Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
Allein um auf die Baustelle zu gelangen, brauchen seine Arbeiter morgens bis zu einer Stunde. Sie werden von US -Soldaten durchsucht wie vor einem Interkontinentalflug, müssen ihr Mobiltelefon tagsüber abgeben. Wachleute und Hunde weichen den Anlagenbauern den gesamten Tag nicht von der Seite.
Selbst amerikanische Soldaten, die an diesen Anlagen später arbeiten, wissen nicht alles über die Satellitentechnik und wofür genau sie eingesetzt wird. Oft werden die Positionen gewechselt, damit eine Person nicht zu viel Wissen über eine Station ansammeln kann, berichtet uns eine Ingenieurin, die in Ramstein arbeitet. «Nicht mal die privaten Auftragnehmer oder Militärs wissen, was auf der Air Base wo genau passiert», sagt die Frau. Die Parabolantennen sind ein Hochsicherheitsbereich.
Eine Satelliten-Farm, die noch im Jahr 2013 fertiggestellt werden soll, ist von besonderer Bedeutung: die « UAS Satcom Relay Pads and Facility». Übersetzt aus der Militärsprache könnte man sagen, es handelt sich um eine «Drohnen-Satelliten-Relaisstation».
Bisher übernimmt noch ein Provisorium in Ramstein diese Aufgabe, den Funkverkehr zwischen den USA , Europa und der Front an den derzeitigen amerikanischen Kriegsschauplätzen zu steuern. Das haben wir aus der Bau-Ausschreibung erfahren. Die 12 Satellitenantennen und das «Einsatzgebäude aus Stahlbeton und mit Blechdach» sollen später als Zwischenstation für die Verbindung der Drohnenpiloten in den USA mit dem Einsatzort in Afrika dienen.
Die Relais-Anlage in Ramstein empfängt Videos, GPS -Daten und alle weiteren Informationen von der Drohne, die über Afrika fliegt. Diese Daten werden dann über ein sicheres Glasfaserkabel zwischen Deutschland und den USA zu den Drohnenpiloten geleitet. Nur so können Pilot und Sensor Operator sicher sehen, wo sich eine Person gerade aufhält, und sie gezielt töten.
Ohne die Satellitenstation in Deutschland wären der weit entfernte «Krieg gegen den Terror» und das gezielte Töten nicht möglich.
Für das Jahr 2011 hatte das amerikanische Verteidigungsministerium beim US -Kongress 8 , 4 Millionen Euro für den Bau der neuen Drohnen-Satelliten-Relaisstation in Ramstein beantragt. Das Projekt trägt die Nummer TYFR 073143 . Im «Militär-Bauprogramm» der US Air Force heißt es: Ohne diese Anlage «können Drohnenangriffe nicht unterstützt werden».
Dieses Dokument ist für uns der letzte Beweis: Der Drohnen-Tod kommt auch aus Deutschland.
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Nach unserem Besuch bei dem Bauunternehmer haben wir noch einen Termin mit Wolfgang Jung. Der ehemalige Lehrer ist Friedensaktivist. Weil er seit mehr als 30 Jahren über die US -Streitkräfte in Deutschland aufklärt, öffnete der Verfassungsschutz jahrelang seine Briefe, hörte sein Telefon ab und fotografierte ihn auch schon mal auf dem Weg zum Zahnarzt. Sieben Jahre lang musste er gegen ein Berufsverbot als Lehrer kämpfen.
Wir haben uns mit Jung und seiner Frau auf dem Bismarckturm in Landstuhl verabredet. Er möchte uns von einer Ungerechtigkeit erzählen. Aber zuerst holt er einen Bildband über die schönsten Flecken in Rheinland-Pfalz aus seiner Umhängetasche. Auf einer Doppelseite ist die Air Base abgebildet. «Das ist das beste Foto, das es von der Base gibt», sagt Jung. In einem Touristenführer. Dann tippt er mit den Fingern auf das Foto. «Das Rollfeld hier ist mit deutschem Steuergeld finanziert», sagt er. «Dort der Hangar: Unser Geld. Da, die Rampe: Unser Geld.»
Später bestätigen uns das Finanzministerium von Rheinland-Pfalz und das Bundesfinanzministerium, dass mehrere Landesregierungen und der Bund seit 1999 über 170 Millionen Euro in den Aus- und Umbau von US -Einrichtungen auf der Basis investiert haben. Das Bundesverkehrsministerium teilt auf Anfrage sogar mit, dass die «Nettobelastung des Bundeshaushalts durch die US -Streitkräfte» in den vergangenen zehn Jahren «insgesamt rund 598 Millionen Euro» betragen habe. Den genauen Anteil an diesen Gesamtausgaben in ganz Deutschland für die Base in Ramstein kann der Sprecher «leider nicht aufschlüsseln».
Bekannt ist aber, dass das meiste Geld für diese Air Base in Straßen und Lärmschutz für die Anwohner floss. Aber auch der Umbau der Start- und Landebahn wurde mit deutschem Steuergeld finanziert.
Plötzlich scheppert es über unseren Köpfen. Ein graues C- 130 -Hercules-Flugzeug startet von dem Rollfeld, das Wolfgang Jung eben noch auf dem Foto gezeigt hat. «Mit diesen Transportmaschinen
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