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Geheimnis einer Wuestennacht

Geheimnis einer Wuestennacht

Titel: Geheimnis einer Wuestennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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Ankunft heute Morgen hatte sie als Erstes ihre Fotoausrüstung und das Teleskop gereinigt und präpariert. Ein Tag in der Wüste bedeutete einen ganzen Tag Staub und Hitze, und deshalb war die Aussicht, eine Oase ganz für sich allein zu haben, ein ungeheurer Luxus.
    Erneut schöpfte sie mit beiden Händen Wasser aus der Schüssel, leerte sie über dem Kopf aus und schauderte wohlig, als das kühle Nass über ihr Haar, Schultern und Rücken herablief. Ein weiterer Schwall für das Dekolleté und die nackten Brüste, und sie fühlte sich wieder sauber und frisch. Lächelnd bohrte Annalisa die bloßen Zehen in den kleinen Sandpool zu ihren Füßen, der schneller austrocknete, als man bis zehn zählen konnte.
    Die Sonne versank langsam am Horizont, und wenn sie das Lagerfeuer noch vor Einsetzen der Dunkelheit in Gang haben wollte, musste sie sich beeilen.
    Als sie sich umwandte und das restliche Wasser ausschütten wollte, erregte etwas weit hinten am Horizont ihre Aufmerksamkeit. Sie verengte die Augen gegen die immer noch intensive Abendsonne zu einem schmalen Schlitz und konnte nicht glauben, was sie da sah.
    Zunächst war es kaum mehr als ein dunkler Schatten, doch im Näherkommen erkannte sie, dass es ein Mensch war. Ein Mann, ziemlich groß und mit breiten Schultern. Nur mit seinem Gang stimmte etwas nicht. Und mit seinem Outfit! Schon komisch, hier, inmitten der Wüste, jemandem zu begegnen, der etwas trug, was wie ein Anzug aussah.
    Automatisch griff Annalisa nach ihrem Handtuch und wickelte es um sich. Ihre Bewegungen wurden langsamer, als sie feststellte, dass der Fremde sich offenbar kaum auf den Beinen halten konnte. Er benutzte nicht einmal die Arme, um seinen taumelnden Gang auszubalancieren. Ob er betrunken war?
    Annalisa schauderte. Bisher hatte sie in der Wüste nie Angst gehabt. Kein Einheimischer würde ihr etwas tun. Aber dieser Mann gehörte ganz offensichtlich nicht hierher. Woher sollte sie wissen, wie er reagierte, wenn er in dieser gottverlassenen Gegend auf eine einsame Frau traf?
    Noch während sich ihre Gedanken überschlugen und sie das Handtuch über der Brust fest verknüpfte, überfiel sie eine seltsame Ruhe. Und ein Instinkt, der sich in den Jahren ausgebildet hatte, in denen sie ihren Vater begleitete, wenn er unterwegs war, um den Ärmsten der Armen zu helfen, sagte ihr, dass mit diesem Mann gesundheitlich etwas nicht stimmte.
    Bereits in der nächsten Sekunde durchquerte sie leichtfüßig das Wadi , den kleinen Flusslauf, der das Wasser für die Oase spendete, und lief dem Fremden entgegen. Er sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Als er nur noch wenige Meter entfernt war, blieb sie stehen und blinzelte ungläubig. Doch es war keine Fata Morgana, der Mann war echt!
    Groß, dunkelhaarig, bekleidet mit einem Smoking und schwarzen Lederschuhen. Sein weißes Hemd war über der muskulösen, tief gebräunten Brust zerrissen, und um den Hals hing etwas, das wohl einst eine Smokingfliege gewesen war. Das schmale Gesicht war derart sand- und blutverkrustet, dass man die Züge kaum erkennen konnte. Bis auf die festen Konturen des Kinns und der hohen Wangenknochen.
    Doch es waren seine Augen, die sie von der ersten Sekunde an gefangen nahmen. Sie leuchteten in einem derart intensiven Blau, dass es ihr den Atem verschlug. Wie erstarrt stand sie da, während er die letzten Meter auf sie zugestolpert kam. Trotz seines derangierten Zustandes wirkte er absurderweise elegant und irgendwie weltmännisch.
    Dann fiel ihr auf, dass er die Arme seltsam verkrampft vor sich hielt. Rippenbrüche oder andere innere Verletzungen? Das wäre schlecht. Schnitte und Schürfwunden konnte sie verarzten. Immerhin war sie die Tochter ihres Vaters. Aber alles andere …
    In diesem Moment sackte der Fremde auf die Knie und streckte ihr unter offensichtlicher Anstrengung die zitternden Arme entgegen. „Hier, Sweetheart …“ Seine Stimme war nur ein heiseres Wispern. Annalisa beugte sich vor, um ihn besser verstehen zu können. „Pass auf sie auf …“
    Seine Arme gaben nach, und Annalisa konnte gerade noch ein kleines warmes Bündel auffangen, das sich als ein sehr junges Zicklein erwies, ehe der Fremde vor ihren Füßen ohnmächtig zusammenbrach.

2. KAPITEL
    Annalisa hockte sich hin und balancierte auf ihren Hacken, ohne die reglose Gestalt aus den Augen zu lassen. Sie

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