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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Photographs Division)

    »Sie sieht Gespenster«: Hitlers Großcousine Aloisia Veit fiel dem nationalsozialistischen Vernichtungsprogramm von »lebensunwertem Leben« zum Opfer.
    Bundesarchiv Berlin (R 179)

Bereits 1935 hatte Hitler auf dem Reichsparteitag der NSDAP angekündigt, im Falle eines Krieges ein umfassendes Programm zu starten, um »Minderwertige«, »Ballastexistenzen« und »unnütze Esser«, wie geistig behinderte Menschen im NS-Jargon abfällig bezeichnet wurden, auszulöschen. Wohl im Oktober 1939 unterschrieb der Diktator dann persönlich ein Ermächtigungsschreiben, mit dem er die Vernichtung sogenannten »lebensunwerten Lebens« einleitete, der bis zum Ende des Krieges hunderttausende behinderte Menschen in ganz Europa zum Opfer fielen. Mit diesem Schreiben hatte Hitler auch das Todesurteil über seine eigene Großcousine Aloisia unterzeichnet.
    »Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, daß nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken nach kritischster Beurteilung ihrer Krankheit der Gnadentod gewährt werden kann.«
    Von Hitler persönlich unterzeichnetes Schreiben
    Aloisia Veit litt an Schizophrenie und Verfolgungswahn. Die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung gab es damals noch nicht, und so bestand die Therapie hauptsächlich darin, die Betroffenen wegzusperren. Insgesamt neun Jahre war Aloisia in der geschlossenen Abteilung der psychiatrischen Klinik »Am Steinhof« bei Wien untergebracht. Die Einträge in ihrer Akte wurden minutiös geführt. Ärzte und Pflegekräfte notierten über Jahre hinweg kleinere Verletzungen genauso sorgfältig und regelmäßig wie das Gewicht der Patientin oder außergewöhnliche Vorkommnisse. Dabei blieb ihr Gesundheitszustand über die Jahre zumindest stabil: Phasen der Unruhe und Erregung wechselten sich immer wieder mit ruhigeren Abschnitten ab. Von ihren Betreuern wurde Aloisia als nett und fleißig beschrieben, die sich gerne mit kleinen Handarbeiten beschäftigte. Oft wurden auch monatelang keine besonderen Vorkommnisse verzeichnet – ein Indiz dafür, dass es der Patientin den Umständen entsprechend relativ gut ging. Doch im November 1940 wurden die Aufzeichnungen plötzlich abgebrochen. Aloisia Veit wurde in eine Zweigstelle der Klinik im niederösterreichischen Ybbs verlegt. Doch Ybbs war nur eine Zwischenstation. Am 6. Dezember 1940 erfolgte der letzte Eintrag in Aloisias Akte. Es war ein Stempel mit dem Text: »Auf Grund einer Anordnung des Kommissärs für Reichsverteidigung in eine nicht genannte Anstalt versetzt.« Die Formulierung war eine bürokratische Tarnbezeichnung, die dazu diente, das wahre Schicksal der Opfer zu verschleiern. In Wirklichkeit verbarg sich dahinter eine grausame Wahrheit. Aloisia Veit wurde in die Anstalt Hartheim bei Linz überstellt und kurze Zeit später in der dortigen Gaskammer umgebracht. Damit erlitt sie ein Schicksal, das sie mit mehr als 190000 Menschen während der NS-Herrschaft teilte. Aloisia Veit wurde das Opfer eines Mordprogramms ihres eigenen Großcousins Adolf Hitler.
    Die kleine Schwester
    George Allen hatte im Mai 1945 sehr erfolgreich gearbeitet. Der Offizier des Counter Intelligence Corps, des amerikanischen Militärgeheimdienstes, war nach dem Krieg mit der Aufgabe betraut worden, Mitarbeiter aus dem innersten Kreis um Hitler aufzuspüren, die in den letzten Kriegstagen nach Süddeutschland geflohen und hier untergetaucht waren. Innerhalb weniger Wochen war es Allen gelungen, mithilfe von Informanten Hitlers Sekretärin Christa Schroeder, seinen Fahrer Erich Kempka und seinen Leibarzt Theo Morell zu verhaften, persönlich zu vernehmen und anschließend den Militärgerichten zu übergeben.
    George Allen war in Berchtesgaden gerade damit beschäftigt, Hitlers ehemaligen »Reichsstatthalter« in Bayern, General Franz von Epp, zu verhören, als ihn ein Anruf aus dem Hotel Berchtesgadener Hof erreichte. In dessen Keller seien »verdächtige Koffer« gefunden worden. Bei der umgehenden Überprüfung der Gepäckstücke wurde Allen schnell klar, dass er auf eine heiße Spur gestoßen war. Denn er hatte alte Fotografien entdeckt, die eine Frau mittleren Alters mit sorgfältig gescheiteltem Haar und seltsam stechenden Augen zeigte. Allen erkannte die Frau sofort. Es handelte sich um niemand anderen als Hitlers Mutter Klara. Allen war augenblicklich klar, dass nur ein enges Familienmitglied Hitlers im

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