Geheimnis des Verlangens
ganz reizvoll sein, besonders wenn man wie er eine Xanthippe zur Geliebten hatte. Diese Frau hatte er gern zu Hause gelassen, als sie nach Amerika aufgebrochen waren. Allerdings hatte damals niemand damit gerechnet, dass sich diese Reise dermaßen in die Länge ziehen würde.
Ihre Aufgabe hatte so einfach ausgesehen; sie musste n lediglich mit einer Madame Rousseau in New Orleans Kontakt aufnehmen. Sandor hatte ihren Namen vor vielen Jahren in Erfahrung gebracht, während er die Vorbereitungen zur Flucht der kleinen Prinzessin traf. Diese Frau hätte sie auf direktem Wege zu Baronin Tomilova und ihrem königlichen Schützling führen sollen. Höchstens eine Woche hatten sie eingeplant, um die Prinzessin aufzulesen, und dann wären sie auch schon wieder auf dem Heimweg gewesen. So einfach ... Aber leider war Madame Rousseau vor drei Jahren gestorben und ihr Mann inzwischen nach Charleston gezogen.
Eine ganze Woche hatten sie in New Orleans mit ihren Nachforschungen über die Baronin verschwendet, aber es schien fast so, als sei sie niemals dort gewesen, da sich niemand an sie erinnerte. Also waren sie nach Charleston gesegelt, um mit dem Ehemann der Dame zu sprechen. Und das war eine weitere Zeitverschwendung gewesen, denn der Mann von Madame Rousseau war nach dem Tod seiner Frau dem Alkohol verfallen. Er konnte sich kaum noch an seine eigene Frau erinnern, geschweige denn an eine Frau, der er vielleicht — od e r vielleicht auch nicht — vor zwanzig Jahren einmal begegnet war. Das einzige, was sie nach allerlei Einschüchterungsversuchen aus ihm herausholen konnten, war ein verdrossener Hinweis auf die Schwester seiner verstorbenen Frau. Er glaubte, sich noch einigermaßen daran erinnern zu können, dass diese Schwester zur fraglichen Zeit bei ihnen gelebt hatte — obwohl er sich nicht einmal da ganz sicher zu sein schien. Die einzige Schwierigkeit bei der Sache bestand darin, dass diese Schwester vor zehn Jahren geheiratet hatte und nach Natchez in Mississippi gezogen war.
Sollten sie also nur auf die vage Möglichkeit hin, Rousseaus zweifelhafte Erinnerung könne der Wahrheit entsprechen, wieder nach New Orleans zurücksegeln, um von da aus über den Mississippi hinauf zu der alten Stadt Natchez zu reisen? Aber was hätten sie sonst tun können? Tatiana Janacek hatte all die Jahre darauf gewartet, dass man sie endlich nach Hause holte, um in Cardinia den ihr angestammten Platz einnehmen zu können. Sie musste n sie einfach finden, ganz egal, wie lange es dauerte.
Dennoch befürchteten sie zu diesem Zeitpunkt bereits, dass ihre Mission vielleicht fehlschlüge; jeder einzelne von ihnen war sich dessen bewußt. Aber solange nicht der neue König von Cardinia die Geduld verlor und die Sache aufgab, solange würde auch kein anderer das tun.
Aber das war vor ihrem Besuch bei Madame Rousseaus Schwester gewesen. Was sie heute morgen auf dieser Plantage im Süden der Stadt gehört hatten, war die schlimmste Ernüchterung ihrer ganzen Reise gewesen, denn die Geschichte dieser Frau war einfach unglaublich.
Jetzt war Lazar endgültig dafür, das Land auf der Stelle zu verlassen und zu Hause einfach von der Tragödie zu berichten, die über das Janacek-Kind hereingebrochen war. Serge dagegen plädierte dafür, einfach irgendein Mädchen auszusuchen, das Tatianas Platz einnehmen könnte, eine Frau, die mehr nach dem Geschmack des Königs war, als es die Prinzessin wohl gewesen wäre. Aber der Haken bei der Sache bestand darin, dass die richtige Prinzessin ein bestimmtes Mal haben musste , und an diesem Zeichen konnte man sie erkennen. Sandor hatte dem Säugling dieses Erkennungszeichen selbst beigebracht.
Die beiden Vettern, Stefan und Vasili , waren nach wie vor wild entschlossen, jeder Spur, wie kalt sie auch sein mochte, nachzugehen. Sie wollten so lange weitersuchen, bis es beim besten Willen keinen Ort mehr gab, wo sie noch hätten suchen können. Es war gar nicht auszudenken, wie viele Monate sie diese Verbohrtheit noch kosten würde. Und der einzige Anhaltspunkt, den sie jetzt noch hatten, war der Name der letzten Person, die die Baronin wahrscheinlich lebend gesehen hatte.
Es war ein Schock für sie alle gewesen, als sie hören musste n, dass die Tomilova kurz nach ihrer Ankunft in Amerika gestorben war. Sie hatte den Befehl gehabt, nur im äußersten Notfall mit Sandor Kontakt aufzunehmen. Ansonsten durfte keine Verbindung zwischen ihnen bestehen, die die Stamboloffs hätten entdecken können; es durfte
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