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Geheimnisse der Lebenskraft Chi

Titel: Geheimnisse der Lebenskraft Chi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Meech
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etwas klappert. Ich blicke unwillkürlich hin und sehe zwei überlange Stricknadeln, erschreckend, wie einem Kinderalbtraum entnommen. Dr. Chow folgt meinem Blick und nimmt die Stricknadeln zur Hand. »Spezial-Akupunkturnadeln, für Sie nächste Mal«, sagt er in ruhigem, emotionslosem Tonfall. Ich fahre hoch, und er beruhigt mich lächelnd: »Nein, nur für besondere Krankheit.«
    »Woher haben Sie die?«
    »Oben.« Er zeigt mit dem Finger.
    »Was ist denn da oben?«
    »Oh, ich wohne«, sagt er. »Alan auch wohnt.«
     
    Nach Wochen der Einnahme von Kräutern vierten Grades und Häagen-Dazs ersten Grades steht es mit meiner Gesundheit um einiges besser, aber es gibt immer noch Asthmaanfälle, wie ich sie schon mein ganzes Leben lang gehabt habe. Um das
endlich zu kurieren, bekomme ich von Dr. Chow über die nächsten beiden Monate dreimal wöchentlich Akupunktur und dazu immer weitere Tüten mit den gräulichen Kräutern. Zweimal täglich trinke ich das unappetitliche Gebräu und spüre seine Kräfte in mich eindringen.
    Ganz allmählich verschwindet das Asthma. Es kommt der Tag, an dem Dr. Chow meine Pulse überprüft und etwas in ihren Rhythmen ihn zutiefst befriedigt. Schwungvoll notiert er die Prozentzahlen meiner Organe und verkündet mir, es seien jetzt fast hundert Prozent erreicht. Mit den Fingern ein kleines Zelt auf dem Schreibtisch bildend, legt er mir nahe, ein Inserat in die Zeitung zu setzen. Da ich ihn fragend ansehe, wühlt er eine chinesische Zeitung unter einem Stapel von Papieren hervor. Er blättert nach hinten und zeigt mir ein paar Anzeigen, in denen chinesische Patienten das Loblied ihrer chinesischen Ärzte singen. Ich wende ein, ich sei doch ein Westler. Ich würde lieber auf westliche Art Reklame für ihn machen, durch Mundpropaganda. Er bewegt das kurz in sich und nickt dann. Am Rand seines Schreibtischs sehe ich einen Reiseführer Kanada liegen. Ich frage ihn, wann er nach Kanada gekommen ist.
    »1981«, sagt er.
    »Und weshalb nach Kanada?«
    Er fährt sich mit der Hand durch das dichte Haar und antwortet: »Norman Bethune. Haben Sie von diesem Mann gehört?« Und ob. Ich berichte: Bethune war ein kanadischer Arzt, der mindestens zwei Jahre in China verbracht und während Mao Zedongs Kampf gegen die Japaner Verwundete auf den Schlachtfeldern betreut hatte. Außerdem hatte Bethune Erste-Hilfe-Maßnahmen, chirurgische Techniken und grundlegende Hygiene in China eingeführt.

    »Stimmt«, sagt Dr. Chow, seine Augen lächeln. Er möchte sich erkenntlich zeigen, indem er Chi Gong nach Kanada bringt.
    Chi Gong! In den Monaten meiner Behandlung war dieses Wort nicht ein einziges Mal gefallen. Chi Gong! Das Wort platzt förmlich in der Luft, und die Druckwelle durchfährt mich wohlig. Ich erwähne, dass ich nach wie vor einen Artikel über Chi Gong schreiben möchte. Ich frage ihn, was er mir über diese innere Kunst sagen könne.
    Er beugt sich vor und vertraut mir raunend an: »Ich lehre Medizin-Chi-Gong. Medizin-Chi-Gong ist sanftes Chi Gong. Weiches Chi Gong baut inneren Körper auf.« Zu meiner Erbauung zählt er ein paar der Segnungen des medizinischen Chi Gong auf: Es stärkt das Immunsystem und die inneren Organe und wirkt dadurch lebensverlängernd; es weckt die Kreativität; es erhält einen jung an Körper und Geist; es verhindert Senilität; es vermehrt die sexuelle Kraft; und es kann die Ausbildung übersinnlicher Fähigkeiten fördern.
    Er greift sich mit beiden Händen ans Revers seines Laborkittels und äußert die profunden Worte: »Wenn Peter über Chi Gong wissen will, muss Chi Gong studieren.« Chi Gong studieren! Den Doktor zu Chi Gong interviewen und dann einen Artikel schreiben - ja, das kann ich mir vorstellen. Aber Chi Gong studieren ? Das kann doch nur heißen, sich ganz auf die Erfahrung einzulassen.
    Als würde er meine Gedanken lesen, fügt er hinzu: »So kann Peter besser lernen.«
    »Wie lange dauert die Ausbildung?«, erkundige ich mich.
    »Dreimal die Woche, drei Monate lang.«
    Ich zögere und überrasche mich dann selbst, als ich mich sagen höre, dass ich den Kurs machen möchte.

    Ich frage: »Gibt es Bücher, die Sie mir empfehlen können?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Gut«, sage ich, »vielleicht kann ich selber was finden.«
    »Nicht Chi-Gong-Buch lesen«, sagt er sehr bestimmt. »Kein Buch, kein Einfluss.« Er schwingt die Beine zur Seite und steht auch schon, weshalb ich mich ebenfalls erhebe. Er winkt mir, sitzen zu bleiben, und schließt sorgfältig

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