Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
Büro für «Joint Defense Integrated Solutions». Diese CSC -Filiale in einem schwäbischen Technologiepark an der Curiestraße 2 hatte sich bis vor kurzem auf Systemintegration- und Outsourcing-Beratungen für das US -Verteidigungsministerium spezialisiert. Die knapp 200 Mitarbeiter betreuten vor allem Einheiten der US -Streitkräfte in Deutschland. Der Stuttgarter Büroleiter war gleichzeitig «Direktor für europäische und afrikanische Operationen» bei der CSC . In einem Interview nannte er das Europa-Kommando der USA in Deutschland «unseren wichtigsten Kunden». Damals war EUCOM noch gleichzeitig für Afrika und Europa zuständig und übernahm die Operationen, die heute AFRICOM leitet. Sogar auf dem Kasernengelände des Kommandos, in den Patch Barracks, hatte die CSC eine Adresse. Das Büro lag gleich neben dem Hauptquartier von EUCOM .
Was beraten die Mitarbeiter von CSC da eigentlich genau? Warum braucht eine IT -Unternehmensberatung eine Adresse auf einer US -Basis? Warum gibt es einen Leiter für «afrikanische Operationen», der in Deutschland sitzt – ähnlich den Strukturen des US -Militärs? Was macht diese amerikanische Firma mit ihrem großen Netz an Vertretungen auf deutschem Boden eigentlich genau hier?
Je mehr wir lesen, desto mehr Fragen stellen sich uns. Viele Fragen, die wir der CSC gern stellen würden. Wir bitten offiziell bei der Pressestelle der Computer Sciences Corporation um ein Gespräch. Daraufhin werden wir gebeten, unsere Fragen schriftlich einzusenden. Wir schicken 19 konkrete Fragen zu Firmenstruktur, Kunden, Umsatz und eigentlich ganz unverfänglichen Themengebieten nach Wiesbaden. Doch niemand möchte unsere Fragen beantworten. Nach vielen Wochen meldet sich eine CSC -Sprecherin bei uns. Grundsätzlich würde CSC nie über seine Kunden und deren Aktivitäten sprechen. «Nach interner Rücksprache können wir Ihnen darum in diesem sensiblen Feld leider nicht als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.»
Dieses Mauern macht uns noch neugieriger.
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Jetzt möchten wir erst recht mehr darüber erfahren, was die CIA -Entführungsfirma in Deutschland genau tut. Während unserer Recherchen hören wir davon, dass die CSC neue Mitarbeiter für seine Stuttgarter Filiale sucht. Darum drucken wir unsere Lebensläufe aus und fahren nach Sindelfingen, in ein Hotel, zur AUSA -Jobmesse. Hier werden Jobs für US -Streitkräfte und deren private Auftragnehmer vergeben. Die CSC ist mit einem Stand vertreten. Wir wollen uns bei ihr vorstellen.
Die Lobby des Vier-Sterne-Hotels sieht aus wie in jedem anderen Hotel auch. Hohe weiße Säulen, dunkles Holz, Teppiche, die die Geräusche dämpfen. Wir sind in dem Hotel einer amerikanischen Kette gelandet, darum ist es auch nicht verwunderlich, dass uns hier einige Amerikaner begegnen. Als wir an der Rezeption vorbei aus der Lobby zu einem der Konferenzräume gehen, sehen wir ein Schild, das uns jedoch überrascht: «Intelligence Jobs», Geheimdienst-Stellen.
Wir betreten den Raum und sehen als Erstes Monitore, auf denen Videos mit kämpfenden Männern und Maschinen laufen. Große Gewehre, Helme. Doch außer diesen martialischen Filmchen ist der Raum nicht besonders aufregend. Eine Handvoll Unternehmen präsentiert sich, die Vertreter der Firmen sitzen hinter Konferenztischen. Sie könnten auch Ingenieure für die Wasserwerke oder Beamte für das Finanzamt suchen.
Aber die Jobs, für die sie werben, heißen «Intelligence Analyst». Mehr Informationen dazu gibt es nicht. Die Stellen sind ausschließlich für amerikanische Staatsbürger, sagt uns der Organisator der Jobmesse. Und falls wir keine «Top Secret»-Sicherheitseinstufung der US -Regierung hätten, könnten wir es gleich vergessen, hier heute einen Job zu finden. Dann wäre eine Bewerbung an einem der Stände sinnlos.
Für Amerikaner sind «Geheimdienst-Analysten»-Stellen bei privaten Firmen in Deutschland sehr attraktiv. Neben dem Leben in der Bundesrepublik ist es ein weiterer Anreiz, dass sie zwar für die Regierung arbeiten, aber von ihrem Lohn keine Steuern zahlen müssen.
Wir sind überrascht, wie offen die Firmenvertreter von fast allen Unternehmen sind. Auch am Stand der CSC . Wir bekommen sogar Stifte, Hochglanzbroschüren und Karabinerhaken als Geschenke. Braucht man das als Geheimdienstler? Als wir uns als Journalisten zu erkennen geben, erwarten wir eigentlich, gleich aus dem Raum geworfen zu werden. Aber das Gegenteil passiert. Die Personalvermittler sind neugierig,
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