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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Besitz einer so privaten Fotografie sein konnte. Er handelte sofort, zumal sich die Fahndung leichter als erwartet gestaltete. Die Besitzerin des Koffers hatte nämlich ihren Namen und ihre neue Adresse hinterlassen. Es war ein gewisse Frau Wolf, die im sogenannten Dietrich-Eckart-Haus, einer abgelegenen Berghütte auf dem Obersalzberg, wohnte. Als Allen der Frau wenig später gegenübertrat, begrüßte er sie höflich als Fräulein Hitler, denn vor ihm stand niemand anderer als Hitlers einzige leibliche Schwester – Paula.

    »Er war doch mein Bruder«: Hitlers Schwester Paula nach ihrer Festnahme durch US-Truppen 1945, denen gegenüber sie ihren Bruder gegen alle Vorwürfe verteidigte.
    AP Photo, Frankfurt (Jim Pringle)
    Bei der Vernehmung am nächsten Morgen waren die Erwartungen von George Allen und seinem Dolmetscher entsprechend hoch. Die Amerikaner hofften auf zahlreiche unbekannte Details aus der Biografie des Mannes, der als Jahrhundertverbrecher in die Geschichtsbücher eingehen sollte. In der Tat zeigte sich Paula Hitler durchaus kooperativ – und erzählte Belangloses: über ihre Jugendzeit auf dem kleinen Gut ihres pensionierten Vaters in Oberösterreich, über die Schulnoten ihres Bruders Adolf und seine Vorliebe für klassische Musik, wie schreibfaul er immer gewesen war und dass er sich nie etwas aus Fleisch gemacht habe. Auch die wenigen Begegnungen, die sie mit ihrem Bruder während seiner Zeit als Kanzler gehabt hatte, verschwieg sie nicht. Geschickt vermied sie dabei den Eindruck, etwas zu verheimlichen oder beschönigen zu wollen. Sie gab sich einfach als kleine Schwester, die nie etwas mit der Politik oder gar den Gräueln zu tun gehabt hatte, für die ihr Bruder verantwortlich gemacht wurde. Erst als die Verhörspezialisten am Ende der Befragung begannen, den Druck auf Paula immer mehr zu erhöhen, und sie schließlich auch nach ihrer persönlichen Einstellung und ihren Gefühlen für den Bruder fragten, gestand sie, wie nahe ihr sein Ende ging: »Unabhängig von allem, was passiert ist – Sie dürfen nicht vergessen, er war doch mein Bruder.« Als Paula zu weinen begann, brach George Allen die Vernehmung ab. Er hatte sich sein Urteil über die Schwester des Diktators gebildet und war zu der Überzeugung gekommen, dass von Paulas Aussagen keine größeren Einblicke in das Leben ihres Bruders zu erwarten waren. In seinen Augen verband sie mit Hitler nicht viel mehr, als dass sie zufällig dieselben Eltern gehabt hatten und einige Jahre ihrer Jugend miteinander verbrachten. Enttäuscht ließ der Offizier Paula auf ihre Hütte zurückbringen.
    Mehrmals noch wurde die engste noch lebende Verwandte Hitlers zu Befragungen vorgeladen – jedes Mal ohne besonderen Erkenntnisgewinn. Danach erlosch das Interesse der Amerikaner an Paula Hitler, und sie geriet allmählich in Vergessenheit. Auch in der Öffentlichkeit wurde über die Schwester Hitlers wenig bekannt. Wohl auch, weil sie wie schon während der Nazi-Zeit weiterhin unter dem Pseudonym Wolf lebte, sich völlig zurückzog und von der Öffentlichkeit abschirmte. Nur wenige Einheimische wussten, wer die Frau wirklich war, die von Sozialhilfe lebte und mittlerweile in eine kleine Wohnung im Parterre des Gasthofs Schwabenwirt gegenüber dem Berchtesgadener Bahnhof gezogen war.
    Im Sommer 1958 hatten sich die Amerikaner dauerhaft in Berchtesgaden eingerichtet und mehrere luxuriöse Hotels zu Erholungszentren umgebaut. Hier konnten Angehörige der US-Streitkräfte an dem Ort Urlaub machen, den schon Hitler wegen seiner beeindruckenden Bergwelt zu seinem privaten Refugium erwählt hatte und der das letzte Kriegsziel amerikanischer GIs in Europa gewesen war. Um die Urlaubsgäste entsprechend über die zahlreichen Naturwunder und historischen Sehenswürdigkeiten der Gegend zu informieren, hatten die Amerikaner ein eigenes Informationsbüro eingerichtet, das in der ehemaligen sogenannten »Kleinen Reichskanzlei« untergebracht war. Während der NS-Zeit hatte das Bauwerk im Stil eines überdimensionierten Bauernhauses Hitler während seiner Aufenthalte auf dem Berchtesgadener Obersalzberg als Außenstelle der Berliner Reichskanzlei gedient, über die er bei Bedarf dringende Regierungsgeschäfte abwickelte. Den Krieg hatte das Gebäude völlig unbeschadet überstanden und war von den Amerikanern voll ausgestattet und möbliert übernommen worden.
    Als der junge US-Soldat und angehende Journalist Jasper C. Boone im Sommer 1958 hierher als leitender

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