GEHEIMNISSE DER NACHT
der Stirn. Und Morgan sah das Leuchten einer Träne auf seiner Wange, die das grüne Licht widerspiegelte.
„Ich bin hier“, flüsterte er. „Es ist jetzt alles gut, mein Herz. Ich bin hier.“
Er beugte sich hinab, um seine Lippen auf ihre zu pressen, doch sie schmeckte seinen Kuss nur kurz, denn im selben Moment sprang die Tür auf, und Dante zuckte zurück.
Frank Stiles kam aus dem Flur hereingeplatzt, und mit ihm erschienen drei andere Männer – seine Kumpane, wie es schien –, zwei aus dem angrenzenden Badezimmer, einer hinter den Vorhängen. Waffen wurden gezogen, auf Dante gerichtet, und Maxine trat aus dem Schrank. „Hände weg von ihr, Dante“, befahl sie.
Morgans Herz schlug rasend. Mit aller Kraft versuchte sie, Worte zu bilden, hob ihre Hand zum schwachen Protest, aber sie wurde ignoriert.
„Ihr wisst nicht, was ihr tut“, sagte Dante leise und starrte Morgan an. Seine Augen verrieten tiefen Schmerz. „Bitte, sie stirbt, Maxine. Deine Schwester stirbt, wenn du mich nicht helfen lässt.“
„Es tut mir leid. Ich glaube dir kein Wort, Dante. Nicht nach dem, was du Lou angetan hast.“
Lou? fragte Morgan sich. Was hatte Dante Lou angetan?
Bleib ruhig, mein Herz. Malone geht es gut, ich verspreche es dir. Dantes Worte hallten in ihren Gedanken wider und beruhigten sie. Bleib am Leben. Ich komme wieder, das schwöre ich.
Langsam drehte er sich zum Fenster.
Stiles feuerte eine Waffe ab, und Morgan hielt den Atem an. Es gab keine Explosion, nur ein leises Knallen, als seine Waffe einen Pfeil in Dantes Schulter jagte. Was auch immer es war, es funktionierte sofort. Dante krümmte sich und fiel auf die Knie. „Es klappt!“, brüllte einer der Männer.
Dante sah mit schmerzerfüllten Augen zu Maxine auf. „Bei allem, was dir heilig ist, lass das nicht zu.“
Maxine näherte sich ihm. „Du hast dir jede Chance auf mein Mitgefühl verspielt, als du Lou Malone angegriffen hast. Er war der Einzige, der dir noch eine Chance geben wollte, weißt du. Der Einzige, der dir helfen wollte. Und du hast dich gegen ihn gewendet.“
„Du weißt ja nicht, was du getan hast.“ Er richtete seinen Blick auf Morgan, und seine Augen füllten sich nicht mit Traurigkeit, sondern mit Verheißung. Er würde zurückkommen, er würde einen Weg finden. Er schwor es ihr, ohne ein Wort zu sagen.
„Treten Sie zurück, Ms. Stuart. Wir übernehmen ab hier“, sagte Stiles. Er nickte einem seiner Männer zu, der einen Rucksack öffnete und ein Seil herausnahm, an dem mehrere Schlaufen und Riemen befestigt waren. Er band ein Ende fest und ließ das andere aus dem Fenster fallen.
Maxine trat zurück.
„Sie haben nur Glück, dass die Polizei uns doch nicht festhalten konnte“, fuhr Stiles fort. „Glücklicherweise hatte ihr Freund, der Cop, nur ein Paar Handschellen bei sich. Einer meiner Männer blieb ungefesselt, und ihm ist es gelungen, uns zu befreien, ehe die Polizei auftauchen konnte.“
Einer der Männer beugte sich über Dante, der jetzt vollkommen das Bewusstsein verloren hatte. Während Morgan starr vor Schreck zusah, ohne etwas anderes tun zu können, als einen Finger immer wieder auf den Rufknopf neben ihrem Kissen zu drücken, schlang der Mann einen Gürtel um Dante und warf ihn sich dann leichthändig über die Schulter. „Fertig, Sir.“
Eine Krankenschwester trat vom Flur in den Raum, blieb auf der Stelle stehen und riss die Augen auf. „Was zur Hölle geht hier drinnen vor?“
„Wir sind Ms. De Silvas privater Sicherheitsdienst, Ma’am. Dieser Mann ist hier eingebrochen. Wir bringen ihn gleich wieder raus.“ Stiles wackelte mit seiner Waffe wie mit einem Finger, und der Krankenschwester wich alle Farbe aus dem Gesicht, als sie in sein vernarbtes Gesicht sah. „Sie bleiben einfach ganz ruhig, bis wir wieder weg sind, hmmm?“
Die Krankenschwester stolperte rückwärts auf den Flur, drehte sich um und rannte. Dabei rief sie nach dem Sicherheitsdienst. Der große Kerl, der Dante über der Schulter trug, saß bereits auf dem Fenstersims, den Rücken zum offenen Fenster, das Seil in seinen behandschuhten Händen. Er stellte seine Füße auf das Fensterbrett, drückte sich ab und ließ sich dann, Dante fest im Griff, an der Wand des Gebäudes hinab. Die anderen steckten ihre Waffen ein und folgten ihm. Sie waren innerhalb von Sekunden verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Fast.
Maxine trat ans Fenster, entfernte das Seil und warf es ihnen hinterher. Dann schloss sie das Fenster, drehte
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