GEHEIMNISSE DER NACHT
ein Stöhnen.
„Auf ihre Art haben wir eine Chance, sie beide zu retten.“
Sie schloss die Augen und senkte den Kopf, und dann endlich nickte Maxine. Dann fasste sie nach Lous Arm. „Sei vorsichtig, verdammt.“
„Bin ich.“
Noch einmal richtete Maxine ihre Worte an Sarafina, bevor sie sie gehen ließ. „Es ist mir scheißegal, was du bist. Wenn du ihm wehtust, dann finde ich dich, und ich bringe dich um.“
Überrascht, vielleicht etwas amüsiert, sah Sarafina sie an. „Ich glaube, du würdest es wirklich versuchen.“ Dann drehte sie sich zu Lou. „Komm.“ Wie eine Strohpuppe warf sie sich Lou über die Schulter, drehte sich um und sprang aus dem Fenster.
Maxine schrie auf und stürzte ans Fenster, die Hände auf das Sims gestützt, und sah hinab. Dann seufzte sie erleichtert auf.
„Ruf an“, brachte Morgan heraus. „Ruf an.“
„Ja. Bin schon dabei.“ Maxine nahm ihr Handy wieder aus der Tasche.
Keith
25. KAPITEL
„Stiles. Gott sei Dank sind Sie noch da. Hören Sie. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Wir … wir haben noch einen.“
„Was?“
„Noch einen. Von denen.“ Maxine schluckte, und ihre Augen fanden den immer schwächeren Blick ihrer Schwester, während sie ins Telefon sprach. „Ich glaube, er hat sie geschickt. Sie hat versucht, an Morgan heranzukommen. Lou war hier, sie haben gekämpft, und dann ist sie einfach aus dem Fenster – er wollte sie nicht stoßen, es ist einfach passiert. Fast hätte sie Lou mitgenommen.“
„Ist sie verletzt?“
„Ja. Ziemlich schlimm, wie es aussieht. Ich weiß auch nicht, sie war jedenfalls bewusstlos. Wir haben sie gefesselt, aber ich weiß nicht, wie lange wir sie festhalten können. Wenn sie aufwacht …“
„Wo ist sie jetzt?“
„Lou hat sie zum Haus gebracht. Er hat sich gedacht, er kann sie schlecht hier festhalten, wo jemand sie sehen könnte. Er wird sie da einschließen oder so etwas. Hat mir gesagt, ich soll Ihnen sagen, er wartet bei den Klippen auf Sie.“
„Ich bin in zwanzig Minuten da.“ Stiles legte auf.
Maxine nickte langsam, steckte ihr Handy zurück in die Tasche und setzte sich neben ihre Schwester. Sie streichelte ihr Haar. Morgans Augen wurden immer schmaler. „Es dauert nicht mehr lange, Babe. Halt durch, okay?“
Ein Nicken, so schwach, dass ihr Kopf sich kaum bewegte. Dann öffnete sich die Tür, und Dr. Hilman trat ein. „Maxine, Sie wollten mich sprechen?“
„Ja.“ Maxine stand auf und sah ihn mit festem Blick an, hob ihr Kinn und drückte ihre Schultern durch. „Ich will Morgan nach Hause bringen.“
„Unmöglich.“ Er sagte es rasch, ohne überhaupt nachzudenken.
„Lassen Sie uns von Anfang an Klartext reden. Wir wissen beide, dass es geht. Vielleicht ist es nicht ratsam, aber es geht.“
„Sie überlebt die Fahrt vielleicht nicht, Maxine.“
„Ach, Doc, glauben Sie denn, sie überlebt die Nacht?“
Den Kopf gesenkt, musste er Maxine recht geben. „Ehrlich gesagt … nein.“
„Was macht das dann für einen Unterschied? Sie will zu Hause sterben. In ihrem eigenen Bett, in dem Haus, das sie liebt. Sie können hier nichts mehr für sie tun, außer ihr Leben vielleicht ein paar Stunden zu verlängern. Nur diese eine Sache könnten Sie noch für sie tun. Ihren letzten Wunsch erfüllen. Ich übernehme die volle Verantwortung.“
Er neigte den Kopf und presste die Lippen aufeinander.
„Wenn Sie Nein sagen, nehme ich sie trotzdem mit“, fügte Maxine hinzu.
Mit einem Seufzen ging der Arzt an ihr vorbei, beugte sich über Morgan und berührte ihr Gesicht. „Ist es das, was Sie wollen, Morgan? Sie wollen nach Hause, auch wenn Sie hier vielleicht noch ein wenig mehr Zeit hätten?“
Es gelang ihr, zu nicken, und sogar, ihre Lippen zu dem Anflug eines Lächelns zu verziehen.
Der Arzt richtete sich auf und atmete tief durch. „In Ordnung. Ich hole die Papiere.“
„Die Zeit drängt ein wenig.“
„Ich beeile mich.“
Das tat er – erstaunlicherweise. Zehn Minuten später unterschrieb Maxine die Einwilligung und schob dann ihre in Decken gewickelte Schwester hinaus zu einem wartenden Taxi. Kurz danach bogen sie in die Auffahrt ein, und Morgan seufzte hörbar erleichtert, als sie ihr altes Haus wiedersah. Lieber Gott, es bedeutete ihr wirklich alles.
Maxine betrachtete Morgans Gesicht einen Augenblick lang. Sie hatte sich in den letzten Tagen verändert. Ihr Gesicht war eingefallen, unter ihren Augen waren tiefe violette Tränensäcke erschienen, und ihre Wangen waren
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