GEHEIMNISSE DER NACHT
hätten. Müde, schwindlig, ein paar Tage schwach, aber ich hätte es überstanden.“
„Er hat dich angegriffen. Und er hat auf Stormy geschossen.“
„Er hat dafür gesorgt, dass ich gefunden werde. Er hat nur so viel genommen, wie er konnte, ohne mir zu schaden. Und ich sage dir eins, er hätte bestimmt noch viel mehr benötigt, so schwach, wie er war.“
Kopfschüttelnd blickte sie noch immer auf den Boden. „Er ist hergekommen. Er ist zu meiner Schwester gekommen.“
„Auch wenn er gewusst haben muss, dass er hier in einen Hinterhalt gerät. Er weiß, dass du nicht dumm bist, Max. Klar, er dachte, ich locke dich vielleicht fort, aber die Wahrscheinlichkeit war gering. Und er ist trotzdem gekommen. Er hat alles riskiert, um zu ihr zu kommen.“
„Um sie umzubringen“, entgegnete Maxine scharf.
„Oder vielleicht um sie zu retten.“
„Nein. Du irrst dich. Du musst dich irren.“
Morgans Herzschlag beschleunigte sich, und auch ihr Atem ging schneller. Sie waren so nahe dran. So nahe daran, zu verstehen. Sie mussten Dante retten. Sie mussten ihn vor diesen Männern retten.
Es klopfte an der Tür. Eine Krankenschwester steckte ihren Kopf hinein. „Ms. Stuart? Sie haben eine Nachricht an der Rezeption, von, äh, Lydia. Sie hat gesagt, jemand hat versucht, Sie auf Ihrem Handy zu erreichen, hat es nicht geschafft und schließlich eine Nachricht im Haus hinterlassen. Sie sollen diese Nummer anrufen.“ Sie gab Maxine ein Stück Papier.
„Ich habe das Handy ausgeschaltet. Da war ein Schild.“
Die Schwester nickte. „Handys wirken sich manchmal störend auf die Technik im Krankenhaus aus. Aber wenn das unter uns bleibt, Sie können es hier drinnen ruhig benutzen. Stellen Sie sich einfach ans Fenster.“
„Danke.“ Maxine öffnete das gefaltete Blatt Papier und las die Nummer darauf, während die Krankenschwester das Zimmer verließ. Dann fiel ihr Blick auf Lou. „Es ist das Krankenhaus in White Plains.“ Sie schloss unwillkürlich die Augen. „Oh Gott, es muss Stormy sein. Sie ist gestorben, Lou. Oh Gott, es ist aus mit ihr.“
Lou nahm Maxine in seine Arme. Ein Teil von Morgan empfand kein Mitleid, nach dem, was ihre Schwester Dante angetan hatte. Aber der größere Teil weinte darum, ihre Schwester so leiden zu sehen.
„Du rufst besser an“, meinte Lou, „ihre Mutter wird mit dir sprechen wollen.“
Maxine nickte, löste sich von ihm und wühlte in ihrer Handtasche nach dem Handy, während Lou ein paar Papiertücher aus einer Box auf dem Nachttisch nahm, ihr Kinn fasste und ihr die Tränen wegtupfte.
Maxine schniefte, gab die Nummer in ihr Handy ein, hielt es sich ans Ohr und wartete. „Hallo? Mrs. Jones, hier spricht Maxine.“
Es gab eine Pause. Dann legte sie eine Hand über den Sprechteil und erklärte Lou: „Sie kann es mir nicht selber sagen, sie muss jemand anderem den Hörer geben.“ Und dann wurden ihre Augen plötzlich riesig, ihre Hand bewegte sich, und sie sprach wieder in den Hörer. „Oh mein Gott. Ohmeingott , Stormy? Bist du es?“
Ihr Gesicht veränderte sich, und ihre Stimme wurde zu einer Abfolge von Lachern, unterbrochen von Schluchzen, mit einigen Worten dazwischen, als sie mit ihrer Freundin sprach, die sie schon für tot gehalten hatte. Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie sich endlich unter Kontrolle hatte. „Du musst noch wissen, wir haben den Mann, der dir das angetan hat. Er wird niemandem mehr wehtun, nie mehr.“ Kurze Pause. „Ja, ja, wir sind uns sicher.“ Dann blickte sie zu Lou. „Nur zur Sicherheit, kannst du ihn uns beschreiben?“ Während ihre Freundin versuchte, den Täter zu beschreiben, wich ganz langsam alle Farbe aus Maxines Gesicht. Ihr Mund blieb offen stehen, und sie drehte sich langsam zu Morgan um. „Oh mein Gott. Nein. Nein, Stormy, alles ist gut. Hör zu, du ruhst dich aus und wirst wieder gesund. Ich muss aufhören, aber wir sprechen uns bald wieder, okay?“
Endlich drückte sie auf den Hörer. „Der Mann, der in jener Nacht in deinem Apartment auf Stormy gewartet hat, um sie zu erschießen, hatte ein furchtbar entstelltes Gesicht.“
„Stiles“, knurrte Lou. „Und wenn diese Geschichte eine Lüge war, dann hat er wahrscheinlich auch bei allem anderen gelogen.“
Mit einem Mal begriff Maxine die Situation. Mit feuchten Augen wendete sie sich Morgan zu. „Oh Gott, was habe ich getan? Morgan, es tut mir leid. Es tut mir so, so leid.“
Morgan hielt ihrem Blick stand und flehte sie an. „Bitte …“, gelang es ihr zu
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