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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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und sich gleichsam freikaufen mussten, stand auf einem anderen Blatt.
    Die deutschen Eroberungen in den Kriegsjahren 1939 und 1940 brachten für Dr. Posse neue Betätigungsfelder. In Polen konfiszierte Kunstwerke wurden von ihm begutachtet, doch keines wurde für den »Sonderauftrag Linz« gekauft, da sich der andere große Kunstsammler des »Dritten Reichs«, Hermann Göring, diese Werke nicht nehmen lassen wollte – als »Beauftragter für den Vierteljahresplan« oblagen ihm die Wirtschaftsplanung und damit auch die wirtschaftliche Ausplünderung Polens. Göring war derjenige, der seiner Sammlung schamlos auch »Raubkunst« einverleibte. Hitler und Posse agierten vorsichtiger. Sie wollten – zumindest formal – für alles bezahlen. Denn niemand sollte dem dereinst in Linz stehenden Museum nachsagen können, dass seine Exponate zusammengestohlen worden seien. Und so erhielt Posse, der nur den Weisungen Hitlers unterstand, Budgets in Millionenhöhe. »Die Forschung geht davon aus, dass Hitler insgesamt 160 Millionen Reichsmark für Kunst aufgewendet hat. Für seine Linzer Sammlung dürfte er vielleicht so den Betrag von 106 bis 108 Millionen Reichsmark gezahlt haben«, schätzt der Berliner Historiker Hanns-Christian Löhr.
    Teilweise wissentlich und teilweise unwissentlich setzte der Kunsthandel Kunstwerke um, die aus Beschlagnahmung oder aus Zwangsverkäufen stammten. Die Kunsthändler hatten einen großen Anteil daran, Kunstwerke »weißzuwaschen« und an Hitler oder an andere Interessenten zu verkaufen.
    Hanns-Christian Löhr, Historiker
    Auch in den Niederlanden und Frankreich kam nach der Besetzung durch die Wehrmacht Bewegung in die dortigen Kunstmärkte. Schon am 26. Mai 1940 – nur elf Tage nach der niederländischen Kapitulation – war Posse erstmals in Den Haag, um dort Bilder zu kaufen. Im besetzten Frankreich stieß er indes auf Konkurrenten. Andere Dienststellen vereinnahmten eifrig Kunstgegenstände vorwiegend aus jüdischem Besitz – etwa der »Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg« oder das Göring unterstehende »Devisenschutzkommando« sowie das Reichspropagandaministerium, das nach »deutscher« Kunst suchte, die während der napoleonischen Kriege verschleppt worden war. Posse erwirkte im November 1940, dass für alle Kunstwerke, die in den besetzen Gebieten beschlagnahmt worden waren, auch ein »Führervorbehalt« galt. Damit hatte Hitler den ersten Zugriff und Posse die erste Wahl für den »Sonderauftrag Linz«. Doch neben den beschlagnahmten Objekten interessierte sich Posse auch für solche, die im Kunsthandel der Niederlande und Frankreichs zum Verkauf standen – und das war eine Menge. Seit Weihnachten 1940 überreichte Posse Hitler regelmäßig große Alben, in denen die Neuerwerbungen fotografisch katalogisiert waren und noch zu erwerbende Werke für die »Idealsammlung« vorgestellt wurden. »Hitler verfolgte alle Erwerbungen aufmerksam. Er soll jedes Bild persönlich begutachtet haben, bevor es in die Sammlung des Sonderauftrages gelangte. Er drängte dabei den Galeriedirektor Posse, möglichst viel zu kaufen. Was für das Museum in Linz nicht geeignet war, sollte in kleinere Provinzmuseen im Osten gehen«, schreibt Hanns-Christian Löhr.
    Verborgene Schätze
    Im Osten gab es zudem eine weitere Immobilie, in die Hitler viel Geld investierte und für die Kunstwerke angeschafft wurden. In Posen, der Hauptstadt des neu gegründeten »Warthegaus« im besetzten Polen, stand ein Schloss, das für Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1910 fertiggestellt worden war. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Posen zum deutschen Kaiserreich gehört, Wilhelm hatte sein Schloss als »germanische Trutzburg« im Osten betrachtet. Dieses riesige, neoromanische Bauwerk wollte Hitler nun im Zuge der geplanten Germanisierung der Ostgebiete zu seiner »Führerresidenz« umbauen.
    Hier in Posen wird sich die Herrlichkeit des starken Reiches millionenfach widerspiegeln. Auch von hier aus wird der Führer Wache halten über die Sicherheit des Reiches.
    Arthur Greiser, Gauleiter, über die »Führerresidenz Posen«
    »Der Führer hat mir bestätigt, daß in dem Schloß in Posen für ihn eine Führerwohnung, die jederzeit beziehbar ist, bereitstehen soll.«
    Protokoll des Chefs der Reichskanzlei vom 10. Mai 1943
    Es wurde ab Mitte 1940 komplett entkernt und dann nach dem Vorbild der Neuen Reichskanzlei von der Holzmann AG im pompösen NS-Stil umgebaut. Verschiedenfarbiger Marmor aus allen Gauen des Reichs verbreitete nun

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