Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
Läden und kein öffentliches Gesicht. In den Zeitungen finden sich bestenfalls kleine Meldungen auf den Wirtschaftsseiten, wenn CSC mal wieder einen Großauftrag gewonnen hat. Die 100 000 Consultants weltweit beraten Manager und Politiker in IT -Fragen, helfen beim Outsourcing von Geschäftsabläufen, schützen Kunden vor Cyber-Angriffen und programmieren Software für Firmen.
CSC wickelt zum Beispiel die Visa-Anträge in die Länder Kanada und Mexiko ab, hat einen milliardenschweren Beratervertrag mit dem Schweizer Versicherungskonzern Zurich, koordiniert die Versorgung der US Army mit Impfungen und biologischen Abwehrstoffen und betreibt ein Call-Center für das FBI . Auf der Kundenliste stehen auch die US -Küstenwache, US Navy, das US -Heimatschutzministerium, die staatliche Post Royal Mail in England und der staatliche britische Gesundheitsdienst.
Aber die Computer Sciences Corporation half auch den Geheimdiensten. Die Bush-Regierung beauftragte CSC damit, das IT -System der NSA zu erneuern. Technik, elektronische Infrastruktur und Software sollten im großen Stil ersetzt werden. Für das Projekt «Groundbreaker», das zehn Jahre laufen sollte, wurden fünf Milliarden Dollar veranschlagt. Tausend Mitarbeiter wechselten für das Erneuerungsprogramm von der National Security Agency zu CSC . Der Groundbreaker-Vertrag wurde mehrmals verlängert und läuft noch bis 2014 .
Die Firma war als Subunternehmer auch in einen weiteren NSA -Auftrag involviert. Für Abhörtechnik. Nach den Anschlägen vom 11 . September 2001 sollten mehrere Privatfirmen den Nachrichtendienst in eine neue Zeit der Überwachung führen. Mit dem von CSC mitentwickelten Programm «Trailblazer» konnte die NSA nun auch Mobiltelefone, E-Mails und Glasfaser-Telefonie ausspionieren und die gesammelten Daten auswerten.
Für den damaligen NSA -Chef Michael Hayden lag im Outsourcing die beste Möglichkeit, den veralteten Dienst zu modernisieren. Seitdem gehören der NSA nicht einmal mehr die Telefone und Computer in der Zentrale selbst. Hayden forderte sogar ein «digitales Blackwater» – eine Anspielung auf den privaten Auftragnehmer, der unter anderem im Irak-Krieg Söldner für den Kampfeinsatz stellte. Zu dieser Zeit war CSC der drittgrößte staatliche Auftragnehmer in den Vereinigten Staaten. Die Firma managte nicht nur die IT der NSA , sondern auch von FBI und CIA .
Im Grunde genommen war CSC die EDV -Abteilung der amerikanischen Geheimdienstwelt und ein riesiger Verteidigungs-Dienstleister.
Auf der
Fortune
-Liste der besten IT -Unternehmen der Welt belegt CSC derzeit den vierten Platz. Mit dem Kauf eines kleineren Sicherheitsunternehmens stieg CSC vor einigen Jahren in eine neue Branche ein: das Kidnapping.
Zwischen 2003 und 2006 half die Corporation als privater Dienstleister der CIA bei ihrem Entführungsprogramm – mit der Vermietung von Flugzeugen und Crews, um gekidnappte Terrorverdächtige zu Geheimgefängnissen zu bringen. Die von CSC gecharterten Maschinen waren in Afghanistan, Irak und in Libyen im Einsatz, sie flogen nach Rumänien, Griechenland oder Albanien. So wie im Fall des deutschen Entführungsopfers Khaled al-Masri.
In diesen vier Jahren war CSC der Hauptauftragnehmer der CIA für die Bereitstellung von Flugzeugen für das «extraordinary rendition program» – so werden die außerordentlichen Überstellungen von Terrorverdächtigen von einem Land ins andere ohne Haftbefehl und Verurteilung offiziell genannt. Gemeint sind: Entführungen und Verschleppungen durch die CIA .
Hatte die Bush-Regierung in der ersten Phase des «Krieges gegen den Terror» ein mutmaßliches al-Qaida-Mitglied entdeckt, beauftragte sie Kopfgeldjäger oder fremde Regierungen, die Personen festzuhalten. Manchmal reisten auch CIA -Entführer selbst in das fremde Land und fingen «high value targets» auf offener Straße weg. So wie im Fall des Imams Abu Omar in Italien.
Einen Monat bevor die USA in den Irak-Krieg zogen, schleiften amerikanische Agenten 2003 den islamischen Geistlichen Abu Omar tagsüber in Mailand in ein Auto und verschleppten ihn nach Ägypten. Der Mann, der mit bürgerlichem Namen Osama Hassan Mustafa Nasr heißt, stammt ursprünglich aus Ägypten und soll in Italien als Mitglied einer islamistischen Terrororganisation Hass gepredigt und in Afghanistan gekämpft haben. Nach dem Kidnapping wurde er mehrere Jahre in einem Gefängnis in Ägypten festgehalten. Er sagt, dass seine Entführer ihn schwer gefoltert haben. Jahre
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