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Geheimnisse der Lebenskraft Chi

Titel: Geheimnisse der Lebenskraft Chi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Meech
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die Empfindung etwas mit Dr. Chows Chi zu tun? Ich glaube nicht, dass ich mir das alles einbilde, aber woher soll ich Gewissheit nehmen?
    Eine halbe Stunde später klopft es leicht an der Tür. Die erste von sechsunddreißig Sitzungen ist vorbei. Im Wartezimmer reicht der Doktor mir ein Blatt Papier, auf dem oben schon eine Zeile in chinesischen Schriftzeichen steht. Darunter soll ich meine Eindrücke notieren, und dieses Ritual wird jetzt nach jeder Stunde anfallen. Als ich anfange zu schreiben, rollt eine Woge von Energie über mein Brustbein, und auch das wird verzeichnet.

    Zweite Sitzung. Dr. Chow macht seine Bewegungen, die ich nicht sehen kann, und verlässt das Untersuchungszimmer. Das scharfe Klopfen auf meinem Brustbein setzt wieder ein. Nein, das bilde ich mir nicht ein, es ist echt. Nach zehn Minuten ist die Empfindung stärker geworden. Es ist auszuhalten, aber nicht unbedingt angenehm. Chi Gong besser als Sex? Da müsste man schon Masochist sein. Die Gedanken schweifen ab, doch dieses rhythmische Klopfen - eher ein Stechen - ruft mich zum Körper zurück.
    Plötzlich verlässt das stechende Chi mein Brustbein und zieht eine Linie zum Bauch, wo es sich drei bis vier Zentimeter unterhalb des Nabels niederlässt. Da bleibt es ungefähr eine Minute und geht dann zurück zum Brustbein. Hin und her, hin und her, hin und her. Das habe ich nicht erwartet, das habe ich mir nicht vorgestellt, und gewünscht habe ich es mir auch nicht. Aber die Empfindung ist so deutlich spürbar, als würde eine Nähmaschine auf und ab immer die gleiche Naht ziehen.
    Im Sprechzimmer erklärt mir Dr. Chow, bei dem Akupunkturpunkt auf dem Brustbein, den ich entdeckt hatte, handle es sich um den Herzpunkt. Er heißt Shan zhong (auch Dan zhong) und wird auch mittlerer Dantian genannt. Der Punkt unterhalb des Nabels, fährt er fort, heißt unterer Dantian oder einfach Dantian.
    Gut, dass er mir das nicht schon früher erzählt hat. Solange ich nicht viel über Chi Gong weiß, komme ich leichter am Filter des Verstandes vorbei und kann das Wissen direkt über die Sinne aufnehmen. Ich frage nach der Funktion des Dantian. Dr. Chow sagt, der Dantian sei der Heizkessel des Chi und einer seiner wichtigsten Speicherorte.

    Während er spricht, betrachte ich seine gefalteten Hände, die in Ruhe und mit ihrer jugendlich glatt über die Sehnen gespannten Haut gar nichts Besonderes haben. Die Finger sind eher gedrungen, die spatelförmigen, kurz geschnittenen Nägel zeigen feine weiße Linien. Wer würde vermuten, dass diese so gewöhnlichen Finger über derart erstaunliche Energien gebieten?
     
    Die dritte Sitzung. Dr. Chow verschränkt seine starken Finger auf dem Schreibtisch und blickt mich unter seinen dunklen Brauen hervor an.
    »Was Sie gemacht letzte Nacht?«, will er wissen.
    »Nichts«, sage ich, etwas befremdet von dem leicht anklagenden Unterton.
    »Sie tun doch was letzte Nacht.« Tatsächlich, eine Anklage, einfach so. Ich starre ihn ratlos an, versuche seiner Miene etwas zu entnehmen.
    »Was tun?«, fragt er wieder.
    Da ich kein Geständnis zu stottern habe, schüttle ich den Kopf. »Nichts.«
    Seine klaren dunklen Augen scheinen in meinem Gesicht etwas zu suchen. »Was tun ?«
    »Ich war bei einer Party, dann nach Hause, schlafen. Nichts.«
    »Aha!« Eine Hand klatscht auf den Tisch. »Was war bei Party?«
    »Gegessen, mit Freunden geredet, mit einer alten Freundin getanzt.«
    »Dieser Tanz, wie lange?«
    »Wie lange? Zehn Minuten vielleicht.«

    Sein Körper wippt auf mich zu, und der klare Strom aus seinen Augen wird stärker. »Und ihr zusammen getanzt?«, bohrt er nach. »So?« Er macht es vor.
    Ich muss wohl mit dem Teufel im Bund sein und beichte: »Wir haben zusammen getanzt, ja.«
    Da fliegen die Hände in die Luft. »Alle meine Patienten immer sage ich kein Sex bei Chi Gong! Bei Ihnen kein Sex, kein Tanzen! Für Sie Tanzen ist genau wie Sex!« Mit einem kleinen Hopser auf seinem Stuhl tippt er mich mit dem Zeigefinger an, seine Stimme wechselt in die nächste Oktave. »Sie geben mein ganzes Chi an dieses Mädchen ab! Sie verschwenden meine Energie! Noch mal, und Sie draußen! Jetzt muss ich Sie wieder ganz von Anfang aufbauen!« Ich starre ihn ungläubig an.
    »Gehen in Ihr Zimmer«, sagt er.Wie ein gescholtenes Kind erhebe ich mich gehorsam, und erst jetzt geht mir auf, dass er eines der Untersuchungs- und Behandlungszimmer meint.
    Auf der Untersuchungsliege gehe ich das Gespräch noch einmal durch. Die Vorstellung,

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