Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
absolutistisches Herrschaftsprinzip: Wer treu diente, wurde reich beschenkt, der Wettkampf um die Gunst des Herrschers sollte das Handeln der Untertanen befeuern.
»Unerschöpfliche Mittel zur Verfügung zu haben, besaß für ihn einen geradezu erotischen Reiz«, schreibt Wulf Schwarzwäller in seiner Studie über Hitlers Finanzgebaren. Eine Besonderheit des »Dritten Reichs« war dennoch, dass bei fast allen Exzessen der Schein von Legalität gewahrt werden sollte. Doch wer hinter die Fassade blickt, entdeckt ein mafiös erscheinendes Geflecht, bei dem Staats- und Parteiämter untrennbar miteinander verwoben und mit Wirtschaftsunternehmen verfilzt waren.
Beim Machtantritt 1933 war Hitler bereits ein reicher Mann, der persönliche Einkünfte und Parteikasse in den 1920er-Jahren bedenkenlos miteinander verflochten hatte. Die persönlichen Einkünfte flossen reichlich durch seine enge wirtschaftliche Beziehung zum Franz Eher Verlag, die auch bestehen blieb, als er an der Macht war. Diese Machtübertragung im Januar 1933 war ein politischer Triumph – und sie zahlte sich auch finanziell aus. Besonders die »Adolf-Hitler-Spende« der deutschen Wirtschaft erscheint als eine merkwürdige nachträgliche Honorierung für geleistete Dienste und für zu erwartende Wohltaten; all das wirkt anrüchig, eher einer Bananenrepublik würdig als einem modernen Industriestaat. Gleichzeitig kann man keineswegs sagen, dass sich die Industrie einen willfährigen Kanzler »hielt«. Sie hat ihn auch nicht mit ihrem Geld zum Kanzler gemacht, sondern erst nachträglich bestehende Realitäten pragmatisch zu ihrem Vorteil anerkannt; heute würde man dies »Landschaftspflege« nennen und gewiss nicht so plump betreiben. Hitler hatte das Geld der Konzernchefs nach 1933 nicht mehr nötig, als Privatmann war er wirtschaftlich unabhängig. Doch als er 1919 seine Politikerkarriere begann, hatte dies ganz anders ausgesehen. Üblich war bis dahin gewesen, dass wohlhabende Männer in die Politik gingen oder ihr Geld nutzten, um Einfluss zu nehmen. Bei Hitler war es umgekehrt: Er wollte als Agitator nicht nur seine ideologischen Vorstellungen umsetzen, für ihn war die politische Karriere auch ein Weg, um Rang und sozialen Status zu gewinnen. Das gelang ihm mit durchschlagendem Erfolg. Als er sich etabliert hatte, erlaubte ihm sein Status, ein Leben nach seinen Vorstellungen zu führen. Nun konnte er seine Interessen und Vorlieben ausleben – fast ohne jede finanzielle Einschränkung.
Es gab ein System von schwarzen Kassen und den Zuwendungen von größeren und kleineren Gönnern, die aber alle offiziell nicht auftauchen – damit ist es für Hitler einfach, so zu tun, als ob er völlig bedürfnislos und arm wie eine Kirchenmaus ist.
Wolfgang Zdral, Wirtschaftsjournalist
Bundesarchiv Koblenz (Bild 183-H08448)
Himmlers Wahn, Himmlers Schuld
»Er hatte nicht die Aura eines Massenmörders. Aber das ist wahrscheinlich gerade das, was die Massenmörder so erfolgreich macht.«
Traudl Junge, Hitlers Sekretärin
M einem lieben Püppi. Kennst Du Deinen Pappi?«, steht als Widmung auf einem Foto, das den »Reichsführer SS« in Fliegermontur zeigt. Es ist eines der vielen Liebesbeweise Himmlers an seine Tochter Gudrun. Mit Heinrich Himmler verbindet man Terror und Verbrechen. Er war verantwortlich für Bespitzelung und Unterdrückung innerhalb des »Dritten Reichs«. Die Verbrechen in den Konzentrationslagern gehen auf sein Konto. Seine SS beging federführend Gräueltaten in den besetzten Ländern, vor allem hinter der Ostfront. Seine Umsiedlungsaktionen vertrieben Millionen aus ihrer Heimat. Er war einer der mächtigsten Männer im NS-Staat: »Reichsführer SS«, Chef der Deutschen Polizei, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, gegen Kriegsende Reichsinnenminister und Befehlshaber des Ersatzheers. Ein Mann, der als Monster beschrieben wird, als irrer Megalomane oder als Geisteskranker. Manchmal auch nur als blasser Besserwisser, dem die Macht zu Kopf stieg. Ein Mann der Extreme. Heinrich Himmler hat drei Kinder in die Welt gesetzt. Alle drei leben heute noch in Deutschland.
»Liebe Püppi«: Himmler mit Tochter Gudrun während eines Sportwettkampfs in Berlin im März 1938.
ullstein bild, Berlin (Karwasz)
Der Öffentlichkeit bekannt ist nur die eine Tochter: Gudrun, geboren 1929. Von ihren Eltern wurde sie liebevoll »Püppi« genannt. Obwohl der Vater kaum zu Hause war, pflegte er zu ihr ein inniges Verhältnis. Er telefonierte
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