Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
eine sogenannte «find, fix and finish»-Routine zu Ende bringen. Die Person muss so lange verfolgt werden, bis sich der Kommandeur sicher ist, dass sie auch wirklich die zum Abschuss freigegebene Person ist und sich keine Zivilisten in der Nähe aufhalten.
Wer den finalen Befehl zur Exekution eines Opfers gibt, ist Geheimnis des Militärs. Es muss kein Kommandeur in Ramstein sein, aber es liegt nahe, dass die Entscheidung über das Abfeuern einer Rakete auf ein Ziel in Afrika in Deutschland gefällt wird. Für diesen Entschluss steht der Person, die am Ende entscheidet, ziemlich sicher ein Rechtsberater zur Seite. Wie ein Notar prüft er vor dem letztendlichen Befehl, ob alle Kriterien für den Einsatz erfüllt sind. Ist das Ziel ein Terrorist? Stellt er nach den üblichen Maßstäben eine unmittelbare und dauerhafte Gefahr für die USA dar? Plant er möglicherweise einen Angriff? Sind Zivilisten in Gefahr?
Doch auch ein Jurist kann nicht sicherstellen, dass eine Drohnenrakete nur genau ausgewählte Opfer trifft. Immer wieder trifft es auch unbeteiligte Zivilisten. Das berichtet uns eine Frau, die jahrelang als «Mission Operator» auf einer Air Base in den USA gearbeitet hat. Wir haben sie getroffen, ihr aber Anonymität zugesichert. Einer ihrer Einsätze verlief anders als geplant. Ihr Team hatte genaue Angaben über Aufständische, die ein paar Stunden zuvor ein amerikanisches Militär-Camp angegriffen hatten. Sie verfolgten die Angreifer und zielten auf das Haus, in dem sie sich versteckt hielten. «Nachdem mein Pilot bereits den Auslöseknopf gedrückt hatte, kam Sekundenbruchteile später eine Gruppe Kinder um die Hausecke gesprungen. Unser Ziel wurde getroffen und war sofort tot. Die Kinder auch.»
Die Operateurin konnte nichts mehr machen, sie hatte es zu spät bemerkt. Viel zu spät. «Wenn die Waffe gelöst ist, kann ich nicht mehr sagen: Hey, komm zurück, Waffe, war nur ein Witz.»
Nach dem Angriff werden Bilder in das Operationszentrum Ramstein gefunkt, um den Erfolg des Anschlags auszuwerten.
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Amerikanische Drohnen für AFRICOM -Missionen starten immer von einer der neun Drohnenbasen in Afrika. Aber auch von deutschem Boden starten täglich amerikanische Drohnen. Relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Bundesrepublik den US -Streitkräften seit 2005 erlaubt, verschiedene Typen der unbemannten Luftfahrzeuge zu betreiben. Derzeit fliegen 57 US -Drohnen über Deutschland.
Das teilte uns das deutsche Verteidigungsministerium mit. Auf unsere Presseanfragen hatten wir lange nur ausweichende Antworten vom Ministerium auf genau diese Frage erhalten. Darum beschlossen wir, eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu stellen. Da öffentliches Interesse besteht, wollten wir Akteneinsicht in Dokumente bekommen, aus denen hervorgeht, welche amerikanischen Drohnen wo eine Genehmigung zum Fliegen über der Bundesrepublik erhalten haben. Drei Wochen später kam die Antwort.
Vor acht Jahren schon erteilte das Flugbetriebsreferat des Ministeriums der US Army die erste «Genehmigung zur Benutzung des deutschen Luftraums» für eine RQ - 5 A-Hunter-Drohne. Während die Drohnen in Afrika von der US Air Force, der Luftwaffe, eingesetzt werden, fliegen alle US -Drohnen in Deutschland im Auftrag der Army, also für das amerikanische Heer, die Bodentruppen.
Die Hunter-Drohne ist eine neun Meter lange Aufklärungsdrohne, die sich bis zu 200 km/h schnell in der Luft bewegen kann. Eine neuere Version der Drohne kann mit je einer Gleitbombe unter den beiden Flügeln ausgerüstet werden – das macht die Aufklärungs- zu einer Kampfdrohne. Aus einem US -Strategiepapier erfahren wir, dass Hunter-Luftfahrzeuge der US Army bis Ende 2013 durch den Drohnentyp «Gray Eagle» ersetzt werden sollen, den Nachfolger der Predator-Kampfdrohne.
Hunter-Drohnen fliegen in Deutschland bisher über dem US -Truppenübungsplatz im bayerischen Hohenfels. Die Flug-Sperrgebiete über dem Übungsplatz wurden erst 2011 deutlich vergrößert, seitdem dürfen die Amerikaner ganz legal auch über oberpfälzische Dörfer fliegen.
Im «Combat Maneuver Training Center» ( CMTC ) in Hohenfels trainieren amerikanische Soldaten auch mit Raven-Drohnen. Das sind kleine unbemannte Flugobjekte, die ein wenig an ein Modellflugzeug erinnern. Die Ravens setzt die US -Armee auch in Franken – in Bamberg und Illesheim – sowie über den bayerischen Orten Vilseck und Grafenwöhr ein, in deren Nähe sie einen großen Übungsplatz
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