GEHEIMNISSE DER NACHT
war. Sie gaben niemals auf, obwohl mittlerweile klar war, dass vom Gebäude nicht viel übrig bleiben würde.
Noch mehr Sirenengeheul war zu vernehmen, und Maxine blickte die Straße hinab. Sie sah, wie Cops aus ihren Wagen stiegen und die Schaulustigen zurückdrängten, die sich mittlerweile auf der Straße vor dem Tor gesammelt hatten. „Wir haben es gerade rechtzeitig geschafft“, flüsterte sie.
„Wenn die uns hier finden, machen sie uns Feuer unterm Hintern“, meinte Jason.
„Wenn wir noch näher an die Flammen herangehen, machen wir das selbst“, fügte Stormy hinzu.
Die Feuerwehrleute vor ihnen kämpften weiter. Sie durchweichten das Gebäude, schlugen die Flammen zurück und wagten sich immer näher heran. Ihre Wagen fuhren noch ein kleines Stück vorwärts, und Maxine drängte ihre unwilligen Kameraden, dasselbe zu tun. „Seht ihr den Flaggenmast da drüben?“, fragte sie und zeigte in die Richtung. Jason und Stormy sahen erst den Mast an, dann wieder zu ihrer Freundin.
„Wenn sie es erst mal bis dahin geschafft haben, können wir uns an der Seite des Gebäudes vorbeischleichen und zur Rückseite vorarbeiten.“
„Und dann kann eine brennende Mauer auf uns einstürzen und uns gleichzeitig zerquetschen und rösten.“ Stormys Blick war starr auf das brennende Gebäude gerichtet, und der Schein der Flammen spiegelte sich in ihren Augen.
Maxine schluckte alle Bedenken, die sie dabei hatte, ihre zwei besten Freunde mit in die Sache hineinzuziehen, hinunter und löschte sie aus, wie die Feuerwehrleute die Flammen löschten. Es war für das Wohl der Allgemeinheit, sagte sie sich. Und außerdem würde ihnen nichts passieren. Sie selbst würde dafür sorgen, dass ihnen nichts passierte. Maxine Stuart kümmerte sich um ihre Freunde.
Eine Bewegung lenkte sie ab. „Da gehen sie!“
Als der Feuerwehrwagen ein Stück vorwärtsrollte, preschte Maxine vor, schlug einen Haken nach links und entfernte sich so schnell sie konnte vom Feuerschein, der sich wie eine Aura um den Brandherd legte. Dort drüben standen keine Bäume mehr, und so blieb sie hinter dem allerletzten in der Reihe stehen. Sie versuchte, sich nicht furchtbar erleichtert zu fühlen, als sie merkte, dass Jason und Stormy immer noch bei ihr waren. Aber sie fühlte es trotzdem. Die beiden waren wirklich unglaublich loyal.
Die Entfernung von der vorderen bis zur hinteren Seite des Geröllhaufens, der das Hauptgebäude gewesen war, betrug mindestens ein halbes Footballfeld, und nirgendwo gab es auch nur einen Busch, hinter dem man sich verstecken konnte. Aber es war dunkel. Es wurde mit jeder dicken Rauchwolke, die vom Feuer herübertrieb, dunkler.
„Wir können das schaffen“, ermunterte Maxine sich selbst und ihre Freunde.
„Die bringen uns dafür in den Knast, Max“, erwiderte Jason.
„Bereit?“
Keiner von ihnen antwortete. Maxine fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und vertraute ihnen einfach. „Los!“ Und sie rannte voran.
Sie war sich nicht sicher, ob sie ihr folgten, bis sie das, was vor Kurzem noch das gegenüberliegende Ende des Gebäudes gewesen war, erreicht hatten und die beiden in der Dunkelheit gegen sie rannten. Hände legten sich auf Schultern, als sie sich aneinander festhielten, um nicht die Balance zu verlieren. Dann standen sie einen Augenblick da, kamen wieder zu Atem und blinzelten in die Dunkelheit. Zwischen ihnen und den qualmenden Resten der Rückseite des Gebäudes lagen fünfzig Fuß. Es sah kaum noch wie ein Gebäude aus. Es war nicht hoch und auch nicht eckig. Es war ein Geröllhaufen. Hier und da loderten noch Flammen empor, auch wenn der größte Teil des echten Feuers sich hungrig auf die Front zubewegt hatte, nachdem hier nicht mehr viel zu holen war. Unter den verkohlten Resten der skelettartigen Untermauerung bildeten sich Haufen aus glühenden roten Gebilden. Alles war voller Asche und Rauch. Waren da drinnen Leute? fragte sie sich. Leichen ?
„Das ist nahe genug“, flüsterte Stormy.
Max sah sich um. „Siehst du den Busch da drüben? Der liegt außerhalb des Rauches.“ Sie deutete darauf. „Ihr zwei wartet hier. Ich verspreche, ich brauche nicht lange.“
„Nicht, Max“, warnte Jason. Er klang ziemlich sauer. „Lass es einfach.“
„Fünf Minuten“, beschwor sie ihn. „Nur fünf verdammte Minuten. Eine einmalige Chance, Jay.“ Sie wartete nicht auf sein Gegenargument. Stattdessen rannte sie los.
Dieses Mal folgte ihr niemand.
Es war heiß. Verdammt heiß, und der Rauch
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