Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
der eher privaten Atmosphäre des »Berghofs« verzichteten Hitler und Eva im Beisein von anderen auf Liebesbezeigungen. Die stete Wahrung von Distanz und Hitlers Bemühen um Unnahbarkeit führten zu Spekulationen über ihre Beziehung. Waren Eva Braun und Hitler wirklich jemals ein Liebespaar gewesen, oder hatte es sich nur um eine Art »Scheinverhältnis« gehandelt?
»Nicht die unwissende Geliebte«: Eva Braun filmt auf der Terrasse des Berghofs Hitler und seine Gäste, Frühjahr 1939.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
»Nach meinen Beobachtungen waren die sexuellen Beziehungen zwischen Hitler und Eva Braun zeitweilig besonders aktiv. Wer der aktivere von beiden war, weiß ich allerdings nicht. Eva Braun wirkte sehr sexy, um den heute üblichen Begriff zu verwenden, doch Hitler war es auch.«
Heinz Linge, Kammerdiener Hitlers
»Berghof«-Angestellte und engste Mitarbeiter, darunter Julius Schaub, persönlicher Adjutant Hitlers, sagten nach dem Krieg aus, es sei ein »ganz normales Verhältnis zwischen Mann und Frau« gewesen. Margarete Mitlstrasser, die Frau des »Berghof«-Verwalters und Evas engste Vertraute auf dem Obersalzberg, berichtete: »Ich weiß das genau, dass die ein Paar waren, denn wenn er zu ihr kam, und sie hat die Regel gehabt, hat sie vom Doktor was gekriegt, um die Regel zu vertreiben. Und das hab meistens ich vom Arzt geholt, ich selbst hab das geholt – also war doch klar, dass da was war.« In der Kriegszeit freilich mag sich Hitlers Bereitschaft zu intimen Kontakten verringert haben. Hitlers Leibarzt Theodor Morell gab nach dem Krieg zu Protokoll, er habe das nachlassende sexuelle Verlangen Hitlers mithilfe von Testosteron-Spritzen zu stimulieren versucht.
Wir gingen zusammen spazieren, und da sagte ich zur ihr fast provokativ: »Fräulein Braun, Sie sind die beneidetste Frau in Deutschland«, weil sie nun bei Adolf Hitler war. Und da sagte sie: »Ach, ich bin doch nur eine Gefangene in einem goldenen Käfig.«
Walter Frentz, Kameramann Hitlers
Sobald Hitler nicht mehr auf dem »Berghof« weilte, veränderte sich die Atmosphäre komplett. Oft lud Eva Braun Freundinnen ein oder erhielt Besuch ihrer Schwestern. »Das war eine ganz andere Eva«, erinnerte sich Rochus Misch später, Telefonist und Funker auf dem Obersalzberg. »Lustig, fröhlich, frei, hat gleich Party gemacht, das ganze Hauspersonal mit eingeladen und nach Möglichkeit mit Tanz. Das war die andere Eva, da war sie ausgelassen. Aber dann, wenn der Chef da war, zog sie sich zurück.« Doch seit Beginn des Feldzugs gegen die Sowjetunion im Juni 1941 verbrachte Hitler zunehmend weniger Zeit auf dem »Berghof«. Monatelang hielt er sich in seinem Hauptquartier »Wolfsschanze« auf. Seine Geliebte sah er in der Folge immer seltener. Auf dem Obersalzberg blieb Eva Braun vom Kriegsgeschehen weitgehend isoliert. Noch im Frühjahr 1942 zeigten sich in München und Berchtesgaden wenige Anzeichen des Krieges, während Städte wie Lübeck, Rostock, Köln, Essen, Bremen und andere bereits den Flächenbombardements der alliierten Bomberverbände ausgesetzt waren. Die »Hauptstadt der Bewegung« hingegen hatte noch keine größeren Luftangriffe erlebt; auf dem »Berghof« wurde weiterhin eine Scheinidylle gewahrt. Dennoch ahnte Eva Braun wohl, dass sie in einer Art »Blase« lebte – fernab jeglicher Realität. »Meinen Sie, dass es noch gut ausgeht?«, soll sie immer wieder gefragt haben. Wie viel die Geliebte des »Führers« von den furchtbaren Verbrechen hinter der Front, dem millionenfachen Mord an Juden und Andersdenkenden gewusst hat, bleibt bis heute Spekulation. Die Ausgrenzung und Deportation der jüdischen Bevölkerung dürften ihr jedoch nicht verborgen geblieben sein, auch wenn sie seit 1936 viel Zeit auf dem »Berghof« verbrachte.
Hitler und Eva Braun 1943 auf dem Berghof mit der Tochter einer Vertrauten. Eigene Kinder mit seiner Geliebten lehnte Hitler ab.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
»Das war eine ganz andere Eva«: Eva Braun (2. von links) während einer Faschingsparty im Jahr 1939.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Nach der Katastrophe von Stalingrad im Winter 1942/43, bei der die 6. Armee eingeschlossen worden war und rund 100000 Soldaten in sowjetische Kriegsgefangenschaft gerieten, half jedoch kein Leugnen mehr. Selbst die »Berghof«-Bewohner erkannten die Zeichen
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