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Geheimnisse der Lebenskraft Chi

Titel: Geheimnisse der Lebenskraft Chi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Meech
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paar Betonstufen hinunter. Auf dem unteren Treppenabsatz angekommen, befinde ich mich ein gutes Stück unter Straßenniveau.
    Ich drücke die schwere Glastür auf, die Türglocke bimmelt vernehmlich, aber es erscheint niemand. Ich tue ein paar
Schritte in den Laden hinein, und jetzt werden die Inhalte einer langen Glastheke sichtbar - exotische Kräuter, getrocknete Blüten und schrumpelige Baumrinden in Streifen drängen sich um samtene Geweihspitzen und faustdicke Ginsengwurzeln. Ich nehme gerade eine Schale mit getrockneten Seepferdchen in Augenschein, als hinter der Theke eine Wolke gewitterschwarzen Haars aufsteigt. Aus dieser Wolke heraus fixieren mich zwei dunkle Augen hinter dicken Bifokalgläsern.
    »Bitte?«, fragt eine weibliche Stimme mit deutlichem Akzent.
    »Ich suche einen Dr. Chow. Kennen Sie jemanden, der so heißt?«
    Sie antwortet nicht.
    »Ich müsste dringend zu ihm«, sage ich.
    Ihr Blick kehrt sich hinter den Brillengläsern nach innen. »Sie Patient?«, fragt sie unschlüssig.
    »Ja«, ergreife ich augenblicklich meine Chance, »ich Patient - ich bin ein Patient.« Die Brille senkt sich, die Frau langt unter die Theke und fördert ein Wählscheibentelefon zutage. Mit dem Mittelfinger wählt sie eine Nummer und spricht dann in kurzen, abgehackten chinesischen Tonfolgen, wobei sie immer wieder schnelle Blicke in meine Richtung wirft. Dann fällt der Hörer klappernd auf die Gabel.
    »Sie Patient«, bestätigt sie im Brustton der Überzeugung. »Sie gehen Beverly Street, ein Block. Gehen Sie großes Haus, linke Seite.« Ich bedanke mich und beuge den Kopf noch einmal über die wundersame Theke.
    »Jetzt gehen«, sagt sie mit besorgter Miene. »Sie Patient.«
    Großes Haus, linke Seite erweist sich als ein herrschaftliches Gebäude von würdevollem Alter. Zweifellos hat die stattliche
alte Dame einmal eine bessere Familie aus einer anderen Zeit beherbergt, aber sie ist längst der Belagerung durch die stetig in die Breite wachsende Chinatown erlegen, und jetzt sind vom Rasen noch ein paar struppige Grasbüschel übrig, vom Weiß der Veranda eine ferne Erinnerung. Ich klopfe an, und schon öffnet sich die schwere Eichentür, als würde ich erwartet. Vor mir steht ein untersetzter asiatischer Mann.
    »Erste Mal Wohnungmiete?«, fragt er und kneift argwöhnisch die Augen zusammen.
    »Wie bitte?«
    Mir zuliebe artikuliert er noch einmal sehr deutlich: »Ers-te Mal Woh-nung-mie-te?«
    »Ich bin nicht hier, um eine Wohnung zu mieten«, sage ich ganz langsam. »Ich möchte zu Dr. Chow.«
    Nach kurzem Zögern verschwindet er und lässt die Tür einen Spalt offen. Ich blinzle den strahlenden Sonnenschein weg und betrete den Vorraum. Der untersetzte Mann ist nicht zu sehen, aber an seiner Stelle taucht ein anderer auf und kommt auf mich zu. Er ist wesentlich jünger und von ganz anderer Statur, zeigt die leicht vorgebeugte Haltung eines Tennisspielers und den schwerelosen Schritt von jemandem, der eine fernöstliche Kampfkunst betreibt. Er begrüßt mich mit Handschlag und bedient meine Hand, die in seiner schier verschwindet, wie einen Pumpenschwengel. »Dr. Chows Bruder«, verkündet ein hoher Tenor.
    Jetzt lasse ich meine Tarnung als Patient fallen und erzähle von dem Artikel, den ich schreiben möchte. Er versteht mich nicht, oder es ist ihm egal, jedenfalls drückt er mir gleich darauf ein Blatt liniertes Papier in die Hand. »Name, Geburtsdatum, Telefonnummer.«

    Ich sehe mich nach einer Schreibunterlage um, und Dr. Chows Bruder deutet auf eine alte Telefonzelle, die es irgendwie in eine Ecke dieses Empfangsraums verschlagen hat. In der Zelle auf dem Kunststoffhocker geht mir die Frage durch den Sinn, ob wohl die Abfrage des Geburtsdatums etwas mit Numerologie zu tun haben könne.Wer weiß, was für uralter Hokuspokus hier getrieben wird? Dann bin ich fertig mit dem Schreiben und sehe mich nach dem Bruder um. Er ist nicht da. Warten. Ist das vielleicht eine Art Aufnahmeritual, das der Patient über sich ergehen lassen muss, bevor der große Hexenmeister ihm eine Audienz gewährt?
    Gleich kommt mir eine ganze Folge von Erinnerungen an einen anderen Zauberer, der mich in meiner Kindheit in seinen Bann geschlagen hat. Er kam in einer Zeichentrickserie vor, und sein Name war Wizard. Er war ein Reptil von nicht näher bezeichneter Art und trat wie alle Zauberer in einem wallenden Mantel auf, natürlich mit dem Spitzhut auf dem Kopf. Er lebte in einer kleinen Schachtel in einem hohlen Baum und hatte einen

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