete sich unter den Wölfen wie ein Lauffeuer. Wahrscheinlich hatte Ava schon zwei Minuten, nachdem Walker Laras Schlafzimmer betreten hatte, davon erfahren. Natürlich würde ihre beste Freundin sie nachher bedrängen, ihr alles haarklein zu erzählen, aber in der Zwischenzeit würde sie alles tun, damit Walker und sie ungestört waren.
»Marlee sagt, Ben schnarche in Wolfsgestalt, sie habe ihn müde gespielt.«
Lara musste über die Vorstellung eines zusammengerollten erschöpften Wolfswelpen lachen. »Der arme Ben.«
Avas Sohn bewunderte Marlee, die ungewöhnliche Freundschaft zwischen beiden war von spielerischer Unschuld. Ben war fünfeinhalb und Marlee vier Jahre älter, doch trotz des Altersunterschieds konnten sie einander zum Lachen bringen, bis sie auf dem Boden lagen und sich die Bäuche hielten. Lara war nicht die Einzige im Rudel, die sich fragte, ob die Freundschaft zwischen beiden nicht auf eine ganz andere Beziehung in der Zukunft hinauslief. Doch noch waren sie Kinder.
Bevor sie den Gedanken äußern konnte, sah Walker ihr tief in die Augen. »Ich werde kein einfacher Gefährte sein.«
Das kam unerwartet, doch sie hatte eine Antwort parat. »Du bist wunderbar. Einfach vollkommen.«
»Denk immer daran«, sagte er und sah sie immer noch mit einem so intensiven Blick an, dass ihre Haut kribbelte. »Vor allem in Zeiten, in denen du dich fragst, was du eigentlich mit mir zu schaffen hast.«
Plötzlich wurde Lara kalt, Angst stieg in ihr auf, da er so sicher schien, dass Schwierigkeiten auf sie zukämen. Sie schob die Befürchtungen beiseite, die Wölfin fletschte die Zähne und hielt an dem wunderbaren Band fest, das sich aus einem Ort ohne Furcht und Zweifel speiste, an dem die Schatten der Vergangenheit keine Macht besaßen.
»In Ordnung«, sagte sie. Sie kannte Walker. Er war
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