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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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werden jetzt am Berghof Fräulein Braun kennenlernen, das ist die Lebensgefährtin des Führers.« Ich war überrascht: ein natürliches junges Ding, sehr munter, auch etwas bayerisch in ihrer Art zu sprechen, ein hübsches Mädchen, aber eigentlich auch nicht das, was man sich unter der Frau des obersten Führers vorstellt.
    Traudl Junge, Sekretärin Hitlers

    »Gefühl der Wertschätzung«: Eva Braun auf dem Balkon ihres Münchner Hauses (linkes Bild). Blick in ihr Zimmer im Berghof auf dem Obersalzberg (rechtes Bild).
    Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
    Der »Berghof« auf dem Obersalzberg wurde zu Evas zweitem Refugium, doch nur wenige wussten, wer die junge Frau war, die hier ein und aus ging. Zwischen 1936 und 1945 soll Eva Braun mehr als zwei Drittel ihrer Zeit auf dem »Berghof« verbracht haben. Es war ihr eigenes kleines Reich. »Für uns war sie die eigentliche Hausherrin des ›Berghofs‹, nicht Hitler«, bestätigte das ehemalige Zimmermädchen Anni Plaim.
    Ich hatte keinen Respekt vor der – nie! In meinen Augen war sie gar nichts. Die Eva Braun, die war aus meiner Sicht ein Mädchen wie jede andere auch.
    Karl Wilhelm Krause, Leibdiener Hitlers
    Es war ein wenig Balsam für Evas Seele, die darunter litt, dass ihr der Status einer Ehefrau verwehrt blieb. Der Alltag auf dem »Berghof« war strikt geregelt und monoton, solange der »Führer« dort weilte: Spaziergänge, Autopartien, Empfänge, Besprechungen und abends drei bis vier Stunden Filme schauen. Hin und wieder gestattete es Hitler Eva, Jazzplatten aufzulegen. »Hübsch, was du da spielst«, soll er einmal gesagt haben. Sie erwiderte: »Das hat dein Freund Goebbels gerade verboten.« Entgegen der üblichen Meinung war Eva Braun alles andere als die naive, unwissende Geliebte des »Führers«, die vom politischen Geschehen ausgeschlossen blieb. In der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre geriet der Obersalzberg immer mehr zum Zentrum der Reichspolitik. Hier empfing Hitler ausländische Staatsoberhäupter, hierher wurden Botschafter zum Rapport bestellt und Generäle zur Befehlsausgabe beordert. Bei solchen Gelegenheiten trat Eva meist hinter die Kulissen, doch bezeugen Filme und Fotografien, dass sie bei einigen wichtigen Besprechungen anwesend war. Eva selbst verfilmte von 1938 bis 1944 viereinhalb Stunden Material, acht Filmrollen, die heute in den National Archives in Washington aufbewahrt werden. Leider fehlt bei den Aufnahmen der Ton, sodass über den Inhalt der Gespräche, die Eva gefilmt hat, bis heute nur spekuliert werden kann. Vonseiten des ZDF wurden jedoch professionelle Lippenleser gebeten, einige Szenen zu entschlüsseln. So filmte Eva beispielsweise Ende August 1939 einen sichtlich angespannten Hitler auf dem »Berghof«. Der Diktator hatte kurz zuvor, am 23. August, einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion geschlossen und glaubte damit freie Hand für den Überfall auf Polen zu haben. Eva hielt mit der Kamera fest, als Hitler offenbar eine schlechte Nachricht erhielt und erregt mit seinen Mitarbeitern darüber sprach. Die Lippenleser glauben, wenigstens einen Teil dieser stummen Filmsequenzen enträtseln zu können: »Du weißt ja sicher von dem Telegramm, ich würde es am liebsten vernichten. Hast du die Herren zusammengerufen?«, fragt Hitler in einer Szene. »Dieses Telegramm hat Folgen für uns und wird auf jeden Fall zu einer Katastrophe führen.« Die von den Lippenlesern »verstandenen« Sätze passen zum historischen Hintergrund: Nach Bekanntwerden des Hitler-Stalin-Pakts hatte die britische Regierung ihre Garantie der polnischen Unabhängigkeit noch einmal demonstrativ bekräftigt. Als Hitler davon erfuhr, schwankte er in seiner Entscheidung, Polen anzugreifen. Seine Hoffnung, die westlichen Staaten würden nur protestieren, aber nicht kämpfen, wenn die Wehrmacht Polen überfiel, schien mit einem Mal verflüchtigt. Die Szene beweist, dass Eva unmittelbare Zeugin bedeutender politischer Geschehnisse wurde und längst nicht so uninformiert war, wie allgemein angenommen. Sie filmte – und hörte also zu, als der Zweite Weltkrieg politisch vorbereitet wurde. Als Hitler am 1. September 1939 in der Berliner Krolloper den Angriff auf das Nachbarland zum Akt der Selbstverteidigung verbrämte, war Eva Braun anwesend. Inzwischen hatte die Geliebte eine eigene Wohnung in der Reichskanzlei erhalten. Doch blieb sie nach außen hin unsichtbar, offiziell war sie nach wie vor »Hitlers Sekretärin«. Auch in

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