Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
Schlüssel mit Leichtigkeit gleiten würde. Er beschloß jedoch, mit seinem Fluchtversuch zu warten, bis im Haus alles still war.
Er kauerte sich in eine Ecke und verschlang hungrig seine Butterbrote. Die Männer behandelten ihn schändlich. In dem verborgenen Zimmer befanden sich genug Vorräte. Aber sie hatten ihm den ganzen Tag über nur ein paar dünn belegte Schnitten gegeben. Dicki, der an gutes und reichliches Essen gewöhnt war, nahm ihnen das sehr übel.
Nachdem er sein kärgliches Mahl beendet hatte, ging er zur Tür und lauschte. Alles war totenstill. Ob er jetzt zu entfliehen versuchte? Vielleicht machten die beiden Männer oben in dem verborgenen Zimmer ein Nickerchen. Wo aber war der dritte, den sie Garry nannten? Er schien eine Art Diener zu sein. Vielleicht lag er irgendwo auf der Lauer, um die Kinder abzufangen.
Gerade wollte Dicki seine Zeitung durch die Türritze schieben, als er Schritte im Flur hörte. Rasch zog er sich in eine Ecke des Zimmers zurück. Aber es kam niemand herein. Die Schritte gingen an seinem Gefängnis vorbei. Dicki sah auf seine Armbanduhr. Gleich vier! Vielleicht sollte er lieber die Dunkelheit abwarten. Solange es hell war, würde eine Zeitung, die unter der Türritze hervorguckte, jeden Vorübergehenden stutzig machen. Aber im Dunkeln würde sie niemand bemerken.
Dicki hockte sich also wieder auf die Erde und wartete. Er war müde und hungrig. Er fröstelte und fühlte sich schmutzig. Dieses Abenteuer war nicht gerade angenehm. Aber Abenteuer brachten oft Unannehmlichkeiten mit sich. Und er hatte seine Lage selber verschuldet.
Als es dunkelte, spähte Dicki aus dem Fenster. Schlich dort nicht ein Schatten an der Hecke entlang? Wer konnte das sein? Hoffentlich nicht Flipp oder Rolf! In dem Dämmerlicht konnte er die Uniform des Polizisten nicht erkennen, der gerade eingetroffen war.
Dicki beschloß, jetzt gleich zu fliehen. Dann konnte er die Spürnasen vielleicht noch rechtzeitig warnen, falls sie sich hierher gewagt haben sollten. Sie würden zusammen nach Hause laufen und Inspektor Jenks zu Hilfe rufen.
Wieder lauschte er an der Tür. Da alles still blieb, faltete er seine Zeitung auseinander und schob sie vorsichtig durch die Türritze. Dann machte er sich daran, mit einem Stück Draht den Schlüssel hinauszustoßen. Endlich hörte er ihn auf die Zeitung fallen. Sein Herz klopfte schneller. Bald würde er frei sein! Mit bebenden Händen zog er die Zeitung ins Zimmer zurück. Würde der Schlüssel auch durch die Türritze gehen? Ja, dort kam er zum Vorschein. Froh hob Dicki ihn auf, steckte ihn ins Schlüsselloch und drehte ihn herum. Dann machte er die Tür leise auf und spähte auf den Flur hinaus. Niemand war zu sehen. Er ging aus dem Zimmer, verschloß die Tür und ließ den Schlüssel stecken. Jeder, der vorbeikam, würde denken, der Junge wäre noch in seinem Gefängnis.
Dicki überlegte ein wenig. Auf welchem Weg sollte er das Haus verlassen? Es war nicht ratsam, durch die Haustür zu gehen. Er durfte sie nicht hinter sich zuziehen, weil die Männer das Geräusch hören könnten. Und wenn er sie offen ließ, würden sie erst recht Verdacht schöpfen. Dicki beschloß, wieder durch das Kohlenloch zu steigen.
Leise schlich er die Treppen hinunter und dann durch die Küche zu der Tür, die in den Kohlenkeller führte. Vorsorglich zog er den Schlüssel heraus, öffnete die Tür, schlüpfte hindurch und verschloß sie von innen. Den Schlüssel steckte er in seine Tasche.
Er atmete erleichtert auf. Vorläufig war er sicher. Falls es ihm nicht gelang, durch das Kohlenloch zu klettern, konnte ihn wenigstens niemand verfolgen. Langsam tappte er die Treppenstufen hinunter. Aber plötzlich blieb er erschrocken stehen. Jemand zwängte sich keuchend durch das Kohlenloch in den Keller. Dann plumpste er auf den Kohlenhaufen. Wer war der Eindringling? Er mußte wohl zu den Verbrechern gehören, dachte Dicki, obwohl er sich eigentlich nicht recht erklären konnte, warum ein Mitglied der Bande nicht einfach durch die Haustür ging.
Auf alle Fälle war er entschlossen, sich nicht in seiner Flucht aufhalten zu lassen. Er schlich auf den Kohlenberg zu, und als der Mann unsicher auf den nachrutschenden Kohlen herabstieg, warf er sich auf ihn. Der Mann verlor das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in eine Ecke des Kellers.
In Windeseile kletterte Dicki den Kohlenberg hinauf. Oben blieb er einen Moment nach Atem ringend stehen und kletterte dann durch die runde Öffnung.
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