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Geheimes Verlangen

Geheimes Verlangen

Titel: Geheimes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Redfern
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behalten, als so unoriginell davon zu sprechen. Beschämt geht sie in Gedanken die wenigen ihr bekannten Möglichkeiten eines stilvollen Rückzugs durch und stößt dabei – selbst völlig überrascht – auf eine Löwin, deren Fell zwar nicht frei ist von den Spuren vergangener Kämpfe, jedoch noch nichts von seinem goldgelben Glanz verloren hat, eine mächtige Katze, deren Schwanz kraftvoll durch die Luft peitscht. Daneben ein prachtvoller Löwe.
    Sie sieht ihm offen ins Gesicht und sagt lächelnd: »Sicher hörst du diesen Text jeden Tag.«
    »Wohl kaum«, sagt er.
    Sie mustert sein Gesicht, versucht zu ergründen, ob er die Wahrheit sagt, entdeckt keine Spur von einem Lächeln. Das wird sie nicht vergessen. »Tatsächlich nicht?« Sie spricht zögernd. »Solltest du aber. Ich meine: Dann sollten wir beide es wenigstens tun.«
    »Würde ich ja gerne, wenn ich könnte«, sagt er, »ich kann aber nicht.«
    Ihr Blick entgleist, ihr Herz bleibt fast stehen, sie hat Angst, sich noch mehr zu blamieren. Aber mit einer verlogenen Abfuhr abspeisen lässt sie sich auch nicht. Er steht währenddessen völlig reglos da, die Stirn in Falten, nicht mal zu atmen scheint er. Sie lässt den Blick über den mit Menschen gefüllten Hof schweifen, sieht dann wieder ihn an. »Und wieso kannst du nicht?«, fragt sie.»»Er hält ihr die Finger seiner Hand vor das Gesicht. Wie gern sie diese Finger berühren, sie mit ihren eigenen verschränken, sie mit ihren Lippen schmecken würde. Stattdessen ein verächtliches Schulterzucken. »Na und? Hast du mich etwa um meine Meinung gebeten, bevor du dich zu diesem Schritt entschlossen hast. Warum soll ich für etwas büßen, wofür ich keine Verantwortung trage?«
    Er muss lachen, wird aber sofort wieder ernst. Jemand rempelt ihn von hinten an, bringt ihn fast aus dem Gleichgewicht. Er nickt kurz einem Gast zu, der ihn grüßt. Dann schaut er sie wieder an, und sie sagt: Ich will dich ja gar nicht behalten. Ich möchte dich doch nur ausleihen. Und dann schicke ich dich völlig unbeschadet wieder nach Hause. Keine Fesseln.«
    »Ich würde ja gern«, sagte er leise, und die Worte treffen sie wie ein Messerstich in die Brust, denn sie glaubt ihm. »Ich habe darüber nachgedacht, aber ich kann nicht. Am besten, du vergisst mich einfach. Konzentriere dich lieber auf deine Arbeit. Ich würde dich ohnehin nur enttäuschen. Du findest ganz sicher einen Besseren.«
    Die Musik ist laut, wird immer lauter, trotzdem spricht sie genauso weiter wie zuvor. »Ich will aber keinen Besseren. Ich will dich. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, will ich nur einen: dich.«
    Er starrt auf das Pflaster, hält das Glas in der geschlossenen Faust. »Ich bin sehr geschmeichelt«, sagt er. »Tut mir leid. Ich würde, wenn ich könnte. Aber es geht nicht.«
    Sie nickt, lächelt ihm wie eine gute Verliererin ins Gesicht: Wenn sie ihre Haken wieder aus seinem Fleisch zieht, möchte sie wenigstens eines: tiefe Wunden hinterlassen, das hofft sie jedenfalls. Die Party geht weiter, aber sie bleibt nicht mehr lange. Die beiden entfernen sich von der Tür, mischen sich wieder – jeder für sich – unter die Leute, finden andere Gesprächspartner. Sie ist ihm nicht böse, nur völlig leer: nichts zu machen. Hinterher kann sie sich nicht mehr daran erinnern, ihn auf der Party auch nur eines weiteren Blickes gewürdigt zu haben.
    Erst später, als sie ausgezogen im Bett liegt, fällt ihr wieder ein, was er gesagt hat: Ich habe darüber nachgedacht. Die Worte riechen nach Holz oder Vanille. Ich würde ja gern, wenn ich könnte. Das alles ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Was sie wirklich will, das verbietet sie sich nur selten. Dazu ist ihr zu deutlich bewusst, dass sie nur einmal lebt. Sie ist niemandem Rechenschaft schuldig, nur sich selbst. Da ist niemand, der auf sie wartet, sich Gedanken über sie macht, niemand, der sie für sich beansprucht.
    Sie hat die Kissen neben das Bett auf den Boden geworfen, die Arme unter dem Kopf verschränkt, und blickt sinnend zur Decke. Sie weiß noch sehr gut, wie jene Löwin mit dem Schwanz geschlagen, mit der Zunge über die Zähne gefahren ist. Eigentlich müsste sie ja verständnisvoll sein, eingeschüchtert, sich geschlagen geben. Doch so eine ist sie nicht. Und dann hatte er noch etwas gesagt: Konzentriere dich lieber auf deine Arbeit. Ihre Arbeit besteht darin, Dinge zu manipulieren, zu erfinden, ihnen eine Bedeutung zu geben. Ihr Job ist es, etwas aus dem Nichts

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