Geheimnis um einen unsichtbaren Dieb
ich …”
Dicki sah auf seine Uhr und rief erschrocken: „Ach, du lieber Himmel, wie spät es geworden ist! Wir müssen jetzt gehen, sonst bekommt Betti zu Hause Schelte. Ich werde mir deine Preise ein andermal ansehen, Hilary.”
Hilary machte ein enttäuschtes Gesicht. Zu gern hätte sie Dicki ihre Schätze auch noch gezeigt. Betti aber war heilfroh, daß sie endlich fort konnte. „Vielen Dank, daß du mir alles so nett erklärt hast!” sagte sie höflich. Dicki klopfte Hilary auf die Schulter und sagte, daß es ihm ein Vergnügen gewesen sei, sie kennenzulernen.
Sogleich war Hilary wieder getröstet. Sie begleitete ihre Gäste zum Gartentor und winkte, bis sie sie nicht mehr sehen konnte.
Betti stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie außer Sicht waren. „Hast du etwas gefunden, Dicki?” fragte sie. „Ist es ein richtiges Geheimnis?”
Dicki schüttelte den Kopf. „Ich glaube kaum. Etwas geheimnisvoll ist der Diebstahl allerdings. Wahrscheinlich wissen Inspektor Jenks und Tonks mehr als ich, weil sie vor mir zur Stelle waren. Ich werde morgen mal zu Tonks gehen. Vielleicht verrät er mir etwas.”
„Warum willst du nicht Inspektor Jenks fragen?”
„Ach – er braucht nicht zu wissen, daß ich in Haus Norden gewesen bin. Ich gehe lieber morgen früh zu Tonks. Gegen elf komme ich dann zu euch.”
Er brachte Betti noch bis zu ihrer Haustür und verabschiedete sich dort von ihr. „Vielen Dank für deine Hilfe, Betti! Ich weiß, daß du dich schrecklich gelangweilt hast. Aber ohne dich hätte ich das Haus niemals so ungestört durchsuchen können. Du hast mir sehr geholfen.”
„Das ist die Hauptsache”, sagte Betti froh. „O Himmel, nie wieder möchte ich etwas über Reitpreise hören!”
Dicki erfährt einiges
Dicki ging in einen kleinen Schuppen, der im Garten seiner Eltern stand. Hier verwahrte er seinen wertvollsten Besitz, nämlich seine Maskierungsmittel. In einer alten Truhe befanden sich abgetragene Kleider, Hüte, Schuhe und Schals. Ein Karton enthielt falsche Zähne, die er über seine eigenen schieben konnte, Backenpolster, mit denen er sein Gesicht dicker machen konnte, Augenbrauen von allen möglichen Farben, Perücken, die ihm paßten, und solche, die ihm nicht paßten, große und kleine Bärte und Schnurrbarte.
„Ich hätte Lust, mich wieder mal ein wenig zu maskieren”, dachte er, während er seine Schätze musterte. „Doch will ich lieber warten, bis Herr Grimm zurückkommt. Maskierungen haben nur Sinn, wenn ein Geheimnis aufzuklären ist, oder wenn ich Herrn Grimm damit anführen kann. Ob er bald zurückkommt? Ich werde Tonks morgen fragen.”
Am nächsten Morgen um zehn Uhr fuhr er mit dem Rad zu dem Haus des Polizisten. Purzel ließ er nebenher laufen. Der kleine Hund war zu dick geworden und brauchte mehr Bewegung. Er keuchte erbärmlich und ließ die Zunge aus dem Maul hängen.
Tonks brütete gerade über einem Bericht, als Dicki eintraf. „Guten Tag, Dietrich!” sagte er freundlich. „Du bist ja ein großer Freund des Inspektors, wie er mir gestern erzählt hat.”
Dicki, dem der Empfang vielversprechend zu sein schien, setzte sich auf einen Stuhl. „Hätten Sie wohl ein paar Minuten Zeit für mich, Herr Tonks? Ich bin gestern in Haus Norden gewesen, als ich die kleine Hilary, die Nichte des Inspektors, heimbrachte.”
„Ach, deshalb sagte der Inspektor plötzlich: ,Himmel, in Haus Norden wohnt ja Hilary!’ Ich wagte ihn nicht zu fragen, was er damit meinte.”
„Er hatte wohl zuerst nicht daran gedacht, daß es Hilarys Haus ist, in dem der Diebstahl begangen wurde. Jedenfalls hatte sie große Angst, und ich begleitete sie daher nach Hause. Bei der Gelegenheit habe ich mich ein wenig in Haus Norden umgesehen. Und nun wollte ich Sie fragen, ob ich Ihnen vielleicht mit meinen Beobachtungen weiterhelfen kann.”
„Das glaube ich kaum. Ich selber bin zwar nicht gerade groß im Aufklären von geheimnisvollen Fällen, aber dem Inspektor entgeht bestimmt nichts. Vielen Dank für deinen guten Willen.”
„Oh, nichts zu danken”, erwiderte Dicki in seinem höflichsten Tonfall. „Sagen Sie – haben Sie und der Inspektor etwas Besonderes gefunden?”
„Ach, nur Fingerabdrücke – oder vielmehr Handschuhabdrücke – und Fußspuren. Die hast du ja sicherlich auch gesehen. Nach den Spuren zu schließen, muß der Dieb ein riesiger Kerl sein. Aber niemand hat ihn fortgehen sehen. Es scheint fast so, als hätte er sich unsichtbar
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