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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Freund?«
    »Du hast dein möglichstes getan«, antwortete Stefan unergründlich. »Aber ich kümmere mich für gewöhnlich nicht um das Geschrei junger Esel.«
    Vasili zuckte zusammen. »Ich weiß, worauf du hinaus willst. Du hast mich durchschaut.«
    »Wenn ihr beide nicht endlich die Klappe haltet, verpaßt ihr noch die ganze Show.«
    Vasili warf einen Blick auf die Bühne und beugte sich vor; die kleinen Sticheleien waren augenblicklich vergessen. Gleichzeitig brach die johlende Menge in wilden Beifall aus, und Lazar sah auf, zuerst wachsam, dann wie vom Donner gerührt. Auch er starrte jetzt fasziniert auf die Bühne. Stefan dagegen runzelte widerwillig die Stirn, als der Tanz begann. Was immer er auch erwartet hatte — das nicht. Nicht im Traum hätte er daran gedacht, dass er dieses Barmädchen für sich selbst wollen würde.

Kapitel 4

    S ie war feingliedrig und von exquisiter Zartheit, dieser Engel von Babylon. Stefan, und mit ihm jeder andere Mann im Raum, war atemlos verzaubert, unfähig, seine Augen von ihr abzuwenden. Dies war ein Tanz, der nur das eine Ziel kannte, die Sinne zu entflammen, und doch lag in den Bewegungen des Mädchens bei aller Sinnlichkeit auch eine Grazie, die ihm eine Art von Unschuld verlieh. Vielleicht geschah dies zu ihrem eigenen Schutz, wenn man bedachte, wie vielen Männern sie diese Vorstellung bot. Für Stefan jedoch war es bereits zu spät. Sie war eine Frau, die einen Mann in den Wahnsinn treiben konnte, weil sie in ihm die widersprüchlichsten Empfindungen auslöste — leidenschaftliches Verlangen auf der einen Seite und den unbezähmbaren Wunsch, sie zu beschützen, auf der anderen. Aber im Augenblick empfand er nur Verlangen.
    Er hatte sich gefragt, was für eine Art Kostüm sie wohl tragen würde, und war zu dem Schluß gekommen, dass sie sich gewiss nicht mit der freizügigen Durchsichtigkeit echter Haremstänzerinnen kleiden würde. Diese Frauen waren schließlich Konkubinen oder Sklavinnen, und sie tanzten, um ihrem Herren zu gefallen, um unter so vielen anderen Sklavinnen seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Aber dies war Amerika, wo die Frauen sorgfältig darauf achteten, ihre Gliedmaßen zu bedecken — wenigstens galt das für die anständigen Frauen. Hier jedoch handelte es sich um eine Hure, die sich einem ausschließlich männlichen Publikum präsentierte, also war es ihr sicher gestattet, wenigstens ihre Arme zu entblößen und einen Teil ihrer Beine. Und — weil das der Tanz so verlangte, ein gutes Stück von ihrem Bauch. Aber da hatte er sich geirrt.
    Direkt unter ihrem Nabel wurde bereits der Stoff ihrer Haremshose sichtbar, die sich zwar eng um ihre Hüften und ihren Unterleib schmiegte, dann aber bauschig und locker an ihren Beinen herabfiel. Sie reichte ihr bis zu den Fesseln, wo der Stoff von einem schmalen Band zusammengehalten wurde und ihre Knöchel fest um Schloss . Der lavendelfarbene Stoff war keineswegs durchsichtig, aber doch so hauchdünn, dass er bei bestimmten Bewegungen, dicht an ihren Körper gelegt, ihre zarten Formen nachzeichnete. Das Oberteil, aus demselben dünnen Material wie die Hose, war kurz — aber lange nicht so kurz, wie es das Publikum gern gesehen hätte; es hing bis auf den Bund ihrer Hose herab. Die Ärmel waren lang und füllig und wurden an ihren Handgelenken zusammengehalten. Das Oberteil selbst spannte sich eng um ihre festen Brüste, fiel dann jedoch lose herab, so dass es den Bewegungen ihres Körpers folgen konnte. Das ganze Kostüm war mit kleinen silbernen Ziermünzen übersät, die im Kerzenlicht aufblitzten. An ihren Hüften, ihren Armen und Fesseln klirrte eine beträchtliche Schar von Armreifen im Rhythmus ihrer Bewegungen und bewies, dass diese Frau ihren Tanz durch und durch beherrschte. Aber das war schon von dem Augenblick an klar gewesen, in dem sie auf die Bühne geglitten war.
    Ein langer Schleier, ebenfalls aus demselben lavendelfarbenen Material, bedeckte ihr Haar bis zur Taille. Aber ihr Haar war ein wenig länger als der Schleier, und sie trug es offen, so dass lange Locken, schwarz wie Ebenholz, über ihre schmalen Schultern fielen und wieder zurückgeworfen wurden im Auf und Nieder des Tanzes. Ein kürzerer Schleier verbarg ihre Gesichtszüge, bis auf die Augen, die auf den ersten Blick orientalisch anmuteten. Stefan, der sie so eingehend betrachtete, begriff jedoch bald, dass sie diesen Effekt mit einem Kohlestift erzielt hatte. Auch die Tatsache, dass sie ihren Blick stets gesenkt hielt, als

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