Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Aufstieg nach 1933 glich einer kapitalistischen Bilderbuchkarriere – und basierte doch auf den neofeudalistischen Grundlagen der ›Führerherrschaft‹. Seine Karriere als Fotograf und Verleger ... wäre ohne seine einzigartige Beziehung zu Hitler nicht denkbar gewesen.«
Rudolf Herz, Hoffmann & Hitler
Unzählige Hitler-Bilder – von Hoffmanns Agentur geliefert – fanden sich auch in den zahllosen Publikationen des Eher Verlags. Der gab nicht nur den Völkischen Beobachter heraus, sondern ab 1932 auch den Illustrierten Beobachter , eine reich bebilderte Zeitschrift. Dazu kamen nach 1933 viele Sonderhefte über das Leben und Wirken des »Führers«, allesamt üppig illustriert. Und der gezeigte und gepriesene »Führer« kassierte kräftig mit. Nicht nur, weil dem Leser Hoffmanns Fotos auf jeder Seite begegneten, sondern auch weil Hitler alleiniger Anteilseigner des Verlags Franz Eher Nachf. GmbH war. Dessen Geschäftsführer Max Amann gebot inzwischen über einen der größten und erfolgreichsten Verlage des »Dritten Reichs« – kein Wunder, denn er verleibte sich andere Erfolgsverlage ein, so wie 1937 den berühmten Ullstein Verlag, der schon 1934 »arisiert« wurde, weil die Familie Ullstein jüdischen Glaubens war. Der Eher Verlag wurde während des »Dritten Reichs« zum größten Verlagskonzern Europas, sein Umsatz kam dem der IG Farben nahe. Ein lang anhaltender Verkaufsschlager für den Eher Verlag blieb Mein Kampf . Die hohen Absatzzahlen waren vorwiegend dadurch zu erklären, dass ab 1936 jedes frisch vermählte Paar auf dem Standesamt eine Ausgabe des Werkes überreicht bekam – sechs Millionen Exemplare wurden so an Mann und Frau gebracht. Und die mussten bezahlt werden, und zwar vom Steuerzahler. So wurde das Buch mit 10 Millionen verkauften Exemplaren zum Bestseller – den, wie nach 1945 oft beteuert wurde, kaum jemand wirklich las. Das konnte Hitler gleichgültig sein, die Tantiemen flossen stetig, jährlich zwischen 1,5 und 2 Millionen Mark. Daran änderte sich auch nichts, als 1935 der »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterverein«, in dessen Besitz der Eher Verlag war, aufgelöst wurde. Das gesamte Vermögen des Vereins fiel an die NSDAP. Und der Vereinsvorsitzende und alleinige Anteilseigner am Eher Verlag, Adolf Hitler, war nun kein Verleger mehr.
»Sichere Einnahmequelle«: Ein Ehepaar erhält nach der Trauung vom Standesbeamten ein Exemplar von Hitlers Buch Mein Kampf .
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Österreich
Krieg als Wirtschaftsfaktor
Der Öffentlichkeit wäre ohnehin nie in den Sinn gekommen, dass Hitler je eine Rolle im Verlagswesen gespielt hatte. Dem Image des Politikers wäre die Beteiligung an einem Wirtschaftsunternehmen abträglich gewesen. Und das Bild, das er in der Öffentlichkeit abgab, war Hitler stets wichtig gewesen. Er ließ sich zu Anfang seiner Regierungszeit als Beseitiger von Not und Arbeitslosigkeit feiern. Dass dies mit riesigen Krediten finanziert wurde und die meisten Investitionen in die Rüstungsindustrie flossen, schien den meisten Zeitgenossen nicht bewusst gewesen zu sein und wird auch noch heute gern vergessen.
Mir ist jeder Weg recht, der mir die Tore zum Herzen meines Volkes öffnet.
Hitler 1933
Als Kenner der NS-Wirtschaftspolitik erwies sich der Historiker Götz Aly in seiner Studie Hitlers Volksstaat . Er fasste im ZDF-Interview zusammen, wie Hitlers Konzept aussah: »Für die großen Arbeitsbeschaffungsprogramme, für die großen Bauprogramme – da ist etwa das Reichsluftfahrtministerium gebaut worden, bald der Flughafen Tempelhof, die Reichsautobahnen und so weiter – war überhaupt kein Geld da. Also hat man das mit Krediten gemacht unter der Maßgabe, dass diese Kredite später irgendwie zurückbezahlt werden. Nach außen hin hat dieses Arbeitsbeschaffungsprogramm funktioniert. In seiner Finanzierung war es völlig spekulativ und überzogen. … Diese Politik ist verbunden mit einer scharfen Wiederaufrüstung. … Und es war Hitler völlig klar, dass diese Kredite nur bezahlt werden könnten von dereinst noch zu besiegenden Völkern. Das heißt, die Aufrüstung war eine gezielte Investition in die kriegerische Zukunft der Deutschen.« Mit dem Krieg, den er 1939 entfachte, wurde Hitler zum Jahrhundertverbrecher, weil Millionen Soldaten und Zivilisten starben und im Namen Deutschlands und von deutschen Tätern während des Holocaust sechs Millionen Juden ermordet wurden. Angesichts dessen scheint es fast unangemessen,
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