Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
das andere mit sich reißen … mein Leben zählt nichts mehr …«
Unity Mitford, 3. September 1939
Gegen 16.50 Uhr beobachtete ein Zeuge, wie Unity Mitford in der Königinstraße 15 mit einer Pistole »in Höhe des Magens … gegen den Kopf zielte und zweimal abfeuerte«. Die häufig in der Literatur zu lesende Version, Unity Mitford habe sich im Englischen Garten auf einer Parkbank sitzend erschossen, kann durch den Polizeibericht, der sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv befindet, korrigiert werden. Schwer verletzt wurde die Freundin Hitlers in eine Klinik gebracht, eine Kugel steckte im Gehirn und verursachte Lähmungen. Doch wagten es die Ärzte nicht, das Projektil zu entfernen. Hitler besuchte Unity im Krankenhaus und war entsetzt, die schöne Engländerin apathisch und halb gelähmt vorzufinden. In Heinrich Hoffmanns Memoiren findet sich die Anekdote, dass die fanatische Nationalsozialistin noch im Krankenhaus liegend einen weiteren Selbstmordversuch unternommen habe, indem sie vor Hitlers Augen ihr Parteiabzeichen verschluckte. »Hoffmann, ich beginne mich zu fürchten«, sollen Hitlers Worte gewesen sein. Als sich Unitys Zustand langsam stabilisierte, wurde sie auf eigenen Wunsch nach England gebracht. Sie starb am 28. Mai 1948 im Alter von 33 Jahren an den Folgen des Suizidversuchs.
»Als Sekretärin getarnt«: Ab 1935 durfte Eva Braun an den Nürnberger NSDAP-Parteitagen teilnehmen. Hier ein Foto aus dem Jahr 1938 (Eva Braun 4. von links).
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
»Neues Kapitel aufgeschlagen«: der Diktator und seine Lebensgefährtin während einer Feierlichkeit im Jahr 1938.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Eva Brauns zweiter Selbstmordversuch im Jahr 1935 schlug in ihrer Beziehung zu Hitler ein neues Kapitel auf. Am 9. August bezog Eva Braun, die bis dahin im Haus ihrer Eltern gelebt hatte, mit ihrer jüngsten Schwester Gretl eine Drei-Zimmer-Wohnung unweit von Hitlers Quartier am Prinzregentenplatz. Die Miete für die neue Bleibe seiner Geliebten zahlte Hitler – über seinen Vertrauten Heinrich Hoffmann. Die finanzielle Unterstützung, die er Eva Braun damit zukommen ließ, hatte für die Dreiundzwanzigjährige große Bedeutung. Überdies durfte die heimliche Geliebte endlich mit Hitler öffentliche Veranstaltungen besuchen. Im September 1935 nahm Eva Braun erstmals am Reichsparteitag in Nürnberg teil und wurde, als Sekretärin »getarnt«, auf die Ehrentribüne platziert – neben Hitlers Halbschwester Angela Raubal, Magda Goebbels und anderen Gattinnen führender Nationalsozialisten. Aber die »Damenriege« der Nazi-Prominenz war von der Anwesenheit dieses »jungen, launischen und unzufrieden dreinschauenden Mädels« auf der Ehrentribüne wenig begeistert und beschwerte sich bei Hitler. Doch Hitler ließ sich nichts vorschreiben, schon gar nicht von Frauen. Seiner Halbschwester verbot er den Aufenthalt auf dem Obersalzberg, und auch Magda Goebbels verlor vorübergehend seine Gunst. »Sie hatte über Eva getratscht, und das gefiel Hitler gar nicht«, erklärt die Historikerin Elke Fröhlich. »Da war Hitler sehr empfindlich. Man kann sich gut vorstellen, wie die elegante Magda Goebbels über so ein junges Ding wie Eva Braun redete.« Hitlers Reaktion auf die Kritik an Eva Braun machte die Position seiner Geliebten im »inneren Zirkel« nahezu unantastbar. Die, denen ihre Stellung in Hitlers Entourage etwas bedeutete, verkniffen sich künftig jede noch so vage Äußerung. »Die Situation war natürlich auch von Rivalitäten gekennzeichnet«, meint die Historikerin Heike Görtemaker. »Es galt immer, die Gunst von Hitler zu erlangen. Und oftmals erlangte man auch die Gunst Hitlers, indem man sich mit Eva Braun gut verstand. Das war eine ganz wichtige Komponente, die auch im Lauf der Jahre immer wichtiger wurde.« Evas Gefühl der Wertschätzung wurde noch gesteigert, als Hitler ihr 1936 ein kleines Einfamilienhaus in München-Bogenhausen erwarb. Das Häuschen wirkte bieder, doch die Innenausstattung war durchaus exklusiv: Gobelins und kostbare Teppiche, erlesene Möbel und teures Silber. Für Eva war das Haus ein Statussymbol, tatsächlich war es eher ein Trostpflaster. Denn immer seltener kam Hitler nun nach München, während die Reichskanzlei in Berlin für seine Geliebte verschlossen blieb.
Ich hab’s eigentlich erst gehört, kurz bevor wir nach Berchtesgaden f uhren. Da bin ich dann darauf vorbereitet worden: »Sie
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