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Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)

Titel: Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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später verurteilte ein italienisches Gericht 23   CIA -Mitarbeiter wegen der Verschleppung zu Haftstrafen zwischen fünf und acht Jahren.
    War der Feind Amerikas erst einmal gefunden und festgenommen, kamen private Dienstleister wie CSC ins Spiel. Das Unternehmen hatte 2002 einen Rahmenvertrag mit der CIA abgeschlossen und wurde regelmäßig für die Transporte von Terrorverdächtigen in ein geheimes US -Gefängnis oder zwischen den «black sites» angefragt.
    Die Computer Sciences Corporation, vertreten durch ihre Tochterfirma DynCorp, nahm die Dienste von mindestens drei Luftfahrt-Brokern in Anspruch. Die Vermittlungsunternehmen Capital Aviation, Sportsflight Air und Air Marketing charterten dann die Flugzeuge bei über 30 kleinen Luftfahrtgesellschaften. So sollte der wahre Auftraggeber – die CIA – verschleiert werden.
    Meist über verschlungene Flugrouten kamen die Kidnapping-Flieger zu ihren Zielen. Im Fall von Khaled al-Masris Rückflug wählte der Pilot eine Route von Washington D.C. über Irland, Zypern bis nach Kabul in Afghanistan. Hier wurde al-Masri eingeladen. Diese Zickzack-Routen sollten die Nachverfolgung erschweren. Auf den Flughäfen tarnten sich die Entführungsflüge auch schon mal als « VIP Service» für Gäste des «Golden Bay Beach Hotels» , einem Fünf-Sterne-Tempel auf Zypern.
    Hatte die Crew den Gefangenen am Zielort abgegeben, flog das Flugzeug wieder auf aufwendiger Route über viele Flughäfen zurück zum Startpunkt. Ein paar Tage später stellte das Vermittlungsunternehmen dann eine Rechnung an die CSC . In der Zeile des Rechnungsgrundes war stets «Leistungen» als Betreff angegeben. Eine Rechnung sah zum Beispiel wie folgt aus:
     
    Flugkosten
294 300  $
Bereitstellung des Flugzeugs
6000  $
Benzinkosten
9135  $
Zusätzliches Crewmitglied
4500  $
4800  $
Internationale Abwicklung/Überflugkosten
116 500  $
Verpflegung
1857  $
Passagiersteuern
300  $
    Auf diesen Abrechnungen ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, dass es sich bei den Aufträgen um Kidnapping-Flüge handelte. Aus den Rechnungen wird aber deutlich, dass bis zu acht Personen bei solch einer Überstellung im Flugzeug mitgereist sind. Für einen fünftägigen Einsatz kamen schnell Rechnungssummen von einer halben Million US -Dollar zusammen.
    Die Menschenrechtsorganisation Reprieve hat einige dieser Rechnungen veröffentlicht. Liest man diese Dokumente wirtschaftlichen Handelns genau, kann man darin viel über das gesamte System der US -Geheimgefängnisse lernen: Im Juli 2004 etwa flog die Gulfstream IV N 288 KA von Kabul nach Bukarest; 2004 startete die Gulfstream IV N 308 AB von Rumänien nach Marokko, um dann weiter in den Irak und nach Algerien zu reisen. Einmal setzte die CSC eine Boeing mit der Hecknummer N 787 WH ein, die von Marokko nach Rumänien und weiter nach Litauen unterwegs war. Meist wurden die Terrorverdächtigen aber in unauffälligeren kleinen Geschäftsreise-Jets der Marke Gulfstream um die Welt geflogen.
    Litauen – Polen, Marokko – Litauen, Thailand – Afghanistan, Irak – Rumänien. Die Routen folgten stets den Orten, an denen Terrorverdächtige gefangen genommen wurden und an denen geheime US -Gefängnisse eingerichtet waren.
    *
    In abgelegenen Straßen der hässlichsten Hauptstadt Europas sind wir auf der Suche nach einem Gebäude, das uns helfen soll, einen Aspekt der CIA -Operationen mit Hilfe der Computer Sciences Corporation zu vertiefen. Wir sind dafür nach Rumänien gereist.
    Bukarest ist ein Ort, der sogar von vielen seiner Bewohner gehasst wird, und auch das übrige Land mag seine Hauptstadt nicht besonders. Wir fahren durch die Stadt und halten Ausschau nach einem Flachbau in «L»-Form, der sich nahe der Bahnschienen befinden soll. Wir versuchen das CIA -Geheimgefängnis im Keller der rumänischen Behörde zu finden, das Kyle Foggo hier eingerichtet hatte, der damalige Logistikchef der Central Intelligence Agency in Frankfurt. In der Mures-Straße  4 finden wir die ehemalige «black site» (siehe auch Kapitel  17 ).
    Die Suche nach den Orten der geheimen CIA -Foltergefängnisse machte uns mit neuen Formen der urbanen Hässlichkeit bekannt. Überall hingen dicke schwarze Kabel über der Straße. Verbeulte Metalltore. Wellblechzäune, die Grundstücke abschirmen. Häuser, von denen großflächig der Putz abfällt. Das Kreischen und Zischen der Züge vom nahe gelegenen Bahnhof und das Bellen von Hunden waren die bestimmenden Geräusche. Es war sehr heiß, die

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