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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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regelmäßig mit Gudrun, schickte ihr Briefe und Fotos mit Widmungen. Einmal nahm er sie sogar mit in die »Arbeit«, zu einem Besuch des Konzentrationslagers Dachau. Am Abend notierte sie in ihr Tagebuch: »Wir haben den Kräutergarten gesehen, die Birnbäume und die Bilder, die die Häftlinge gemalt haben. Wunderbar. Danach haben wir sehr gut zu Mittag gegessen.« Interessiert nahm Gudrun Anteil an den »Heldentaten« des Vaters. Als Hitler in Österreich einmarschierte, war auch Himmler zur Stelle und sorgte mit seiner SS für die »Aufrechterhaltung der Ruhe«. Am Tag nach dem »Anschluss« Österreichs lag das Mädchen mit hohem Fieber im Bett, und die Mutter schrieb verzückt in ihr Tagebuch: »Als ich ihr sagte, daß es erst ½ 4 Uhr ist, sie soll noch mal versuchen zu schlafen, sagte sie: Gestern um die Zeit ist der Pappi eingezogen. Sie meinte in Wien. So beschäftigt sich das Kind mit ihrem Vater.« Und am 30. Januar 1940 notierte die Mutter: »Heute H. v. seiner großen Reise zurück. Er hat den letzten Treck der Wolhynien-Deutschen an der Grenze Prycemizl [Gemeint ist Przemyśl] empfangen. Püppi habe ich vorgelesen u. erklärt, was es heißt: Treck u. Heimkehr ins Vaterland. Es ist eine unerhörte Tat. Nach 1000 von Jahren wird man noch davon sprechen.«

    »Nazi-Prinzessin«: Gudrun Burwitz Mitte der 1990er-Jahre.
    ullstein bild, Berlin (Karwasz)
    Diese Art von Indoktrination sollte ihre Früchte tragen. Gudrun Himmler war oft einsam und litt darunter, dass ihre Mutter »fast keinen Menschen um sich haben« konnte. Ihren Vater aber vergötterte sie. Nach dem Krieg versuchte sie immer wieder, seine Taten zu rechtfertigen. Sie selbst blieb dem NS-Gedankengut verhaftet, ebenso wie ihr Ehemann, der Autor und Journalist Wulf-Dieter Burwitz. Gudrun Burwitz ist, wie es heißt, bis heute in der neonazistischen Szene aktiv. Die Tochter Heinrich Himmlers verkörperte die Seele der »Stillen Hilfe«, eines SS-Vereins, der 1951 gegründet wurde, um verfolgten oder verurteilten NS-Tätern zu helfen. 1999 wurde dem Verein die Gemeinnützigkeit aberkannt. Sie half auch bei der Bildung der »Wiking-Jugend«, einer neonazistischen Kinder- und Jugendorganisation, die sich in der Nachfolge der HJ sah und 1994 vom Bundesinnenminister verboten wurde. Es ist still geworden um die 82-jährige »Nazi-Prinzessin«. Bis vor Kurzem war sie aber noch der »Star« bei Veranstaltungen von Alt- und Jungnazis und hielt dort regelrecht Hof.
    Die anderen beiden Kinder möchten, dass ihre Herkunft ein Geheimnis bleibt. So wie ihr Vater ihre Existenz möglichst geheim gehalten hatte.
    »Mir der Kampf« – Himmler und die Frauen
    Der schmächtige, unscheinbare Heinrich Himmler ist als Verführer kaum vorstellbar, und er tat sich auch lange sehr schwer mit Frauen. Als junger Mann war er ein »Spätzünder«. Während sein Bruder und seine Studienfreunde in München mit Mädchen ausgingen oder sich gar verlobten, kam Heinrich nicht zum Zuge. Er verdrängte das Thema Sexualität damit, dass er sich als einsamer Kämpfer und Held sah, der keine Bindungen eingehen dürfe. »Mir der Kampf«, schrieb er in sein Tagebuch und tröstete sich mit der Aussicht auf die »hohe Frau«, die weibliche Idealfigur, für die er sich aufsparen wollte.

    »Hohe Frau«?: Himmlers spätere Ehegattin Margarete im Jahr 1918.
    Bundesarchiv Koblenz (Bild 146-1990-080-04)

    »Sexueller Spätzünder«: Himmler tat sich schwer mit dem anderen Geschlecht.
    United States Holocaust Memorial Museum, Washington
    Im Dezember 1926 lernte er in Bad Reichenhall die dort zur Kur weilende Margarete Boden kennen. Laut dem Journalisten Heinz Höhne war Himmler damals vor einem Regenguss in die Halle eines Hotels geflüchtet und hatte seinen nassen Jägerhut vor einer Dame so schwungvoll gezogen, dass diese über und über bespritzt wurde. Die große blonde Frau mit den blauen Augen entsprach auf den ersten Blick seiner Traumvorstellung. Himmler begann seine erste Beziehung – mit 27 Jahren. Allerdings hielt er die Romanze anfangs geheim – Margarete war geschieden, sieben Jahre älter, evangelisch und Preußin. Für die erzkatholischen Himmlers schien diese Kombination so gut wie inakzeptabel. Seinem Bruder Gebhard vertraute Heinrich an, er würde lieber »allein einen Saal mit 1000 Kommunisten räumen, als den Eltern die Beziehung endlich zu beichten«. Als er diesen schließlich dennoch mitteilte, dass er Marga zu heiraten gedenke, reagierte die Mutter entsprechend

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