Geheimnis um eine giftige Feder
mit Tränen in den Augen. „Ursel ist im Gefängnis! Oh, wie schrecklich!”
„Schrei doch nicht so!” rief Flipp unwillig.
Aber schon kam Frau Hillmann ins Zimmer. „Was ist los, Betti? Hast du dir wehgetan?”
„Warum hat Herr Grimm Ursel ins Gefängnis gebracht?” fragte Betti schluchzend. „Sie hat bestimmt nichts gestohlen, Mammi, ganz bestimmt nicht! Sie war immer so nett.”
„Wie kommst du denn darauf, du Dummchen? Herr Grimm denkt gar nicht daran, Ursel ins Gefängnis zu bringen.”
„Warum ist er denn hier gewesen?” fragte Flipp.
„Woher wißt ihr das?”
„Daher!” Flipp hielt den schwarzen Wollhandschuh hoch. „Er gehört Herrn Grimm. Wir wissen also, daß er in diesem Zimmer gewesen ist. Und da Ursel plötzlich verschwunden ist, dachten wir uns natürlich, daß er etwas damit zu tun hat.”
„Aber er hat nichts damit zu tun. Ursel war heute sehr aufgeregt; deshalb schickte ich sie zu ihrer Tante.”
„So? Und warum hat Herr Grimm dich besucht?”
„Das geht dich gar nichts an”, antwortete Frau Hillmann ärgerlich. „Steck deine Nase bitte nicht in meine Angelegenheiten! Ich weiß, daß ihr euch alle für große Detektive haltet. Aber dies ist nichts für euch. Ich wünsche nicht, daß ihr euch wieder mit einem sogenannten ,Geheimnis’ abgebt.”
„Es ist also ein Geheimnis?” fragte Betti erregt. „Versucht Herr Grimm es aufzuklären? Bitte, Mammi, erzähle uns alles!”
„Ich habe schon einmal gesagt, daß die Sache euch nichts angeht”, entgegnete Frau Hillmann bestimmt. „Euer Vater und ich hatten etwas mit Herrn Grimm zu besprechen.”
„Hat er sich über uns beschwert?” fragte Flipp.
„Nein, ausnahmsweise einmal nicht. Sei jetzt still, Betti! Du hast keinen Grund zu weinen.”
Betti trocknete ihre Tränen ab. „Warum ist Ursel fortgegangen? Sie soll wieder zurückkommen.”
„Vielleicht kommt sie zurück”, antwortete die Mutter.
„Ich kann dir nicht sagen, warum sie fortgegangen ist. Sie hatte persönliche Gründe.”
Frau Hillmann ging aus dem Zimmer. Flipp fuhr mit seiner Rechten in den schwarzen Wollhandschuh. „Himmel, was für riesige Pranken Wegda hat! Ich möchte bloß wissen, warum er hier gewesen ist. Sein Besuch hat bestimmt etwas mit Ursel zu tun.”
„Wir wollen zu Dicki gehen und ihm alles erzählen”, sagte Betti. „Warum diese Geheimniskrämerei? Hier hat Wegda gesessen und mit Mammi gesprochen. Bestimmt freute er sich diebisch darüber, daß wir nichts von der Sache erfahren sollen. Es ist zu dumm!”
An diesem Abend konnten die Geschwister jedoch nicht mehr zu Dicki gehen. Ihre Mutter bestimmte plötzlich, daß ihre Haare gewaschen werden sollten.
„Aber meine Haare sind doch noch ganz sauber”, widersprach Flipp.
„Sie starren vor Schmutz”, entgegnete seine Mutter.
„Was hast du bloß wieder angestellt, Flipp? Du siehst aus, als hättest du in einem Haufen Ruß Kopfstand gemacht.”
„Könnten unsere Haare nicht morgen gewaschen werden?” fragte Betti. Aber alles Sträuben half nichts. Die Mutter bestand auf einer sofortigen Kopfwäsche. Die Kinder konnten daher erst am nächsten Morgen mit Dicki sprechen. Sie trafen ihn wie verabredet bei Rolf.
„Hört mal zu!” begann Flipp, als die Spürnasen vollzählig versammelt waren. „Wegda war gestern wegen einer geheimnisvollen Sache bei meinen Eltern. Mammi wollte uns nicht sagen, was er mit ihnen besprochen hat. Und Ursel, unser nettes Hausmädchen, ist ganz plötzlich von uns fortgegangen. Seht mal, diesen Handschuh hat Wegda bei uns liegenlassen.”
Der Handschuh ging von Hand zu Hand. „Er könnte ein wertvolles Indiz sein”, meinte Betti.
Flipp warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Daß du aber auch nichts begreifst! Ich habe dir doch schon wer weiß wie oft gesagt, daß es ohne Geheimnis keine Indizien geben kann. Du bist wirklich zu dumm.”
„Nun, der Handschuh war schließlich ein Indiz dafür, daß Wegda gestern in eurem Wohnzimmer war”, entgegnete Dicki. „Die Sache ist wirklich recht sonderbar. Vielleicht beschäftigt sich Wegda mit einem Geheimnis, das deine Eltern uns nicht verraten wollen. Sie waren nicht sehr erbaut von unserem Abenteuer in den Weihnachtsferien und wollen wohl nicht, daß wir uns wieder als Spürnasen betätigen.”
Es entstand ein Schweigen. Ja, Dicki hatte wahrscheinlich recht. Wie ärgerlich, daß man den Kindern das Geheimnis vorenthalten wollte! Sie waren doch so gute Detektive.
„Die Sache hat bestimmt
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