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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihr halten würde, dass er sie am Ellbogen festhalten konnte. Was er auch tat.
    »Paß auf, wo Ihr hintretet, Tatiana«, sagte Stefan, was sie prompt auf die Idee brachte, über ihre eigenen Füße zu stolpern.
    Gereizt erwiderte sie zuvor jedoch: »Der Name lautet Tanya, Tan-ya. Wenn Ihr mich noch einmal mit diesem fremdländisch klingenden Ta-ti-a-na anredet, dann werde ich höchstwahrscheinlich anfangen zu schreien, und zur Hölle mit unserem Abkommen. Außerdem kann ich diesen Steg durchaus auch ohne Eure Hilfe hinaufgehen. Vielen Dank.«
    Mit diesen Worten riß sie ihren Arm nach vorn. Er hatte, wie erwartet, diese Bewegung vorhergesehen und hielt sie fest. Dieser Umstand versorgte sie mit einer guten Entschuldigung, sich umzudrehen und mit ihm zu streiten. Also stieß sie ihren Ellbogen mit einer heftigen Bewegung zurück. Natürlich bestand die Gefahr, dass er sie mit sich in den Fluß reißen würde, aber statt dessen ließ er sie los, als sie sich umdrehte. Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass sie versuchen würde, ins Wasser zu springen, wenn sie über die Planke an Bord gingen; ganz sicher hatte er nicht damit gerechnet, dass sie es wagen würde, ihn hinunterzustoßen. Und diese Annahme verhalf ihrem Plan zum Erfolg.
    Es klappte fabelhaft, besser, als sie zu hoffen gewagt hatte. Und noch bevor Tanya Stefan im Wasser aufschlagen hörte, hatte sie sich auch schon umgedreht, um taumelnd gegen Lazar zu prallen. Ein kleiner Schubs nach rechts, und Lazar flog über die Laufplanke — genau in die entgegengesetzte Richtung wie Stefan.
    Sie stand nicht lange herum, um Serges und Vasili s Reaktion auf ihre Tat abzuwarten. Da sie das Ganze nicht beobachtet hatten, konnten sie zunächst einmal nur annehmen, dass zwei von ihnen im Fluß gelandet waren. Wie das passiert war, konnten sie im Augenblick noch nicht wissen.
    Tanya stürzte zum Pier und setzte zu einem Dauerlauf an, der genau fünf Sekunden dauerte. »Neiiin!« heulte sie auf, als sie buchstäblich den Boden unter ihren Füßen verlor, und die letzte Stimme, die sie zu hören erwartete, ihr ins Ohr knurrte: »Halt den Mund, Weib, oder ich bringe dich mit einer Ohrfeige zum Schweigen!«
    Und das war diesem Hurensohn auch durchaus zuzutrauen. Sein Arm, der um ihre Taille lag, tat bereits sein Möglichstes, sie zu zerquetschen und auf diese Weise zum Schweigen zu bringen. Unerbittlich zog er sie zum Boot zurück.
    Hölle und Teufel, von Vasili hätte sie nicht gedacht, dass er hinter ihr herlaufen würde. Er verfügte über dieselbe Körpergröße und dieselben langen Beine wie Stefan und Lazar. Sie hatte gewusst , dass auch er sie einfangen konnte, falls er es versuchen sollte. Aber dass er es versuchen würde, hätte sie nie und nimmer erwartet.
    »Warum erzählt Ihr ihnen nicht einfach, dass Ihr mich nicht finden ...«
    Dieser Vorschlag fand eine jähe Unterbrechung, als ihr Magen schmerzhaft mit seinen Schulterknochen Bekanntschaft machte. Sofort setzte sie sich leidenschaftlich zur Wehr und schrie, sobald sie wieder zu Atem gekommen war, laut um Hilfe. Aber es gelang ihm, sie hoch auf seinen Schultern zu behalten, und ein weiterer harter Aufprall auf seinen Knochen machte ihrem Protestgeschrei ein neuerliches Ende.
    Ihr erzwungenes Schweigen dauerte gerade lange genug, dass sie hören konnte, wie er mit jemandem sprach, der sie wahrscheinlich mit offenem Munde anstarrte. »Die Frau meines Dieners. Sie haßt Schiffe, aber er weigert sich, sie hier zurückzulassen.«
    »Ich an seiner Stelle würd's tun«, erwiderte der Fremde.
    »Ich auch. Aber der dumme Kerl liebt sie nun mal. Was soll man da machen?«
    »Das ist eine Lüge«, kreischte Tanya, nur um sich dafür einen besonders harten Stoß von Vasili s Schulter einzuhandeln.
    Als sie endlich wieder zu Atem kam, war sie bereits an Bord des Dampfers. Ihr Haar hatte sich bei ihrem verzweifelten Kampf wieder gelöst und schleifte jetzt über das Deck. Es bereitete ihr einige Schwierigkeiten, es aus dem Weg zu schaffen, um sich aufzurichten. Aber sie bereute ihren Entschluß schnell, als sie die vielen Passagiere sah, die an der Reling standen und alle Vasili und sein sich windendes Bündel betrachteten, statt einen letzten Blick auf Natchez zu werfen. Die Männer sahen belustigt aus, und einige von ihnen lachten sogar, während die Frauen ein strenges Gesicht machten und das Ganze offensichtlich als Beleidigung empfanden. Ein Stück weiter weg unterhielt sich Serge mit einem diensteifrig aussehenden Mann.

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