Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
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Unsere Suche nach dem Geheimgefängnis, in dem die US -Regierung Terrorverdächtige einsperren und foltern ließ, hatte noch einen anderen Grund. In Bukarest fanden wir einen ehemaligen CIA -Piloten, der mit uns sprechen wollte. Sein Motiv? Viele Jahre hatte er seinen ehemaligen Arbeitgeber verklagt, weil der ihm noch Bonuszahlungen für gefährliche Einsätze schuldete. Er war sauer. Er wollte unbedingt sein Geld bekommen. Darum sprach er mit uns.
Wir trafen uns in einer Hotellobby von der Größe eines Fußballplatzes. Das Hotel hat hunderte Räume und befindet sich in der Nähe des kleineren Flughafens der Stadt. Junge Frauen gingen in der Lobby ihrer Arbeit in kurzen Röcken und gefährlich hohen High Heels nach, während wir uns unterhielten. Sie waren auf der Suche nach Kunden.
Wir setzten uns in die Lobby, und ohne Pause erzählte uns der frühere CIA -Pilot vier Stunden lang seine Geschichte. Viele Jahre lang war Frankfurt am Main sein Arbeitsort gewesen.
Die CIA engagierte die Computer Sciences Corporation nicht nur für das Entführungsprogramm, sondern auch für Aufträge in Deutschland. Die CSC war in den Jahren nach dem 11 . September 2001 auch verantwortlich für einen Shuttle-Service, der CIA -Agenten von Frankfurt nach Kabul oder von Frankfurt nach Bagdad brachte. Wie auch bei den Verschleppungsflügen machte die CSC die Arbeit nicht selbst, sondern beauftragte Subunternehmer, verschiedene Charterflugfirmen, die die CIA -Missionen ausführten.
Das amerikanische Geheimdienst-Hauptquartier an der Homburger Landstraße in Frankfurt organisierte die Flüge in den Irak. Frankfurt war ein Sammelpunkt für US -Spione, die von den Vereinigten Staaten oder Europa aus auf dem Weg in die amerikanischen Kriegsgebiete waren. Zwei Mal in der Woche bestiegen Agenten im VIP -Bereich des Flughafens Frankfurt die gecharterten Maschinen des Shuttle-Services.
Die Flugzeuge wurden vom CSC -Subunternehmen Vision Airlines betrieben, das 500 Millionen US -Dollar für einen Fünf-Jahres-Vertrag von der CIA erhielt. Doch Vision Airlines wurde auffällig. Die Manager fingen an, die Rechnungen nicht mehr zu bezahlen. Der Pilot erzählt uns, dass er um seine Gefahrenzulage für Flüge in Kriegsgebiete betrogen wurde. Die Airline erhielt zwar die Zuschläge für die Einsätze in gefährlichen Gebieten wie Kabul oder Bagdad von der CIA , aber gab sie nicht immer an die Piloten weiter. Selbst Flughäfen versuchte Vision Airlines zu betrügen und weigerte sich, Start- und Landegebühren zu bezahlen. Die Türkei und Polen sperrten daraufhin den Luftraum über ihren Ländern für diese CIA -Airline. Auch am Frankfurter Flughafen gab es im Sommer 2006 Probleme, die dazu führten, dass eine Gruppe CIA -Mitarbeiter im VIP -Bereich des Flughafens so lange auf ihren Start des Fluges nach Kabul warten musste, bis die Flughafengebühren bezahlt waren.
Ein Fraport-Mitarbeiter erinnert sich an den Vorfall: Noch nie wurden Gebühren so schnell bezahlt.
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Was für Aufträge führt die Kidnapping GmbH in Deutschland noch aus? Wer sind die anderen Auftraggeber dieser Firma mit den Kontakten zum CIA ? Wir wollen mehr wissen und durchforsten wieder einmal Jobportale und Karrierenetzwerke im Internet. Schnell stoßen wir auf Einträge von CSC -Mitarbeitern, die mit AFRICOM und EUCOM beide US -Regionalkommandos in Deutschland im IT -Bereich unterstützen. Meist berichten die Mitarbeiter von eher klassischen IT -Arbeiten: Sie bauen WLAN -Netzwerke auf und pflegen sie, richten Firewalls gegen Angriffe von außen ein oder installieren Videokonferenzanlagen für die Streitkräfte.
Einige arbeiten als « CSC Site Manager» in Stuttgart für eine Gefechts-Unterstützungs-Agentur des US -Verteidigungsministeriums und unterstützen Kampfeinsätze im Irak, Afghanistan oder am Horn von Afrika. Dort sind sie für Telekommunikation zuständig oder bauen digitale Netzwerke zwischen Einheiten in Europa und Afrika auf.
Die Aufgabe eines anderen «Network Intrusion Analyst» aus Stuttgart ist es, «alle verdächtigen Aktivitäten (Würmer, Viren, Trojaner)» im «europäischen Einsatzgebiet» abzuwehren. Derselbe Computerfachmann betreut aber zugleich auch «Next Generation Sensors». Diese neuartigen Sensoren werden in Drohnen oder in Aufklärungsflugzeugen eingesetzt.
Während unserer Suche stoßen wir weiter auf eine CSC -Unterfirma in Stuttgart, von der wir auf der offiziellen Firmenwebseite nichts gelesen haben: Ein
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