Geheimnis um ein verborgenes Zimmer
ging wieder hinaus und durchquerte den Garten. Der dünnlippige Mann, der Dickis Brief in der Hand hielt, entdeckte ihn von einem Fenster aus. Er duckte sich, um nicht gesehen zu werden, und öffnete das Fenster einen Spalt breit. Dann stieß er einen lauten Pfiff aus und ließ den Brief hinausflattern.
Als Flipp den Pfiff hörte, blickte er in die Höhe. Zu seiner Überraschung sah er etwas Weißes aus einem Fenster des zweiten Stockwerks flattern. Aha, vielleicht war das eine Botschaft von Dicki! Er lief dem Papier nach und hob es auf. Sofort erkannte er Dickis zierliche Handschrift und überflog den Brief mit klopfendem Herzen.
Ein paar Augenblicke lang starrte er wie gebannt auf das Blatt in seiner Hand. Dicki hatte etwas entdeckt! Vielleicht waren es gestohlene Juwelen oder sonstige Schätze, die er bewachen mußte. Alle Kinder sollten herkommen, stand dort. Er wollte schnell zurücklaufen und die anderen holen. Welch ein Abenteuer!
Strahlend lief er davon. Der Mann am Fenster beobachtete ihn zufrieden. Der kleine Dummkopf würde bald mit den anderen Kindern zurückkommen. Dann konnte man alle zusammen einsperren, damit sie nichts von dem Geheimnis verrieten.
Es riecht nach Apfelsinen
Flipp rannte wie der Wind. Der Gedanke an die Überraschung, die die Spürnasen in Haus Ruhland erwartete, beflügelte ihn. Was hatte Dicki wohl entdeckt? Es mußte etwas sehr Wertvolles sein, wenn er sich nicht davon trennen wollte.
Betti wartete voll ängstlicher Spannung auf Flipp. Sie stand am Fenster des Spielzimmers und schaute sehnsüchtig nach ihm aus. Purzel saß auf dem Fensterbrett und preßte seine Nase gegen die Scheibe.
Flipp winkte strahlend mit dem Brief hinauf, als er durchs Gartentor trat. Betti atmete auf. Das mußte eine Nachricht von Dicki sein. Sie lief ihrem Bruder entgegen und rief: „Was ist passiert? Wie geht es Dicki? Ist der Brief von ihm?”
Flipp zog sie ins Zimmer. „Schrei doch nicht so!” schalt er ärgerlich. „Soll das ganze Haus unser Geheimnis erfahren?”
In diesem Augenblick läutete es zum Mittagessen. Frau Hillmann öffnete die Tür. „Kommt rasch essen, Kinder. Ich muß nachher gleich fortgehen.”
Flipp fand keine Zeit mehr, Betti den Brief zu zeigen.
Sie platzte fast vor Neugier. Unruhig rutschte sie während des Essens auf ihrem Stuhl hin und her, so daß ihre Mutter schließlich ganz ärgerlich wurde.
Sobald die Kinder aufstehen durften, flogen sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Flipp entfaltete den Brief.
„Hier lies! Dicki hat etwas Wunderbares gefunden. Er bewacht es. Wir sollen alle zu ihm ins Ruhland-Haus kommen.”
Bettis Augen funkelten. „Wie wunderbar! Dicki muß das Geheimnis aufgeklärt haben. Ist er nicht klug?”
Flipp stand auf. „Komm, wir holen Gina und Rolf ab und gehen zu ihm. Er wird schon auf uns warten. Wir werden direkt auf die Haustür zugehen und laut klopfen.”
Sie zogen sich an und liefen zu ihren Freunden. Vor dem Haus pfiffen sie ihr Signal.
Gina guckte aus dem Fenster im ersten Stock. „Gibt es etwas Neues?”
„Eine Menge”, rief Flipp. Er rannte mit Betti die Treppe hinauf. „Wir waren heute morgen bei Dicki”, sprudelte er hervor. „Aber das Mädchen sagte uns, er sei in der Nacht gar nicht nach Hause gekommen.”
„Ach du lieber Himmel!” rief Gina erschrocken.
„Ich ging daher zum Ruhland-Haus”, berichtete Flipp weiter. „Und da flatterte plötzlich dieser Brief aus einem Fenster. Er ist von Dicki.”
Er zog den Brief aus der Tasche. Gina und Rolf verschlangen ihn fast mit den Augen.
„Er hat etwas gefunden!” sagte Rolf erregt. „Sicherlich ist er durch das Kohlenloch ins Haus geklettert und hat das geheimnisvolle Zimmer durchsucht. Wir müssen sofort zu ihm gehen.”
„Betti hat sich gestern abend und heute morgen schrecklich albern angestellt”, erzählte Flipp. „Immerfort behauptete sie, Dicki müßte etwas passiert sein. Und als wir dann erfuhren, daß er gar nicht nach Haus gekommen war, fing sie sofort zu heulen an. Sie ist noch ein richtiges Baby.”
Betti wurde rot. „Ich kann doch nichts dafür, daß ich Angst um Dicki hatte. Mein Gefühl sagte mir, daß er in Gefahr ist. Und ich habe immer noch so ein komisches Gefühl. Ich weiß nicht – irgend etwas stimmt nicht mit Dicki.”
„Aber Betti!” sagte Gina. „Was soll denn nicht stimmen? Du hast doch selbst seinen Brief gelesen.”
„Ja, ja, natürlich.” Betti las den Brief noch einmal aufmerksam durch. Plötzlich stutzte sie.
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