Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
des bevorstehenden Untergangs. Inzwischen war auch München bombardiert worden, und Hitlers Privatwohnung am Prinzregentenplatz hatte Schaden genommen. Die Landung der Alliierten im Juni 1944 machte auch die letzten Hoffnungen auf ein siegreiches Ende des Krieges zunichte. »Der Nimbus des unbesiegbaren ›Führers‹ war erschüttert«, schreibt Heike Görtemaker in ihrer Biografie über Eva Braun. Die inzwischen 32-Jährige befand sich auf einem Badeausflug am Königssee, als sie am 20. Juli 1944 die Nachricht vom Attentat auf Hitler erreichte. Mehr als zwölf Jahre war Eva Braun nun die »Geliebte des größten Mannes Deutschlands und der Erde«, wie sie 1935 in ihr Tagebuch geschrieben hatte. Als sie erfuhr, dass Hitler nur knapp einem Sprengstoffanschlag entkommen war, erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Vielleicht wurde ihr in diesem Moment zum ersten Mal bewusst, in welch schwacher Position sie sich befand, wenn ihr Geliebter stürbe. Alle Mahnungen Hitlers, was im Falle seines Todes zu tun sei, hatte Eva Braun bis zu diesem Zeitpunkt weit von sich gewiesen und erklärt, »ihr bliebe in einem solchen Falle nur eins übrig, nämlich selbst den Tod zu suchen«. Zum ersten Mal mag Eva Braun die Tragweite ihrer Worte erkannt haben. »Geliebter, ich bin außer mir«, schrieb sie noch am 20. Juli an Hitler. »Ich sterbe vor Angst, ich fühle mich dem Wahnsinn nahe. … Du weißt, daß ich nur lebe für Deine Liebe, Deine Eva.« Auch Hitler reagierte mit einem Gefühlsausbruch, wenn auch ganz anderer Art: Er wies seine Privatsekretärin an, Eva die von der Bombe zerfetzte Uniform auf den Obersalzberg zu schicken – gleichsam als Zeichen des Triumphs über den Tod. Eva sei beim Anblick der zerrissenen Hosen Hitlers beinahe in Ohnmacht gefallen, berichteten Augenzeugen. Doch die zunächst euphorisierende Wirkung des missglückten Attentats hielt nicht lange an: Mitte Oktober erkrankte Hitler an einer schweren Gelbsucht, die ihn erstmals zur Bettruhe zwang. Etwa zeitgleich setzte Eva Braun in München ihr Testament auf. »Meinst Du, ich lasse ihn allein sterben?«, sagte sie ihrer Freundin Henriette von Schirach. »Ich bleibe bei ihm bis zum letzten Augenblick, ich habe mir das genau überlegt. Niemand kann mich davon zurückhalten.«
Im Januar 1945 reiste Eva Braun in die inzwischen belagerte Reichshauptstadt Berlin. Zu diesem Zeitpunkt muss ihr Entschluss, mit Hitler zu sterben, längst festgestanden haben. »Auch sie wolle Berlin nicht verlassen, vor allem in der jetzigen kritischen Stunde nicht«, schrieb Goebbels am 1. Februar 1945 in sein Tagebuch. »Der Führer findet für sie Worte höchster Anerkennung und Bewunderung. Das verdient sie ja wohl auch.«
Ich sterbe, so wie ich gelebt habe. Schwer fällt es mir nicht.
Eva Braun, Brief vom 22. April 1945
Selbstzerstörerische Torheit oder letzter Liebesbeweis? Die lang ersehnte Anerkennung Hitlers war der ewigen Geliebten offenbar den eigenen Tod wert. Das Ende im »Führerbunker« geriet zu einem melodramatischen Abgesang im Stil einer Wagner-Oper, mit Heirat, Testament, Selbstmord und Verbrennung. Dass sich Hitler kurz vor ihrem gemeinsamen Suizid entschied, Eva zu heiraten, gibt bis heute Rätsel auf. In seinem persönlichen Testament hieß es: »Da ich in den letzten Jahren des Kampfes glaubte, es nicht verantworten zu können, eine Ehe zu gründen, habe ich mich nunmehr vor Beendigung dieser irdischen Laufbahn entschlossen, jenes Mädchen zur Frau zu nehmen, das nach langen Jahren treuer Freundschaft aus freiem Willen in die schon fast belagerte Stadt hereinkam, um ihr Schicksal mit dem meinen zu teilen. Sie geht auf meinen Wunsch als meine Gattin mit mir in den Tod. Er wird uns das ersetzen, was meine Arbeit im Dienste meines Volkes uns beiden raubte. … Ich selbst und meine Gattin wählen, um der Schande … der Kapitulation zu entgehen, den Tod.« In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 fand die Eheschließung von Eva Braun und Adolf Hitler im Bunker unter der Reichskanzlei statt. Auf diesen Moment hatte Eva Braun dreizehn Jahre gewartet, nach wenigen Minuten war alles vorbei. »Eva Hitler, geborene Braun«, heißt es auf der Hochzeitsurkunde, die sie beinahe mit ihrem Mädchennamen unterschrieben hätte, so unwirklich kam ihr wohl selbst die Sache vor. Am 30. April 1945 gegen 15.30 Uhr vergiftete sich Eva Braun mit Zyankali. Zur gleichen Zeit biss auch Hitler auf eine Giftkapsel und schoss sich in die rechte Schläfe. »Ich denke mir, sie hat
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