Geheime Versuchung
nachher treffen, um nach den Kindern zu sehen.«
Er trat näher, fasste ihr Kinn und sah ihr direkt in die Augen. »Willst du das?«
»Nein.« Heiser, denn weder Wölfin noch Frau wollten sich von ihm trennen. Jetzt noch nicht. Das Band war so neu, so frisch, noch immer war es wie ein Schock, wenn sie sich dessen gewahr wurde.
Sein Lächeln zerstreute alle Ängste, sie spürte ein Kribbeln im Bauch und in den Zehen. »Ich habe noch nie mit jemandem zusammen geduscht«, murmelte Walker.
Nachher konnte sie sich nicht mehr erinnern, wie sie in seine Wohnung gekommen waren. Ihr Gefährte hatte sie mit einem Blick angesehen, den sie nur zu gut kannte. So hatte er auch geschaut, bevor er dazu übergegangen war, »oralen Sex näher zu erforschen«. Sein Forscherdrang hatte sie zu einem vor Lust zitternden Lara-Wackelpudding werden lassen.
Der Mann hatte Zielstrebigkeit zu einer wahren Kunst erhoben.
Was er unter der Dusche gleich wieder bewies, als seifige Hände sie streichelten und er flüsterte, er wolle Sex im Stehen »erforschen«. Obwohl sie natürlich nichts dagegen hatte, unter dem warmen Wasserstrahl die Schenkel um seine Hüften zu legen und diese Spielart von Sex gründlich »erforschen zu lassen«.
Es war auch überhaupt nicht verwunderlich, dass sie danach doppelt so lange brauchte, um sich anzuziehen. »Ich habe dich gar nicht für dermaßen körperbetont gehalten«, sagte sie und küsste seinen nackten Rücken, bevor er ein Hemd überzog. Und auch nicht damit gerechnet, dass der stille, zielgerichtete Walker so fordernd sein konnte, dass er alles in ihr zum Schwingen brachte.
Er schob den Finger unter den BH-Träger, streichelte sie zärtlich. »Ich muss ein ganzes Leben nachholen.« Er zog sie an sich und strich ihr über den Rücken. »Nur mit dir.«
Oje. Sie hatte keine Chance. »Lass das.« Halbherzig, nicht streng. »Hast du die Kinder vergessen?«
Walker legte den Kopf leicht schräg, als würde er lauschen. »Ja, wir sollten sie holen.« Seine Hand lag warm und rau auf ihrem Rücken. »Sie sind nicht beunruhigt, sollten aber ihre Familie um sich haben.«
Laras Wölfin konnte ihm nur zustimmen, schnell zog sie eine frische Jeans und einen dünnen Pullover in ihrer Lieblingsfarbe Grün an. »Dann mal los«, sagte sie und schlüpfte in ihre Schuhe.
Toby, der anscheinend um einige Zentimeter gewachsen war, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte – es stand außer Frage, dass er mindestens ebenso groß wie seine Onkel werden würde –, legte die dünnen, aber erstaunlich kräftigen Arme um sie, als sie ihn beim Ballspielen aufstöberte. Er freute sich sichtlich, dass Walker und sie Gefährten waren. »Ich bin so froh, dass du nun zur Familie gehörst«, sagte er. »Schon am ersten Tag auf der Krankenstation, als ich vor allem und jedem Angst hatte, habe ich mich nicht vor dir gefürchtet. Deine Hände waren so sanft wie die von Mom.«
Tränen stiegen in Laras Augen auf. »Sie hat dich sehr geliebt.« Tobys Mutter hatte sich für ihn eingesetzt, bis ihre telepathische Gabe sie in den Tod getrieben hatte. Ihr Junge hatte die Gabe geerbt, er hatte die nachtschwarzen Augen eines Kardinalmedialen, weiße Sterne auf samtschwarzem Hintergrund. Doch er war nicht isoliert, musste nicht allein damit fertigwerden – physisch und psychisch unterstützten ihn das Netzwerk der Familie, andere Mediale, Wölfe und Leoparden. »Ich möchte dich auch gerne liebhaben dürfen.«
Tobys Lächeln war sehr süß … und enthielt eine Spur vom Übermut eines Jungen auf der Schwelle zum jugendlichen Schwerenöter. »Das tust du doch schon – du liebst alle Jungen im Rudel. Das spüre ich.« Er umarmte sie noch einmal und flüsterte: »Aber wenn du Marlee und mir eine Extraportion Liebe schenken willst, werde ich es den anderen nicht verraten.«
»Abgemacht.« Lachend strich sie ihm das Haar aus der Stirn, als Marlee mit Walker um die Ecke bog und in vollem Lauf die Arme um ihren Hals schlang.
»Dad meint, du gehörst nun zu uns.« Mit den großen grünen Augen und den klaren Gesichtszügen war sie ganz offensichtlich die Tochter ihres Vaters, doch eine ganz eigene Persönlichkeit. Die einzigartige Marlee. »Stimmt das wirklich?« Rötlichblonde Strähnen hatten sich aus dem Band im Nacken gelöst und fielen ihr ins Gesicht. »Gehörst du zu uns?«
Alle Sorgen, ob Marlee sie wohl ablehnte, zerstreuten sich bei dieser Begeisterung. »Ja«, sagte Lara und nahm den zarten Körper fest in die Arme. »Ich gehöre
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