Geheimnis um ein Haus im Walde
mich bitte nicht, Dietrich! Du wirst zu Herrn Grimm gehen und ihm erklären, daß die Kinder seinen Neffen für dich gehalten haben.”
„Ja, Mutter”, antwortete Dicki kleinlaut.
„Auf keinen Fall darfst du Streit mit diesem Jungen anfangen”, fuhr Frau Kronstein fort.
„Nein, Mutter.”
„Ich wünsche nicht, daß du dich in diesen Ferien wieder mit sogenannten Geheimnissen beschäftigst.”
„Nein, Mutter.”
Die anderen Kinder grinsten. Sie wußten, daß keine Macht der Welt Dicki davor zurückhalten würde, sich mit einem Geheimnis zu beschäftigen, sobald er eins witterte. Und Herrn Grimm würde er bestimmt nichts erklären.
„Sag nicht immer ,ja, Mutter’ und ,nein, Mutter’, wenn du nicht daran denkst, meine Wünsche zu erfüllen”, verwies Frau Kronstein ihn mißgelaunt, weil sie sich sogleich nach Dickis Ankunft über ihn ärgern mußte.
„Nein, Mutter – ich meine ja, Mutter. Ach – ich meine einfach, was du von mir hören willst. Dürfen die Kinder zum Tee zu uns kommen?”
„Nein!” antwortete seine Mutter bestimmt. „Ich möchte mich erst einmal mit dir allein unterhalten. Und dann mußt du deinen Koffer auspacken. Bald wird auch Vater heimkommen und …”
„Ja, Mutter”, unterbrach Dicki sie hastig. „Dürfen die Kinder dann nach dem Tee zu mir kommen? Wir haben uns endlos lange nicht gesehen. Ich habe auch noch Weihnachtsgeschenke für sie.”
Betti fiel mit Schrecken ihr schönes Notizbuch ein. „Ich habe Wegdas Neffen das Geschenk gegeben, das ich dir machen wollte”, sagte sie mit kläglicher Stimme. „Es war ein wunderschönes Notizbuch mit deinem Namen auf dem Deckel.”
„Das hatte ich mir schon lange gewünscht!” Dicki drückte Betti an sich. „Laß nur, ich werde es zurückholen!”
„Denk daran, was ich gesagt habe!”, ermahnte ihn seine Mutter, als sie vor dem Kronsteinschen Haus ankamen.
„Ich wünsche keine kindischen Zänkereien mit dem Neffen von Herrn Grimm. Vielleicht ist der Junge sehr nett.”
Die Kinder bezweifelten das. Sie waren überzeugt, daß er ebenso gräßlich wie sein Onkel war. Purzel bellte laut, und Betti glaubte, daß er ihnen in seiner Hundesprache zustimmte.
Frau Kronstein ging auf die Haustür zu. „Dürfen die Kinder nach dem Tee zu mir kommen?” rief Dicki ihr nach.
„Nein, heute nicht mehr”, antwortete Frau Kronstein zur großen Enttäuschung der Kinder. „Ihr könnt euch morgen treffen. Auf Wiedersehen, Kinder!”
Damit verschwand sie im Haus. Dicki und Purzel folgten ihr. Die anderen Spürnasen sahen ihnen betrübt nach und schlenderten dann langsam zurück.
„Warum durften wir nicht wenigstens ein Weilchen mit Dicki reden?” brummte Rolf achselzuckend.
„Als wir letztes Mal bei ihm waren, haben wir einen schrecklichen Radau gemacht”, sagte Betti. „Wir dachten, seine Mutter wäre ausgegangen, und spielten Heulebeulerolletollebums.”
„Dabei war Frau Kronstein zu Hause”, fiel Flipp ein.
„Aber wir hörten sie nicht einmal rufen – solchen Lärm machten wir. Das war ein feines Spiel. Wir müssen es wieder einmal spielen.”
„Hört mal, Kinder!” sagte Gina. „Wenn der dicke Junge wirklich Wegdas Neffe ist, erzählt er seinem Onkel bestimmt, daß wir ihn verfolgt haben. Dann werden wir wieder etwas zu hören kriegen!”
„Bestimmt!” Betti sah ganz niedergeschlagen aus. „Und ich habe dem Jungen das Notizbuch mit Dickis Namen gegeben. Innen habe ich in meiner besten Handschrift auf einigen Seiten Überschriften geschrieben – „Indizien” und „Verdächtige Personen” und so weiter. Wenn Wegda das liest, wird er denken, wir wären wieder hinter einem Geheimnis her.”
„Was schadet denn das?” entgegnete Flipp. „Laß ihn doch denken, was er will!”
„Betti hat immer Angst vor Wegda”, sagte Gina. „Ich fürchte ihn nicht. Wir sind doch viel schlauer als er. Wir haben Geheimnisse aufgeklärt, mit denen er überhaupt nicht weiterkam.”
„Hoffentlich beschwert er sich nicht bei unseren Eltern, weil wir seinen Neffen verfolgt haben”, sagte Flipp. „Der Junge muß uns ja für total übergeschnappt halten. Aber Wegda wird natürlich glauben, daß wir ihn ärgern wollten, weil er sein Neffe ist.”
Flipps Besorgnisse waren nicht unbegründet. Er hatte strenge Eltern, die kein schlechtes Betragen ihrer Kinder duldeten. Die Eltern von Gina und Rolf waren nicht so streng, und die von Dicki kümmerten sich kaum um ihn, solange er sich zu Hause höflich und anständig
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