Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
daran zu erinnern, dass seine Politik auch ungeheure Sachwerte in Europa und Deutschland vernichtete. Der Kontinent lag 1945 wirtschaftlich darnieder. Und Hitlers Volk, die Deutschen? Sie lebten in zerstörten Städten, Millionen hatten Heimat, Haus und Hof verloren. Die Produktion der Industrie war zum Stillstand gekommen, die während des Krieges bis zum Exzess gedruckte Währung war wertlos – Tauschhandel und Schwarzmarkt bestimmten das Wirtschaftssystem bis 1948, als mit der Währungsreform der erste Schritt zur wirtschaftlichen Gesundung Westdeutschlands getan wurde.
Die Ankurbelung des Arbeitsmarkts durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie den Neubau des »Reichsluftfahrtministeriums« in Berlin prägte Hitlers Bild in der deutschen Öffentlichkeit.
ullstein bild, Berlin (Heinrich Hoffmann)
Das schwierige Erbe
Als sich Hitler Ende April 1945 im Bunker unter der Reichskanzlei erschoss, war er ein sehr vermögender Mann. In seinem privatem Testament lässt er anklingen, dass zu seinem Vermächtnis vielleicht der Untergang Deutschlands gehören könnte. Dazu passt indes nicht, dass er in seinem privaten Vermächtnis zuallererst die NSDAP bedenkt: »Was ich besitze, gehört – sofern es überhaupt von Wert ist – der Partei. Sollte diese nicht mehr existieren, dem Staat. Sollte auch der Staat vernichtet werden, ist eine weitere Entscheidung von mir nicht notwendig.« Dieses Testament wurde nie vollstreckt. Hitlers Staat – das »Dritte Reich« – wurde vernichtet. Nicht aber die staatliche Kontinuität Deutschlands. Schon bald nach Kriegsende fiel Hitlers gesamter Besitz dem Freistaat Bayern zu – so hatten es die alliierten Sieger entschieden; Grundlage war die Tatsache, dass Hitler bis zu seinem Tode seinen offiziellen Wohnsitz am Prinzregentenplatz in München hatte. Nach der Übertragung des Hitler’schen Besitzes verwaltete das Land Bayern das Gelände des »Berghofs«. Ebenfalls in den Besitz des Landes Bayern gelangten nach 1945 die Urheber- und Nutzungsrechte an Mein Kampf – das ist bis heute die Rechtsauffassung des Staatsministeriums für Finanzen. Es unterbindet jede Neuauflage. »Abdruckgenehmigungen für Gesamtwerke werden weder im In- noch im Ausland erteilt. Dies gilt auch für eine kommentierte Neuauflage. Gegen Verletzungen seines Urheber- und Verwertungsrechts im In- und Ausland geht der Freistaat mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln vor«, schreibt im Juni 2011 der Pressesprecher des Staatsministeriums für Finanzen und erklärt: »Damit soll einer weiteren Ausbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts vorgebeugt und ein deutliches Zeichen gegen seine Inhalte gesetzt werden.« Diese Rechtslage gilt nach Auskunft des Ministeriums bis zum 31. Dezember 2015. Nach dem Urheberrechtsgesetz erlischt 70 Jahre nach dem Tod des Autors die urheberrechtliche Nutzungsbeschränkung. Trotz der gegenwärtigen Einschränkungen ist das Buch noch heute in vielen Ländern erhältlich, so in den USA und Großbritannien. Die Gewinne, die der britische Verlag seit der Neuauflage 1969 mit Mein Kampf erzielte, wurden an Wohltätigkeitsorganisationen gespendet. Auch in Russland und Rumänien ist das Buch heute zu kaufen. In Israel erschien 1995 eine gekürzte Ausgabe; sie ist vergriffen und wird nicht nachgedruckt. Publikationen in Schweden, Norwegen, Lettland, der Schweiz und Ungarn wurden nach Absprache mit dem bayerischen Finanzministerium verboten; in der Türkei wurde 2007 nach der Intervention des Freistaats Bayern die Veröffentlichung gestoppt. Der Freistaat betont, dass er mit den Rechten an Mein Kampf keine Einnahmen erzielt und dies auch nicht vorhat.
»Was ich besitze, gehört der Partei«: Hitlers privates Testament, verfasst am 29. April 1945 im Bunker der Reichskanzlei.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
»Rückgabe an die ursprünglichen Besitzer«: US-Soldaten bergen im Mai 1945 ausgelagerte Kunstschätze.
Getty Images, München (Keystone)
Ein anderer wesentlicher Sachwert aus dem Besitz Hitlers waren die unzähligen Kunstwerke, die der Diktator privat ankaufte oder die in seinem Namen für den »Sonderauftrag Linz« angeschafft worden waren. Sie wurden vor Kriegsende in einem Salzbergwerk bei Altaussee in Österreich gelagert, um sie vor Fliegerangriffen, aber auch vor dem Zugriff der Alliierten zu schützen. Doch Anfang Mai 1945 entdeckten amerikanische Truppen das riesige Depot im Berg. Die
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